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„Bäcker-Syndrom“Goldpaar aus Dahlem-Berk lieferte selbst am Jubeltag noch Brötchen aus

Lesezeit 3 Minuten
Das Jubelpaar Hans-Werner und Roswitha Schreiber vor der mit einem großen Kranz geschmückten Haustür mit einer großen 50.

Ein höchst aktives Jubelpaar: Hans-Werner und Roswitha Schreiber aus Berk feierten jetzt ihre Goldhochzeit.

Roswitha und Hans-Werner Schreiber sind 50 Jahre verheiratet. Selbst zur Goldhochzeit ließ ihnen ihr Tagesrhythmus anfangs keine Ruhe.

Wenn andere noch ausschlafen, sind Roswitha und Hans-Werner Schreiber wach, tragen dann unter der Woche die Tageszeitung aus und liefern sonntags Brötchen. „Sonntags hatten die Bäcker früher frei und fanden doch keine Ruhe, weil sie es gewohnt waren, früh aufzustehen“, erklärt Hans-Werner Schreiber das „Bäcker-Syndrom“.

Das ließ auch das Zeitungszusteller-Paar, das in den Morgenstunden unterwegs sein muss, selbst am Sonntagmorgen ihres Jubeltages nicht ruhen. Seit zehn Jahren ist der siebte Tag der Woche ihr Frischbackwarenliefertag. Warum also an diesem Sonntag nicht?

Seit mehr 30 Jahren tragen die Eheleute die Tageszeitung aus

Die Frage stellt sich dem 71-Jährigen und seiner vier Jahre jüngeren Ehefrau nicht, schließlich tragen sie ja auch seit weit über 30 Jahren in Berk und einigen Nachbarorten die Tageszeitung aus. „In Berk waren es früher allein schon 60 Abonnements“, erinnert sich Roswitha Schreiber.

Die gebürtige Berkerin Roswitha Keils war 15, Hans-Werner Schreiber aus Schnorrenberg 19 Jahre alt, als sie sich vor 52 Jahren in Berk „beim Tanz auf der Kirmes, wo sonst?“ kennenlernten. „Für zwei Monate waren wir dann zusammen“, so Hans-Werner Schreiber. Dann musste er für zwei Jahre zum Bund, zur Marine nach Kappeln an der Schlei, wohin er sich verpflichtet hatte.

Zur Goldhochzeit eine 50 Jahre alte Ausgabe der Heimatzeitung

Einmal im Monat sahen sich die beiden wieder – dazwischen schrieben sie sich „täglich Briefe“, schmunzelt Roswitha Schreiber. E-Mail, Smartphone – das gab es noch lange nicht. Und das Telefonieren war teuer.

Nach dem Ende der Bundeswehrzeit wurde zügig geheiratet. Am 27. Juli 1973 standesamtlich, einen Tag später kirchlich. Zum Jubeltag 50 Jahre später haben die beiden ein Geschenk bekommen, das zu ihrem Frühmorgendienst passt: eine historische Ausgabe ihrer Heimatzeitung vom 28. Juli 1973 mit der Titelseitenschlagzeile: „Rätsel um Einbruch bei Wehner“. Herbert Wehner war einst SPD-Parteivorsitzender. Und die Straftat die Schlagzeile in der „Saure-Gurken-Zeit“ wert.

Milchtankzug für die May-Werke in Erftstadt gefahren

Roswitha Schreiber absolvierte eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau, eine zweijährige an der Landwirtschaftsschule in Kall schloss sich an: „Bis die Kinder kamen.“ Sohn Torsten und Tochter Bianca, dazu die Führung des Haushalts im elterlichen Wohnhaus in Berk, forderten ihren Tribut.

Auch Hans-Werner Schreiber hatte zunächst Einzelhandelskaufmann gelernt, war dann unter anderem im damaligen Textilgeschäft Ley in Jünkerath als Verkaufsfahrer für Molkereiprodukte und Milchtankzugfahrer für die May-Werke in Erftstadt beschäftigt. Schließlich bis zur Rente bei Papstar in Kall.

Das später aus- und angebaute Wohnhaus in Berk war dann über 14 Jahre lang sogar ein Dreigenerationenhaus mit Roswitha Schreibers mittlerweile verstorbenen Eltern, dem Jubelpaar und Sohn Torsten mit seiner Frau, bevor die beiden in Hallschlag neu bauten. Roswitha und Hans-Werner Schreiber sind dabei schon lange nicht nur als Zeitungszusteller in Berk bekannt.

In Berk bei vielen Veranstaltungen gekellnert

„Wir haben auch viele Jahre lang in Berk gekellnert, was es zu kellnern gab“, so Roswitha Schreiber zur Umtriebigkeit der beiden. Davon profitiert die Dorfgemeinschaft. Doch ab und an kehrten die beiden der Eifel auch mal den Rücken. Dann ging es früher in den Urlaub nach Österreich und Südtirol, das Motorrad auf dem Hänger hinter dem Pkw zwecks kleiner Ausflüge vor Ort. „Heute setzen wir uns in den Reisebus und lassen uns fahren“, sagt der Jubilar.

Zum Festtag ihrer Goldhochzeit gratulierten im Bürgersaal von Berk die Kinder, die vier Enkelkinder, Nachbarn, Freunde und Aktive des von Hans-Werner Schreiber gegründeten Tischtennis-Clubs Berk. Und ein Ständchen gab es   vom Musikverein Hallschlag, in dem die Schwiegertochter mitspielt.

Schreibers, die im Bürgersaal von Berk oft genug hinter dem Tresen standen, ließen sich an diesem Tag einfach mal bedienen.