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Aus ganz Deutschland angereistEhrenamtliche befreien Moor in der Eifel von Bäumen

Lesezeit 5 Minuten

Mächtig Muskelkraft im Moor: Die Mitglieder des Vereins Bergwaldprojekt befreien die Fläche von Büschen.

Dahlem – Das kleine Tal am Dahlemer Moorbach ruht friedlich im Morgendunst. Hohe Nadelbäume säumen es, die Böschungen der Wege sind moosbestanden, Pilze schießen aus der Erde, rote, braune und beigefarbene.

In der kleinen Senke hinter dem Teich aber lässt sich hin und wieder nach dumpfen Schlägen auch mal ein gemurmelter Fluch vernehmen: „Die zähen Biester müssen mit der Hand raus.“ 16 Menschen unterschiedlichen Alters gehen in dem kleinen Tal mit Wiedehopf-Hacken, Arbeitshandschuhen und Spaten gegen Birken, Kiefern und Faulbäume vor und sorgen dafür, dass das Moor dort wieder zu einer offenen Landschaft wird.

Moor bei Dahlem sollte eigentlich von heide bewachsen sein

Wer von außen zuschaut, der sieht rasch, dass sich die kleine Gruppe echte Knochenarbeit vorgenommen hat. Die Gruppe ist mit zwei VW-Bussen des Vereins Bergwaldprojekt aus Würzburg angereist, stammt aber keineswegs aus Unterfranken, sondern aus ganz Deutschland.

Nicole Roßner etwa, sie ist Grafikdesignerin und gräbt gerade mit der Haue einen Faulbaum aus, ein kleines Gebüsch, das gerade mal einen Meter hoch ist, aber hundertfach auf der Fläche vorkommt, die eigentlich als typische Halbmoorlandschaft, deren Torf nicht so dick wie in einem Hochmoor ist, frei und offen und von Heide bewachsen sein sollte. „Ich designe eine Moorfläche“, lacht die Grevenbroicherin.

Pauline Zenetti aus Schwäbisch Gemünd ist die Leiterin dieser Gruppe. Sie kann ihren schwäbischen Dialekt nicht ganz verstecken. Muss sie aber auch gar nicht. Die angehende Forstwirtin hat zuerst Sozialwissenschaften studiert, dann das Studium der Forstwirtschaft in Dresden draufgesattelt, und leitet nun für den Verein Bergwaldprojekt e. V. in Würzburg die Maßnahme, die von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Euskirchen in Auftrag gegeben wurde.

Im Dahlemer Moor wachsen seltene Pflanzen

Neben der Schwäbin Zenetti haben sich hier andere Mitstreiter eingefunden, etwa der Beamte Clemens Schatz aus Troisdorf, der bei einer Bonner Bundesbehörde arbeitet. Oder der Kölner Rentner Reinhold Gödderz, ein ehemaliger Brandschutzingenieur. Weitere Mitstreiter kommen aus Halle, aus Berlin, aus Augsburg, aus Brühl oder Düsseldorf. Patrick Scharoff aus der Landeshauptstadt ist im Alpenverein und hat über diese Schiene den Verein Bergwaldprojekt entdeckt.

Kalkmagerrasen und Wacholder

Einen ersten Arbeitseinsatz hatte die Gruppe vom Bergwaldprojekt bereits am Wochenanfang in Alendorf am Eierberg. Dort galt es, die wertvollen Kalkmagerrasen, auf denen der Wacholder wächst, wieder zu entbuschen.

Das war nicht ganz einfach, denn die Fläche, die es zu bearbeiten galt, liegt an einem Hang. „Das war echte Knochenarbeit“, stöhnte ein Teilnehmer. Denn neben Büschen und kleinen Bäumen musste auch zu üppiger Wacholder, der die Fläche bedeckte, entfernt und am Wegesrand aufgeschichtet werden, damit dort die überflüssigen Gewächse relativ leicht durch einen Greifer aufgeladen werden können.

Durch den Arbeitseinsatz hier wurde künftige extensive Bewirtschaftung durch die Herde eines Wanderschäfers wieder gewährleistet.

„Wenn der Wacholder zu hoch ist, können die Hunde und der Schäfer die Schafe nicht sehen und die Tiere nicht kontrollieren“, beschrieb Pauline Zenetti das Problem, das nun mithilfe der Bergwald-Projektler für die nächsten Jahre wieder gelöst worden ist. (bz)

In Dahlem an der Wasserdell will die Gruppe unmittelbar neben zwei kommunalen Wasserentnahmestellen dafür sorgen, dass der typische Charakter der wertvollen Halbmoorlandschaft erhalten bleibt, denn hier wachsen Pflanzen, die anderswo ganz selten anzutreffen sind, sagt Pauline Zenetti. Unwillkommene Pflanzen aber wie hereingeflogene Kiefern, Faulbäume, Birken oder Büsche zögen aus dem feuchten Moorboden zuviel Wasser ab, und veränderten so die Struktur der wertvollen Landschaft radikal.

Bäume im Dahlemer Moor mit Wurzel ausgegraben

Ihre Truppe, so Zenetti, ist bunt durchmischt. Neben dem Beamten oder der Grafikdesignerin arbeiten hier Rentnerinnen, ein IT-Berater, Erzieherinnen, Logistiker, zwei Studenten und ein Angestellter einer Sparkasse. Sie alle wollen nicht nur Natur erleben, sondern etwas für die Natur tun. „Meine Frau und ich waren früher immer schon viel in der Natur“, sagt Clemens Schatz. „Da haben wir uns überlegt, dass wir uns ja eine Seniorenarbeit im Wald suchen können“, sagt er lachend.

Der Dahlemer Moorpfad ist in seiner Kurzvariante barrierefrei.

So wie er und seine Frau haben die meisten schon vor einigen Jahren Kontakt zu dem Verein aufgebaut und mehrere Arbeitswochen mitgemacht. Etwa in Werdohl im Sauerland, wo die Vereinsmitglieder vergangenes Jahr 2100 Bäume gepflanzt haben. „Das war eine schönere und befriedigendere Arbeit als jetzt die hier“, sagt Patrick Scharoff. Denn hier in der Halbmoorfläche bei Dahlem müssen die ungeliebten Pflanzen komplett mit den Wurzeln ausgebuddelt werden, damit sie nicht binnen weniger Monate erneut sprießen.

Ziegenhaltung im Dahlemer Moor nicht möglich

Die Möglichkeit, die Flächen hier durch Beweidung mit Ziegen kurzzuhalten, scheide aus, sagt Zenetti, weil dieses Moor unmittelbar neben einer Wasserentnahmestelle liegt. „Da ist der Einsatz von Tieren nicht gestattet“, so Zenetti. Die Gruppe soll aber nicht nur arbeiten, sondern auch lernen, warum sie gerade das tut, was sie tut. Deshalb hat Agraringenieurin Marietta Schmitz von der biologischen Station des Kreises in Nettersheim die Bergwäldler über den ökologische Wert und die Besonderheiten der Hochmoorfläche unterrichtet. Auch die Mitarbeiter der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises, Axel Jakob und Daniel Bloos, haben erläutert, warum die Fläche erhaltenswert ist.

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Durch das Engagement der Ehrenamtlichen stärke man deren Beziehung zum Ökosystem und erhalte auch „faszinierende Flächen nachhaltig für kommende Generationen“, so die Untere Landschaftsbehörde. Noch knapp zwei Tage werden die Naturschützer vom Bergwaldprojekt in Dahlem arbeiten, dann geht es weiter zur nächsten Pflegemaßnahme.

Mehr Infos finden Sie unter www.bergwaldprojekt.de.