EnergiewendeProjektierer für Windkraft und Freiflächen-Photovoltaik sucht Team in der Eifel

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Mehrere Windräder stehen vor blauen Himmel am Horizont auf einem grünen Hügel.

Vom alten Bauernhaus aus hat Kevin Schröder den Windpark Scheid im Blick.

Der Projektentwickler MLK hat ein Büro in Hallschlag eröffnet. Von dort aus soll nach ungenutztem Potenzial gesucht werden.

„Die anderen gehen, wenn die Anlagen stehen, wir bleiben hier als Ansprechpartner vor Ort.“ Selbstbewusst möchte Kevin Schröder den Unterschied machen. Der 29-jährige Schmidtheimer leitet das Büro des Windkraft- und Freiflächen-Photovoltaik-Projektentwicklers MLK aus Erkelenz in Hallschlag.

Hier, unweit der Landesgrenze zwischen NRW und Rheinland-Pfalz, grenzt das Büro des Projektentwicklers vom Niederrhein, der auch Betreiber zahlreicher Anlagen vor allem in Brandenburg ist, praktisch direkt ans Einsatzgebiet. Geht Kevin Schröder einmal ums Haus an der Ortsausgangsstraße von Hallschlag Richtung Losheim herum, blickt er auf eine hügelige Wiesen- und Felder-Landschaft, bestückt mit dem Windpark beim Dörfchen Scheid, das zur Verbandsgemeinde Prüm gehört. Zwölf Anlagen auf den Kuppen gehören einer von der MLK beauftragten Betreibergesellschaft.

MLK will Windkraftanlagen in der Eifel repowern

Das ist Teil einer Strategie. Derzeit baut MLK das Umspannwerk im Scheider Nachbarort Kehr aus. Das Anschlusspotenzial soll so auf mindestens 100 Millionen Kilowattstunden verdoppelt werden. Warum? „Wir werden einige unserer alten Windkraftanlagen repowern“, so Schröder. Die neuen Türme werden 245,5 Meter hoch sein und deutlich mehr Leistung bringen als die alten, die zudem auch zunehmend reparaturanfällig werden. Mehrleistung bedeute pro Anlage um die 14 bis 15 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, so Schröder.

Ein junger Mann steht in grauer Hose und hellblauem Hemd in der Einfahrt eines weißen Hauses. Im Hintergrund sind grüne Hügel und Windräder zu erkennen.

Das MLK-Büro hat Kevin Schröder im Wohnhaus des Bauernhofes seiner Großeltern am Ortsrand von Hallschlag.

Auch deshalb ist er in Hallschlag vor Ort, um gezielt die NRW-Nordeifel und die angrenzenden Regionen in Sachen alternativer Energiestandorte zu bewerten, Kommunen und Grundstückseigentümer zu kontaktieren und zu betreuen. Er besucht Fachausschusssitzungen und Gemeinderäte. „Alle Beteiligten am Aufbau eines neuen Standortes für alternative Energien sollen wissen, dass wir da sind. Anders als Wettbewerber, die oft nur vor Ort sind, bis die Anlagen laufen.“

Das Büro befindet sich im Haus der Großeltern

In Brandenburg, wo MLK bislang die meisten der mehr als 500 installierten Windanlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 700 Megawattstunden betreibt, hat das Unternehmen vor Ort Bürocontainer aufstellen lassen. In der Nordeifel ist es stattdessen das Erdgeschoss im Wohnhaus von Schröders Großeltern, das viele Jahre lang leer stand. Hier ist Kevin Schröder teilweise aufgewachsen.

„Wie man in der Eifel eben anpackt“, hätten Freunde und Familie beim nötigen Umbau mitgeholfen. Zwei helle Räume sind jetzt sein Büro. Im Besprechungsraum fehlt zwar noch die Küchenzeile, und im eigentlichen Büro mit zwei Arbeitsplätzen sind die Wände noch kahl. Nur ein etwas verloren wirkender Farn im Topf auf der Fensterbank soll für Wohlfühlatmosphäre sorgen.

Das werde aber noch, sagt Schröder. Zudem sei er ja ohnehin meistens nicht hier, sondern bei den Kunden. Nebenbei sucht Schröder Mitarbeiter, etwa für die technische Bauleitung. Alle Jobs, die ausgeschrieben sind, seien unbefristet. Es geht bei MLK um Expansion.

Die Eifel ist eine der stärksten Regionen in NRW für Windkraft

Die Eifel, derzeit eine der drei stärksten Regionen in NRW für Energie aus Windkraft, ist dabei noch nicht einmal so optimal geeignet wie angenommen. Die hügelige Topographie führe zu mehr Turbulenzen als gedacht, so Schröder: „Das ist ein Grund fürs Repowering mit deutlich größeren Rotortürmen: Man will in Höhen, in denen der Wind gleichmäßiger weht.“

Doch diese Strategie findet nicht nur Freunde. Die „Verspargelung“ der Höhenlinien – für viele ist gerade Hallschlag ein abschreckendes Beispiel – stößt auf Widerstand. Für den Berater ist das aber kein Argument: „Viele Gemeinden in der Region haben noch nicht verstanden, welche kommunale Wertschöpfung durch Beteiligungsgesellschaften bei Windparks oder Freiflächen-PV-Anlagen möglich ist.“ Zur Gewerbesteuer komme die verpflichtende EEG-Abgabe von 0,2 Cent pro Kilowattstunde: Bei einer 15-Megawatt-Anlage mache das pro Jahr an die 30000 Euro. Zusätzliche Einnahmen können Beteiligungsgesellschaften generieren, wie sie etwa von der Eifeler Energiegenossenschaft Eegon angeboten werden.

MLK plant eine Freiflächen-PV-Anlage bei Frauenkron

Aktuell hat der Gemeinderat von Dahlem die Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung eines Bebauungsplans für ein 14,7 Hektar großes Freiflächen-Photovoltaik-Areal der MLK nördlich von Frauenkron beschlossen. Zunächst ist das in der Gemeinde eines der letzten Projekte dieser Art. Das „Budget“ von 100 Hektar, das Dahlem für solche Vorhaben im Gemeindegebiet herzugeben bereit ist, war in Rekordzeit von knapp eineinhalb Jahren an Investoren verteilt.

Er glaube, dass es noch mehr bisher ungenutztes Flächenpotenzial nicht nur in der Gemeinde Dahlem, sondern auch den Nachbarkommunen gebe, ist sich Kevin Schröder sicher. Etwa am Ortsrand von Berk für weitere Windkraftanlagen – was jedoch die Berker nicht so gerne hören. Ihr Ort sei doch schon von einigen „Spargeln“ umstellt. Weitere geeignete Freiflächen-Areale glaubt Schröder in den Gemeinden Blankenheim und Nettersheim zwischen Mülheim und Tondorf, also dies- und jenseits des Endes der A1, identifiziert zu haben.

Unklarheit bei Windenergie-Vorranggebieten

Doch jetzt heißt es eigentlich erst einmal abwarten, was die Fortschreibung des Regionalplans in diesem Punkt ermöglicht. Ende Juni teilte die Bezirksregierung Köln den Kommunen mit, dass sich speziell die Abgrenzung der Windenergie-Vorranggebiete verzögert. Mitte 2025 soll nun der Feststellungsbeschluss des neuen Steuerungswerkes für Siedlungs-, Gewerbe-, Freizeit-, Schutz und diverse Nutzungsbereiche im Regierungsbezirk vorliegen. Das bezeichnen auch Verwaltungsexperten im Rathaus der Gemeinde Dahlem als ausgesprochen „sportlich“. Für Schröder und seine Kollegen macht die anhaltende Unklarheit die Sache nicht einfacher.

Schließt er die Bürotür ab und hat Feierabend, fährt er in seinen Heimatort Schmidtheim. Dorthin ist er nach zehn Jahren in Köln, in denen er unter anderem seinen Master in Unternehmensführung an der Rheinischen Fachhochschule gemacht hat, zurückgekehrt. Er ist ein „Heimkehrer“, wie es immer mehr gibt. „Die Hälfte unserer Fußballmannschaft, die in Dahlem und Schmidtheim spielt, besteht aus Rückkehrern“, so Schröder. Die Eifel ist eben nicht nur für die, die aus dem Dauerwind in der Region etwas zu machen wissen, eine lebenswerte Ecke.