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EnergieBatteriespeicher für 100 Millionen Euro und 100 Hektar für Photovoltaik in Dahlem

Lesezeit 6 Minuten
Auf der grünen Wiese im Vordergrund wird ein Batteriespeicherwerk gebaut. Im Hintergrund ist das Umspannwerk bei Dahlem zu sehen.

Noch ist es eine grüne Wiese: Auf dem Grundstück nahe dem Umspannwerk an der B51 bei Dahlem wird das Batteriespeicherwerk gebaut.

In der Gemeinde Dahlem können auf 100 Hektar Photovoltaikanlagen gebaut werden. Für 100 Millionen Euro entsteht ein Batteriespeicherwerk.

In der Gemeinde Dahlem wird die Energiewende greifbar. 21 Windenergieanlagen gibt es, fast alle sind schon am Netz. 95 Hektar sind für geplante Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf den Weg gebracht. Bis 2026 soll für rund 100 Millionen Euro ein großes Batteriespeicherwerk gebaut werden. Die Baugenehmigung wurde jetzt von der Bezirksregierung Köln erteilt.

„Dieses Projekt setzt neue Standards in NRW und darüber hinaus.“ Florian Antwerpen, Co-Gründer und Geschäftsführer der Münchner Kyon Energy Solutions GmbH, findet klare Worte, wenn er an das denkt, was er sich auf einer großen Wiesenfläche unterhalb des Dahlemer Umspannwerkes vorstellen kann.

Der Standort ist ein wichtiger Netzknotenpunkt im Hochspannungsnetz.
Florian Antwerpen, Kyon Energy

Dort, parallel zur B51, sollen 56 jeweils acht Meter lange und knapp drei Meter hohe Stahlspeichercontainer aufgestellt werden. Die Einzelbausteine, Batterie-Einhausungen, Schaltanlagen und Transformatoren werden in der Höhe kaum über den Straßendamm herausragen, zudem sollen Begrünungen vorgenommen werden.

Standort bei Dahlem eignet sich für Kyon Energy aus mehreren Gründen

Die Wahl auf den Standort zwischen Dahlem und Baasem fiel dabei nicht zufällig. Florian Antwerpen ist überzeugt, dass gerade hier vieles zusammenkommt: „Der Standort ist ein wichtiger Netzknotenpunkt im Hochspannungsnetz. Er bietet, umgeben von 21 Windkraftenergieanlagen, ideale Voraussetzungen für die Integration erneuerbarer Energien. Auch die Stärkung der Versorgungssicherheit durch Systemdienstleistungen ist hier am sinnvollsten möglich.“

Florian Antwerpen, Co-Gründer und Geschäftsführer der Kyon Energy Solutions, steht vor einem grünen Hintergrund.

Florian Antwerpen, Co-Gründer und Geschäftsführer der Kyon Energy Solutions in München, ist überzeugt: Der Standort bei Dahlem ist genau richtig für ein Batteriespeicherwerk.

In Verhandlungen mit der Gemeinde und bei der Präsentation des Projektes im Gemeinderat 2022 hatten Kyon-Vertreter auf die Synergieeffekte hingewiesen. Zudem war von Anfang an klar, dass das Bauprojekt ohnehin kaum verhindert werden kann. Es handelt sich bei dem Bauvorhaben im sogenannten Außenbereich um ein privilegiertes Projekt, da es der Stromnetzsicherheit dient.

Dem Bau stehen auch keine relevanten Argumente entgegen, denn errichtet wird die Anlage schließlich auf einer bislang landwirtschaftlich genutzten Fläche und die nächsten Siedlungen sind ausreichend weit entfernt.

Speicherwerk wird eine Kapazität von 200 Megawattstunden haben

Batteriegroßspeicher wie der jetzt geplante werden vor allem an größeren Netzknotenpunkten errichtet. Sie werden dafür eingesetzt, Stromnetzschwankungen durch erneuerbare Energien auszugleichen. So wird es auch am künftigen Standort bei Dahlem sein. Engpässe sollen reduziert, überflüssiger Strom in den Batteriespeicher abgeleitet werden.

Unterm Strich sollen dadurch auch starke Schwankungen beim Strompreis vermieden werden. Am Umspannwerk Dahlem, das von der Dortmunder Amprion GmbH betrieben wird, treffen mehrere 110 kV-Freileitungen und eine 220-kV-Freileitung aufeinander. Das neue Batteriespeicherwerk, das per neuer 10-kV-Leitung angeschlossen sein wird, habe hier einen geradezu idealen, weil auch nahen Standort, so Kyon Energy.

Das Projektenwicklungsunternehmen, das sich auf den Bau von Batteriegroßspeichern spezialisiert hat, hat nach eigenen Angaben bisher Speicherprojekte mit einer Leistung von 770 Megawatt realisiert. Die Speicherleistung am Standort Dahlem wird 100 Megawatt betragen, die Speicherkapazität bei 200 Megawattstunden liegen.

Bürgermeister: „Auftrag bei der Energiewende bereits mehr als erfüllt“

Netzbetreiber ist die Westnetz GmbH. Das neue Speicherwerk soll nach Herstellerangaben vollautomatisch per Remote-Schnittstelle, also via Internetverbindung, überwacht und betrieben werden. Personal vor Ort gibt es nicht. Lediglich zu Inspektions- oder Reparaturarbeiten werden Fachleute vor Ort sein.

Realer sollen da schon die für die Gemeinde Dahlem erwarteten Gewerbesteuereinnahmen sein – vorausgesetzt, das Speicherwerk läuft rentierlich. Bis zu 15 Millionen Euro sollen verteilt auf die projektierte 15-jährige Betriebslaufzeit fließen.

Dahlems Bürgermeister Jan Lembach sitzt an einem Tisch. Er hält eine Karte des Gemeindegebiets in die Kamera. Neben ihm sitzt Erwin Bungartz.

Eine Übersicht möglicher Photovoltaikflächen zeigt Bürgermeister Jan Lembach. Erwin Bungartz (l.) und sein Team haben sie erstellt.

Für Dahlems Bürgermeister Jan Lembach passt der geplante Bau ins Gemeindeentwicklungskonzept: „Damit haben wir unseren Auftrag als kleine Gemeinde bei der Energiewende bereits mehr als erfüllt.“ Denn alleine mit den schon gebauten 21 Windkraftanlagen könne man den Energiebedarf von 150.000 Menschen decken.

Und die in Rekordzeit auf den Weg gebrachten Freiflächen-Photovoltaik-Parks im Gemeindegebiet werden das ihre dazutun. Um den erwarteten und eingetretenen Andrang möglicher Investoren zu regulieren, hatte sich die Gemeinde schon früh einen Kriterienkatalog etwa mit Mindestabständen zwischen zwei Anlagen, zur Bebauung und einer Mindestgröße der Anlagen gegeben. Zudem wurde das alles auf einer Karte grafisch umgesetzt. Die Karte ist jetzt voll, an die 95 von vorgesehenen maximal 100 Hektar für Freiflächen-PV im Gemeindegebiet sind vergeben.

Auf knapp 100 Hektar können Photovoltaik-Anlagen gebaut werden

Im Einzelnen geht es um sieben Flächen, die alle Kriterien erfüllen und die von verschiedenen Betreibern bestückt werden sollen: 15 und 12 Hektar werden es entlang der B51 sein, 15 Hektar groß ist in etwa auch Areale südlich und eins nördlich von Schmidtheim, so Lembach. Acht Hektar sind es bei Berk, je 15 Hektar bei Frauenkron und bei Kronenburger Hütte. Macht insgesamt um die 95 von 100 Hektar.

Darf es noch ein bisschen mehr sein? Drohen im Gemeindegebiet von Dahlem neben Wald und den Ortschaften Rotorentürme für Windkraftanlagen und Photovoltaik-Parks das Bild zu bestimmen? „Ich schlage vor, mit den 100 Hektar, die wir jetzt ja fast schon erreicht haben, erst einmal innezuhalten“, sagt Bürgermeister Jan Lembach. Diese Projekte seien nun allesamt im Genehmigungs- und Planungsprozess. Er rate, erst einmal abzuwarten, ob aus allen Plänen auch tatsächlich etwas werde.

Doch gerade mit Blick auf das 100-Millionen-Euro-Projekt unterhalb des Umspannwerkes parallel zur B51 ist der Dahlemer Bürgermeister auch ein bisschen stolz: „Bei 4500 Einwohnern, die wir in unserer Gemeinde haben, glaube ich schon, dass dieser Schnitt an erneuerbaren Energien pro Einwohnerzahl in NRW ganz gut ist.“


Das Speicherwerk

Wie funktioniert ein Batteriespeicherwerk? Speichermedium der 56 geplanten Speichercontainer sind Lithium-Ionen Batterien, die elektrische Energie elektrotechnisch zwischenspeichern können. Die Speicheranlage nimmt überschüssige Energie auf oder gibt die benötigte Energie ins elektrische Versorgungsnetz ab.

Der Wechselrichter wandelt die im Speicher vorhandene Gleichspannung während des Entladens in Wechselspannung um. Während des Ladens wiederum läuft dieser Vorgang entgegengesetzt ab: Aus Wechselspannung wird Gleichspannung erzeugt. Die Wechselrichter sind über die Transformatoren mit dem 110 kV-Netz zum nahen Umspannwerk verbunden.

Aufgrund der hohen Anschlussleistung muss die Anbindung auch möglichst nah erfolgen, ein alternativer Standort sei daher von vorneherein ausgeschlossen gewesen, so Kyon Energy.


Forderung nach Beigeordnetem

Die Verwaltung im Rathaus in Schmidtheim braucht Verstärkung. Diese Ansicht äußerte Ulrich Böttger, Fraktionssprecher von Bündnis 90/Die Grünen, in seiner Rede bei der Verabschiedung des Gemeindehaushaltes. Böttger, der die Gelegenheit zur Grundsatzrede anlässlich der Etatverabschiedung nutzte, begründet die Forderung nach einer Planstelle für einen hauptamtlichen Technischen Beigeordneten mit den bestehenden Anforderungen.

Als Themenfelder nennt er etwa den Bereich der erneuerbaren Energien, Planung und Gemeindeentwicklung – Letzteres werde auch in städtebaulicher Sicht vernachlässigt, so der Architekt und Stadtplaner. Er halte Bürgermeister Jan Lembach und seinen Allgemeinen Vertreter Erwin Bungartz angesichts der Aufgabenfülle für die Verwaltung für überfordert. Anderes findet er durchaus gelungen. Da nennt er die Sanierung gleich mehrerer Dorfgemeinschaftshäuser, die Schaffung von neuen Kita-Plätzen und die Ausstattung der Feuerwehren.

Die geforderte Bestellung eines Technischen Beigeordneten wurde jedoch von Bürgermeister Jan Lembach zurückgewiesen. Dies sei bei kleinen Gemeinden wie Dahlem nicht vorgesehen.