Was könnte mit dem alten Feuerwehrgerätehaus nach dem Umzug geschehen? Das Thema „Verkauf“ könnte in Kronenburg zu einem Politikum werden.
Tauziehen um altes SpritzenhausVerkauf des Feuerwehr-Haus in Kronenburg nicht sicher
Was geschieht mit dem bald leerstehenden, alten Feuerwehrgerätehaus mitten in Kronenburgerhütte, das der Gemeinde Dahlem gehört? Pläne, das Gebäudeensemble zu verkaufen, will die Fraktion von Bündnis 90/Grüne im Gemeinderat hinterfragen. In der kommenden Sitzung des Gremiums steht das Thema erneut auf der Tagesordnung.
Dabei hatte der Dahlemer Gemeinderat per Mehrheitsbeschluss in nichtöffentlicher Sitzung am 24. Mai 2018 mit der Vorstellung der Pläne für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses unterhalb des sanierten Bürgerhauses von Kronenburg den Verkauf des alten in Kronenburgerhütte beschlossen. Doch das soll nun überprüft werden.
In der letzten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am 28. März, als das Thema erneut im nichtöffentlichen Teil auf der Tagesordnung stand, beantragte Grünen-Fraktionssprecher Ulrich Böttger aus Kronenburg erfolgreich, den Tagesordnungspunkt öffentlich beraten zu lassen. Da das laut Kommunalordnung in ein und derselben Sitzung nicht möglich ist, stellte die Fraktion entsprechende Anträge. Nun muss sich der Gemeinderat am Dienstag, 25. April, im öffentlichen Sitzungsteil der Sache erneut annehmen. Dann steht das Thema wieder an.
Dahlem: Bürgerhaus hat Bedeutung für Kronenburg
Das Hin und Her ergibt sich unter anderem aus der Bedeutung, die das Gebäudeensemble aus Turm und Anbauten für den Ortsteil Kronenburgerhütte hat. Neben der kleinen Brigida-Kapelle und der alten Kyllbrücke ist der „Turm“ ein wesentlicher optischer Bezugs- und Identifikationspunkt für die Anwohner. Kronenburgerhütte, das in der Wahrnehmung klar im Schatten des Touristen-Hotspots Kronenburg beziehungsweise des historischen Ortskerns auf dem Berg über dem Kylltal steht, kennen viele nur von der Zufahrt zum Kronenburger See.
Doch in jüngster Zeit hat es gerade hier überraschend zwei gastronomische Neueröffnungen gegeben. Und es macht aus Sicht von Böttger wie Anwohnern durchaus Sinn, über eine Nachnutzung des Feuerwehrgerätehauses am kleinen Dorfplatz nachzudenken. Aus Mailverkehren zwischen dem Ratsherrn, dem Ortsbürgermeister von Kronenburg, Johannes Fahling, und Anwohnern von Kronenburgerhütte, die vertraulich sind und daher nicht zitierbar, wird deutlich, dass der Grünen-Ratsherr mit seiner Einschätzung des Stellenwerts des alten Feuerwehrgerätehauses samt angrenzenden Gebäuden nicht allein dasteht.
Doch was könnte mit dem alten Feuerwehrgerätehaus nach dem Umzug der Löschgruppe geschehen? Und wie steht es um den Sanierungsbedarf der Bausubstanz? Der Schlauchtrockenturm und ein erster Anbau stammen nach Angaben von Ulrich Böttger, der von Beruf Architekt ist, aus den 1950er-Jahren. Das gilt demnach ebenso für das angebaute einstige Kühlhaus, das der Bevölkerung diente, weil in der Nachkriegszeit längst noch nicht jeder Haushalt über einen eigenen Kühlschrank verfügte.
Gebäudeensemble wird mehrfach genutzt
Das Gebäudeensemble ist zweigeschossig. Im vorderen Teil, in dem die Löschgruppe derzeit noch ihre Räume hat, befindet sich auch ein Kellergeschoss. Dieser vordere Teil und der Schlauchtrockenturm sind in vergleichsweise guten Zustand. In der Fahrzeughalle sind allerdings nur Holzfenster mit Einfachverglasung verbaut, die Wände über dem Bodenbereich sind leicht feucht. Im Obergeschoss haben die Aktiven vor etwa zehn Jahren in Eigenleistung die Räume einer vormaligen Wohnung für ihre Zwecke hergerichtet.
Im sich anschließenden Gebäudeteil befindet sich im Obergeschoss ebenfalls eine Wohnung, die aber nach dem letzten Auszug nicht mehr renoviert worden ist. Hier sind Kohleöfen und im Badezimmer ein Kohle-Wasserboiler verbaut. In diesem Gebäude des Ensembles wird der Sanierungsbedarf als eher hoch eingeschätzt. Was nicht für die Fassaden und die Dächer aller Gebäude gelten soll, die noch in „gutem Zustand“ seien, so Böttger.
Dahlem sucht nach Wohnraum für Geflüchtete
Was das Thema „Verkauf“ nun zu einem kleinen Politikum machen könnte, ist die Not der Gemeinde, eigenen Wohnraum für Geflüchtete zu finden. Gerade hat der Gemeinderat daher den Kauf teurer Wohncontainer beschlossen, die an der Dahlemer Binz aufgestellt werden sollen. Und jetzt hat man überraschend Zugriff auf möglicherweise zwei Wohnungen, denn Feuerwehrgerätehaus samt Anbauten sind in Besitz der Gemeinde Dahlem.
Da lohne sich doch die Frage, wie hoch die Sanierungskosten wären, meint Böttger. Er hat noch weitere Ideen entwickelt, wie man das Gebäude nutzen könnte: etwa als Jugendtreff, als Dorfladen – oder auch für die Tourist-Information der Gemeinde. Die ist derzeit auf dem Berg über dem Kylltal in der Rezeption des Feriendorfes Kronenburger See untergebracht. Für viele Touristen, die zu Fuß unterwegs sind, ist das eher eine Zumutung.
Käme sie nach Kronenburgerhütte, wäre sie ungleich besser zu erreichen. Ob es für den Nicht-Verkauf und eine der Nutzungsideen eine Mehrheit im Dahlemer Gemeinderat gibt, ist unklar. Vielleicht bis auf eine Ausnahme: Die Löschgruppe möchte gerne den alten Schlauchtrockenturm behalten, heißt es aus Kreisen der Aktiven. Denn ein Neubau eines Trockenturms am Bürgerhaus ist nicht geplant.