Das Ende der EuphorieCorona-Lage in Schulen im Kreis Euskirchen spitzt sich zu
Kreis Euskirchen – Volle Klassen, wenig Abstand, keine Maskenpflicht und in Grundschulen bis auf wenige Ausnahmen alle ungeimpft. In den Schulen im Kreis sitzen diejenigen, die am wenigsten vor dem Coronavirus geschützt sind: die Kinder. Derzeit seien ein Viertel aller Infizierten Kinder, teilte der Kreis Euskirchen mit. Anfang des Monats war der Anteil fünf Prozent geringer.
Wunsch nach einheitlichen Regeln
„Wir können nicht von einer Explosion der Zahlen sprechen“, sagte Sonja Hof, stellvertretende Schulleiterin des Bischöflichen Clara-Fey-Gymnasiums in Schleiden. Noch sei die Lage sehr ruhig. „Es treten natürlich einige Fälle auf, einige Schülerinnen und Schüler sind auch in Quarantäne, aber viele der Schüler tragen freiwillig weiter die Maske“, so die stellvertretende Schulleiterin. Positiv wirke sich auch die recht hohe Impfquote der oberen Stufen aus, fügt Hof hinzu. „Trotzdem haben wir das Gefühl, dass es zunimmt.“
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Hof wünscht sich eine landesweite einheitliche Regelung. Besonders nach den Weihnachtsferien wäre eine 2G-plus-Regelung, bei der sich auch die geimpften und genesenen Schüler testen lassen, wünschens- und denkenswert, sagte Hof. Denn Testen nach den Ferien sei „ganz wichtig“. Im Vordergrund stehe schließlich, so Hof, erneute Schulschließungen zu umgehen.
Eine konkrete Zahl möchte Michael Mombaur, Leiter der Marienschule in Euskirchen, nicht nennen. Er könne aber zuletzt „mehrere positive Tests“ bestätigen. „Wir sind mittendrin“, sagt der Leiter des Gymnasiums. Deshalb trage man „in weiten Teilen des Unterrichts“ auch wieder Maske. „Die Entscheidung, auf Masken in der Schule zu verzichten, halte ich für falsch“, sagt Mombaur.
Inzidenz bei 205,9
69 Neuinfektionen vermeldete der Kreis Euskirchen am Mittwoch. Alleine 30 neue Fälle gab es in der Kreisstadt, auch in Mechernich (13) lag der Wert im zweistelligen Bereich. Die Sieben-Tage-Inzidenz beträgt 205,9 – der vierthöchste Wert, der im Verlauf der Pandemie berechnet wurde. Momentan sind 828 Menschen im Kreis Euskirchen infiziert.
Man wäge immer ab und hinterfrage sich mehrfach, ob dieses oder jenes machbar sei. So manche Diskussion darüber werde sachlich, manch andere emotional geführt. Auch bei der Diskussion um den Tag der offenen Tür, der am Samstag stattfinden wird, sei das so gewesen. „Wir haben uns dafür entschieden, ihn unter strenger Beachtung der 3G-Regel zu veranstalten. Zudem wird im gesamten Gebäude Maske getragen“, so Mombaur.
Viele Schüler tragen freiwillig Maske
Am Hermann-Josef-Kolleg in Steinfeld ist die Euphorie der Ernüchterung gewichen. „Natürlich haben wir uns gefreut, keine Masken mehr tragen zu müssen. Jetzt wissen wir, dass die Entscheidung falsch war“, sagt Marlene Metternich, die nicht nur in Steinfeld ihr Abi machen möchte, sondern auch Sprecherin der Bezirksschülervertretung ist. Während des Unterrichts tragen laut der 17-Jährigen Schüler und Lehrer wieder freiwillig Maske. Der Großteil der Oberstufe sei geimpft. Dennoch werde das Angebot der freiwilligen Tests in der Oberstufe rege angenommen. Gerade vor Wochenenden machen Metternich zufolge die Schüler davon Gebrauch.
Freiwillig testen lassen sich auch viele Lehrer in der katholischen Grundschule in Mechernich. „Das Kollegium beweist gesunden Menschenverstand“, meint Schulleiter Ulrich Lindner-Moog. In den letzten Wochen habe es immer wieder positive Fälle in einigen Klassen gegeben. Das sei aber nicht vergleichbar mit der Phase nach den Sommerferien, als es 25 Ausbrüche bis Ende September gegeben habe. „Direkt am ersten Schultag hatten wir einen positiven Fall, weshalb am Einschulungstag eine gesamte Klasse gefehlt hat“, so Lindner-Moog.
Rückkehr ins Homeschooling nicht ausgeschlossen
Von den Lollitests ist der Schulleiter überzeugt. Nach 30 Sekunden sei er vorbei. Kommt bei dem Pooltest ein positives Ergebnis heraus, werden die Eltern informiert. Dann müssen die Kinder einen Einzeltest machen, den alle zu Hause haben. Die Eltern bringen die Proben am nächsten Tag in die Schule, die Klasse bleibt bis zum Ergebnis daheim.
So testen die Schulen und Kindergärten
In Schulen sind drei Tests pro Woche vorgeschrieben, in Kindergärten zwei, teilt der Kreis Euskirchen mit. Letztere Zahl erhöht sich beim Auftreten eines positiven Falls auf drei Tests pro Woche für 14 Tage.
Gemäß Verordnung werden die Tests in den Schulen und den Kindertagesstätten als Selbsttest gewertet. Erlaubt sind sowohl Antigen-Selbsttests (Stäbchen in Rachen oder Nase), die hauptsächlich in weiterführenden Schulen verwendet werden, oder aber PCR-Pooltests (Lollitests), die bei positiven Fällen Einzel-PCR-Tests nach sich ziehen.
In Quarantäne müssen in Schulen die Positiven und die direkten Sitznachbarn, in Kitas nur die positiven Kinder. Häuft sich die Zahl der Fälle im Rahmen einer Kontaktpersonennachverfolgung, können aber auch ganze Schulklassen, Kindergartengruppen oder Kurse in Quarantäne geschickt werden.
Kritik übt Lindner-Moog an der Politik. Zu dem Zeitpunkt, als in NRW die Maskenpflicht abgeschafft wurde, seien in einigen Bundesländern die Zahlen gestiegen. Aktuell kam der Erlass, dass ab Januar neben den Pooltests in der Schule automatisch Einzeltests zu Hause gemacht werden müssen. Das Ergebnis erhalten die Eltern, die dann in der Verantwortung stehen – wie auch schon bei der Entscheidung, ihre Kinder impfen zu lassen.
Eine Rückkehr ins Homeschooling will der Schulleiter nicht ausschließen. „Das hätte ich vor Wochen nicht gedacht.“