Schlechte Zeiten für BadegästeKronenburger See bleibt diesen Sommer geschlossen
Dahlem-Kronenburg – Baden verboten! Im kommenden Sommer bleibt der Kronenburger See für alle Wassersportfreunde gesperrt. Grund sind die nötigen Reparaturarbeiten an der Staumauertechnik nach dem Juli-Hochwasser vor einem Jahr. Und: Möglicherweise besteht das Badeverbot – je nach Dauer der Arbeiten und Ergebnis der Untersuchungen – auch noch im Sommer des nächsten Jahres. Das ist für die Urlauber, Wochenendgäste und vor allem die Touristiker in der Gemeinde Dahlem, aber auch in der angrenzenden rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde Gerolstein eine schlechte Nachricht.
Der See wird also nicht auf das Niveau des „Sommerstaus“ mit 483,5 Metern über NN angestaut, was das Baden, Segeln und Surfen erlauben würde, sondern verbleibt im aktuell niedrigeren „Winterstau“ von 481 Metern. Für den Laien sieht es so aus, als sei der See nicht ganz voll.
Erste Stornierungen gab es schon
Man habe zu der Entscheidung „keine Alternative“ gehabt, betonten jetzt bei einem Krisentreffen im Eifelpark Kronenburger See Dirk Weicker, Vorsitzender der Verbandsversammlung Kronenburger See und Bürgermeister der Gemeinde Hallschlag, und Jan Lembach, Zweckverbandsvorsteher und Bürgermeister der Gemeinde Dahlem übereinstimmend.
Lembach und Weicker waren auf Einladung von Eifelpark-Geschäftsführerin Daniela Brenner-Demoulin ins Restaurant des Ferienparks mit seinem freien Blick auf den Kronenburger See gekommen. Doch die schöne Aussicht interessierte Brenner-Demoulin verständlicherweise gerade weniger: „Jetzt können wir nur noch auf die Wanderurlauber setzen. Auf Familien mit Kindern eher nicht.“ Erste Stornierungen hat es nach ihren Angaben schon gegeben – denn was ist eine Sommersaison am See ohne Baden im See?
Arbeiten an Stauwand können nicht aufgeschoben werden
Die Hiobsbotschaft ergibt sich aus dem Prüfbericht eines vom Zweckverband Kronenburger See beauftragten Ingenieurbüros aus Konz bei Trier. Die Experten hatten das Ergebnis eines Vor-Ort-Termins und von Gesprächen mit dem Betriebspersonal der Stauanlage bei der Bezirksregierung Köln schlicht zusammengefasst: Die beiden Betriebsschütze, die den Abfluss regeln, müssen ausgebaut und erneuert werden. Ein Sommerbetrieb des Stausees mit den Winterschützen ist aus statischer wie betriebstechnischer Sicht nicht möglich. Das hat auch die Bezirksregierung bestätigt, die einen entsprechende Änderung der Betriebserlaubnis abgelehnt hat.
Im Detail müssen nicht nur zwei Hydraulikzylinder zum Antrieb ersetzt und die beiden jeweils mehr als zwei Tonnen schweren Stahlschieber ausgetauscht werden. Auch die Flutklappe und die Steuerung mit Schwimmer und Seilzug des Sickerwassermessschachts am Tosbecken müssen erneuert werden. Der Kauf der Bauteile ist teuer, da es sich fast nur um Einzelanfertigungen handelt und diese von einem der wenigen Spezialisten, die es gibt, eingebaut werden müssen.
1,2 Millionen Euro eingeplant, mehr möglich
„Wir gehen derzeit von rund 1,2 Millionen Euro aus, es kann aber auch doppelt so teuer werden“, befürchtet Jan Lembach, was unter anderem an der angespannten Marktsituation mit Material- und Kapazitätsengpässen im Stahlwasserbau liegt. Unklar ist derzeit auch noch, ob die Bezirksregierung nicht auch die Sicherheitsauflagen im Betonbau, an dem die Betriebsschütze in Laufrillen aufgehängt sind, erhöht. Das könne nach den Erfahrungen des Rekordhochwassers nicht ausgeschlossen werden, befürchtet der Dahlemer Bürgermeister.
Wie schwierig der nun startende und aktuell auf gut zwei Jahre ausgelegte Zeitplan der Arbeiten an der Staumauertechnik einzuhalten sein werde, zeige schon das Beispiel der ersten Materialbeschaffung, so Lembach: „Wir haben für die nötige Dammplatte, die wir für die Abschottung des Betriebsschutzschachtes während der Arbeiten brauchen, 40 Firmen angeschrieben. Keine hat geantwortet. Schließlich haben wir doch noch eine gefunden.“
Vernachlässigte Freizeitanlage ist ein Problem
Die vom Tourismus am Kronenburger See lebenden Betriebe wie der Eifelpark muss das alles nicht interessieren – letztlich werden die Kosten vom Wiederaufbaufonds des Landes NRW getragen. „Aber was ich vermisse, ist der Vorschlag einer Alternative, was man denn nun sonst am See machen kann. Und da ist die vernachlässigte Freizeitanlage ein Problem“, so Eifelpark-Geschäftsführerin Brenner-Demoulin.
Sie bezahle schließlich eine Fremdenverkehrsabgabe über die Buchungen ihrer Gäste an die Gemeinde – und die sei zweckgebunden für die touristischen Anlagen zu verwenden, wozu auch die Freizeitanlage diesseits der Staumauer gehöre.
Zusammenarbeit zwischen Zweckverband und Seeanliegerkommunen
Bürgermeister Lembach versuchte es zwar zunächst mit einer Relativierung – „der eigentliche Badebetrieb dauert doch nur knapp vier Monate, und es gibt ja viele andere Freizeitangebote am See“ –, doch das mochte Brenner-Demoulin nicht akzeptieren. „Tatsache ist, dass die Gemeinde Dahlem sich nicht mehr um die Freizeitanlage kümmert. Das hat sie an den Arbeitskreis abgegeben, und der kommt nicht in die Puschen“, kritisierte sie.
Was sie zudem fordere, sei eine bessere Zusammenarbeit zwischen Zweckverband und Seeanliegerkommunen. Tatsächlich hat sich da mit der Gründung der neuen Verbandsgemeinde Gerolstein einiges verändert. Die touristische Vermarktung des Sees wurde damit auf rheinland-pfälzischer Seite vom aufgelösten Verkehrsverein Obere Kyll an die Touristik Gerolsteiner Land GmbH in Gerolstein abgegeben. Die Gemeinde Dahlem wird in Sachen Fremdenverkehr von der Nordeifel Tourismus GmbH in Kall vermarktet.
2500 Euro für Freizeitanlage gespendet
Man solle sich an einen Tisch setzen, stimmte ihr Dirk Weicker zu. Allerdings müssen auch alle Anteilseigner am Zweckverband – neben den Gemeinden Hallschlag und Dahlem die beiden Landkreise Euskirchen und Vulkaneifel – einer möglichen eigenen Vermarktung des Kronenburger Sees zustimmen.
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Aus Sicht der Seefreunde wie der Touristiker kommt es vielleicht sogar noch schlimmer: „Nach derzeitigem Zeitplan der Bauarbeiten kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch im Sommer 2023 das Badeverbot bestehen bleiben muss“, so Jan Lembach.
Daniela Brenner-Demoulin konnte das auch nicht mehr schocken. Stattdessen bat sie Dahlems Bürgermeister um die Bankverbindung der Gemeinde: „Wir spenden 2500 Euro für die Freizeitanlage. Für die Herrichtung von Bänken und des Volleyballfeldes.“