Hanne Haller war chancenlosDebatte um Straßennamen in Kuchenheimer Wohngebiet
- In Euskirchen-Kuchenheim soll es zukünftig Straßen geben, dessen Namen an berühmte Komponisten und Komponistinnen angelehnt sind.
- Dabei wurde mit Hanne Haller auch eine Musikerin aus der Schlager-Ecke ins Rennen geschickt.
- Doch die Begeisterung hielt sich in Grenzen.
Euskirchen-Kuchenheim – Freunde des deutschen Schlagers werden Hanne Haller in erster Linie als Sängerin in Erinnerung haben. Sie war allerdings auch Tonmeisterin, Musikproduzentin, Texterin und Komponistin. Sie schrieb Lieder für Karel Gott, Daliah Lavi, Katja Ebstein, Rex Guildo, Jürgen Drews und Milva, um nur einige Beispiele aus einer Liste zu nennen, die die Euskirchener Stadtverwaltung kürzlich dem Ausschuss für Umwelt und Planung vorlegte.
Dabei ging es nicht etwa darum, die Politiker zum Singen zu ermuntern, sondern um die Frage, wie zwei Straßen im geplanten Wohngebiet „Am Rheinbacher Weg“ in Kuchenheim benannt werden sollen.
Dazu muss man wissen, dass die Stadt stets solche Bezeichnungen favorisiert, die einen Ortsbezug haben. Ist dies nicht der Fall, kommen bestimmte Sachgruppen zum Zug – im Fall von Kuchenheim handelt es sich um die Namen von Komponisten.
CDU-Fraktion bringt Langen ins Spiel
Mit einer der künftigen Straßen wollte die Verwaltung ursprünglich an den Franzosen Maurice Ravel (1875-1937) erinnern. Doch die CDU-Fraktion lenkte den Blick auf ein Schreiben der Familie Kahlow, die vorschlug, in dem Neubaugebiet die August-Langen-Straße anzulegen.
Langen war von 1946 bis 1969 Bürgermeister der Gemeinde Kuchenheim, zudem von 1954 bis 1969 Amtsbürgermeister des Amtes Kuchenheim und nach der kommunalen Neugliederung zehn Jahre lang Mitglied des Euskirchener Stadtrats.
Die Stadtverwaltung, der Ausschuss und auch der Rat, der in der Angelegenheit jetzt das letzte Wort hatte, schlossen sich dem Vorschlag an. Maurice Ravel („Boléro“) kam also nicht zum Zug. Dieses Schicksal ereilte auch Hanne Haller. Dass sie auf der Kandidatenliste gelandet war, erklärte der Technische Beigeordnete Oliver Knaup so: Bisher seien in Kuchenheim für die Benennung von Straßen „immer Komponisten aus alter Zeit gewählt“ worden. Nun solle endlich einmal eine Frau an der Reihe sein. Das Problem, so der Dezernent: „Bei den Komponistinnen aus alter Zeit sind die Namen teilweise zu lang, schlecht auszusprechen oder sie sind weitestgehend unbekannt oder sie lebten während der Zeit des Nationalsozialismus, was eine Würdigkeitsprüfung vor der Benennung voraussetzt.“ Die „einzige bekanntere Komponistin aus dem 19. Jahrhundert“ sei Clara Schumann. Gegen sie spreche aber, dass eine Straße in der Kernstadt den Namen ihres Ehemanns trage: „Bei einer Benennung nach Frau Clara Schumann wäre die Verwechslungsgefahr zu hoch“, gab Knaup zu bedenken.
Begeisterung für Haller hielt sich in Grenzen
Schließlich muss im Rathaus jemand auf die Idee gekommen sein, auch Komponistinnen aus neuerer Zeit in Betracht zu ziehen. So empfahl die Verwaltung schließlich Hanne Haller, die von 1950 bis 2005 lebte.
Die Begeisterung im Fachausschuss hielt sich aber in Grenzen, auch wenn aus der Feder der Norddeutschen nach Knaups Recherchen Titel wie „Resi, i hol di mit mei’m Traktor ab“ (gesungen von Wolfgang Fierek) oder „Für alle“ stammen, mit dem die Gruppe Wind beim Grand Prix Eurovision de la Chanson (dem Vorläufer des Eurovision Song Contest) 1985 Zweiter wurde.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Haller würde uns nicht so passen“, sagte Grünen-Chefin Dorothee Kroll. Ihre Fraktion schlage vor, sich „weiter im Bereich der klassischen Musik zu bewegen“. Die Grünen plädierten deshalb für Hildegard von Bingen, was schließlich auch der Stadtrat guthieß.