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HochgenussKammerkonzerte im Schloss Schmidtheim boten nicht nur etwas für die Ohren

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Sarah Christian mit der Violine und Maximilian Hornung mit dem Cello sitzen vorne, im Hintergrund ist Herbert Schuch am Flügel zu sehen.

Für musikalischen Hochgenuss sorgten Sarah Christian (v.l.), Herbert Schuch und Maximilian Hornung.

Für das Kammermusik-Festival „Zwischen den Jahren“ wurden ausnahmsweise die Türen des Schloss Schmidtheim für die Öffentlichkeit geöffnet.

Kammermusik vom Feinsten bietet seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten das Festival „Zwischen den Jahren“, das der in Aremberg lebende Ekkehard Welkens aus der Taufe gehoben hat. Am Wochenende fand es zum zweiten Mal im Schloss in Schmidtheim statt. An drei Abenden servierten drei international renommierte Musiker ein Programm aus klassischer Musik des 19. Jahrhunderts. Dabei stand jeder Abend unter einem anderen Generalthema.

Gleich zwei Besonderheiten zeichnen das Festival aus, das in diesem Jahr unter dem Motto „100 Ears“ stand. Da ist vor allem der Aufführungsort zu nennen. Dass das Schloss Schmidtheim als Konzertstätte einmalig ist, steht außer Frage. Da es von Graf Beissel und seiner Familie bewohnt ist, ist es nicht der Öffentlichkeit zugänglich.

Schloss Schmidtheim eignet sich hervorragend als Konzertstätte

Wie liebevoll das historische Gemäuer bewahrt wird, wird bei dem kleinen Einblick deutlich, den die Zuschauer bei dem Gang in den Konzertraum erhalten. Der großzügige Raum im ersten Stock, der als Konzertsaal genutzt wird, offenbart ungeahnte akustische Qualitäten.

Die großformatigen Gemälde der Beisselschen Vorfahren scheinen schallschluckend zu wirken, sodass der Raumklang eine hervorragende, nicht zu hallige, aber auch nicht trockene Tiefe bekommt. Rund 50 Zuhörer können hier Platz finden, mehr sollen es nicht werden, so Welkens.

Das Bild zeigt den erleuchtenden Hof des Schlosses.

Ein außergewöhnlicher Veranstaltungsort ist das Schloss Schmidtheim.

„Klavierzimmer“ wird der Raum genannt, da dort der Steinway-Flügel, der mithilfe von Förderern beschafft werden konnte, seine Heimat gefunden hat. Das Instrument hat einen harmonischen, nicht zu aggressiven Klang. Der Flügel entfaltet solistische Brillanz, wenn er von einem Ausnahmekönner wie Herbert Schuch gespielt wird, und fügt sich genauso einfühlsam in die kammermusikalischen Ensembles ein, die das Festival ausmachen.

Denn „Zwischen den Jahren“ sollte als das konzeptuelles Gesamtkunstwerk gesehen werden, als das es erdacht ist. Drei Musiker kommen zusammen, um tagsüber gemeinsam Werke zu erarbeiten, die am Abend dem Publikum präsentiert werden. Ein wenig erinnert das an das Heimbacher Kammermusikfestival „Spannungen“, bei dem die Anzahl der Musiker und der Besucher jedoch ungleich größer ist.

Ich finde das Festival und die Konzerte im Schloss wahnsinnig gemütlich.
Violinistin Sarah Christian

Was auch die Künstler merken, wie Pianist Herbert Schuch sagt, der auch schon einmal bei den „Spannungen“ aufgetreten ist. „Ich finde hier in Schmidtheim Raum und Entspannung“, sagt er. Die Atmosphäre sei still und konzentriert. „Hier fehlt die durchgeknallte Nervosität“, stellt er fest. Mit Violinistin Sarah Christian und Cellist Maximilian Hornung trat Schuch in Schmidtheim auf.

Während des Festivals wohnen sie in einem Hotel in Blankenheim. Christian und Hornung, die miteinander verheiratet sind, haben ihr kleines Kind dabei. „Ich finde das Festival und die Konzerte im Schloss wahnsinnig gemütlich“, so Christian. Die drei Musiker sind lange im Geschäft und haben diverse Male miteinander gespielt. Doch im Trio, so Schuch, haben sie noch nie zusammengearbeitet. Was nicht zu merken ist: Routiniert funktioniert die Zusammenarbeit, als sei es noch nie anders gewesen.

Schlossherr Graf Beissel freut sich über Kultur in den eigenen Wänden

Engagiert und kräftig gehen sie die Stücke an. Werke von Claude Debussy und Camille Saint-Saëns stehen am Freitagabend unter dem Titel „Aus der Ferne“ auf dem Programmzettel, am Samstag als „Schubertiade“ Kompositionen von Franz Schubert, und am Sonntag „Lieder ohne Worte“ von Robert Schumann und Johannes Brahms.

„Wir wollen die Kammermusik aus den großen Sälen wieder dahin bringen, wo sie herkommt“, sagt Welkens. Für ihn ist deshalb das Schloss Schmidtheim als Aufführungsort ein Glücksfall, denn hier findet er nicht nur genau so einen Raum, für den die Musik einst komponiert wurde, sondern auch begeisterte Gastgeber.

„Die Kultur kommt zu mir, sonst muss ich stundenlang dorthin fahren“, freut sich Emmanuel Graf Beissel, Eigentümer des Schlosses. Er finde es schön, dass die Konzerte in seinem Zuhause stattfinden. Und doch: Etwas stressig sei es schon gewesen, da die Familie an Weihnachten zu Gast gewesen sei, als die Vorbereitungen für die Konzerte liefen.

Auch 2025 soll „Zwischen den Jahren“ in Schmidtheim stattfinden

Und dass die Veranstaltung zwar künstlerisch hochstehend ist, aber kaum für großen Reichtum taugt, wird angesichts des beschränkten Zuschauerraumes auch schnell klar. „Es geht nicht ums Geldverdienen“, betont Welkens. Er sei dankbar, dass das Festival in diesem Raum angeboten werden könne. Die Gastfreundschaft der Familie Beissel, viel ehrenamtliches Engagement und die Förderung von privaten Gönnern machen das Festival überhaupt erst möglich.

Nach der Premiere im Jahr 2005 in Antweiler fand „Zwischen den Jahren“ in Aremberg und auch im Eifelmuseum in Blankenheim statt. Nun ist es in Schmidtheim angekommen, ein neues Territorium, wie Welkens sagt. „Es ist schwierig, Publikum hierherzubekommen, aber es baut sich auf“, sagt er. Die Veranstaltungen sind auf jeden Fall ausverkauft, das Publikum begeistert.

Und so soll auch 2025 „Zwischen den Jahren“ wieder in Schmidtheim stattfinden. Geplant sei, dafür die Musiker aus den ersten Jahren für die Konzerte zu gewinnen. Auch werde eine Konzertreihe „Klaviertage 2025“ vorbereitet, die im Frühjahr in Schmidtheim stattfinden soll. „Auch das soll ein Wiedersehen mit den Künstlern aus den Anfangsjahren werden“, so Welkens' Idee.