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„Der Kreis wird ein anderer sein“DRK-Präsidentin zu Gast im Kreis Euskirchen

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Rotkreuz-Präsidentin Gerda Hasselfeldt und Landeschef Hans Schwarz (2.v.l.) erkundigen sich über die Lage.

Kreis Euskirchen – Das Versprechen von Gerda Hasselfeldt macht Mut: „Wir vom DRK bleiben im Krisengebiet, so lange die Menschen uns brauchen.“ Die Präsidentin des Bundesverbands des Deutschen Roten Kreuzes war genau wie Hans Schwarz, Präsident des Landesverbands, am Freitag zu Gast im Rotkreuzzentrum in Euskirchen.

Neben den hauptamtlichen Kräften sind seit Mittwoch vor einer Woche zusätzlich 250 Ehrenamtler pausenlos im Einsatz – und zwar „teilweise bis zur Erschöpfung und selbst betroffen“ vom Hochwasser, so Hasselfeldt.

Aus ganz Deutschland kommen die Rotkreuz-Kräfte, die im Kreis Euskirchen helfen.

Noch überwiegen die Aufräumarbeiten und die akute Versorgung. Aber für die DRK-Präsidentin ist klar: Man müsse Lehren ziehen aus dieser Katastrophe. Strom- und Wasserversorgung müsse durch Aggregate sichergestellt werden, aber auch Decken, Hygieneartikel, Betten und Zelte in ausreichender Zahl vorrätig halten, um Evakuierungssituationen zu bewältigen. „Wir haben vom Bund eine Zusage für zwei zentrale Lager in Deutschland, wir brauchen aber zehn“, formuliert sie ihre Forderung an die Politik auf höchster Ebene.

Übungen in Nichtkrisenzeiten

Außerdem müssten auch in Nichtkrisenzeiten viele gemeinsame Übungen mit anderen Organisationen stattfinden. „Das ist wie bei dem Erste-Hilfe-Kursus: Den macht man kurz vor dem Führerschein und wenn man es dann braucht, weiß man nicht, was man tun soll. Das geht nicht“, sagte Hasselfeldt.

Rotes Kreuz im Kreis im Katastropheneinsatz

Vielfältige Aufgaben hat das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen zur Bewältigung der Hochwasserkatastrophe übernommen. Bis zu 1000 evakuierte Bürger wurden in Notunterkünften in Euskirchen, Kuchenheim, Weilerswist, Bad Münstereifel und Mechernich untergebracht, versorgt, betreut und verpflegt. Rund 1000 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und anderen Hilfsorganisationen werden täglich dreimal verpflegt. Es wurden Versorgungsstützpunkte in den besonders betroffenen Bezirken von Bad Münstereifel und Schleiden eingerichtet. Bürgerversorgungsstützpunkte werden mit Hilfsgütern versorgt. Es erfolgten der Aufbau und Betrieb eines kreisweiten Logistiknetzwerks zur Verteilung von Hilfsgütern sowie die Einrichtung und Unterstützung des Hauptumschlagplatzes für Hilfsgüter in Zülpich, die Einrichtung einer Bürgerhotline und der Betrieb einer Personenauskunftstelle. Geplant ist die mittel- und langfristige Bevorratung und Versorgung mit Geräten wie Bautrocknern und Aggregaten.

Dabei ist das Rote Kreuz im Kreis zum Teil selbst schwer betroffen, seien es die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter oder Schäden an fünf der 32 Kindergärten. „Eine Einrichtung ist vermutlich nicht mehr zu retten und wird abgerissen werden müssen“, sagt Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker. Fünf Einsatzfahrzeuge wurden durch das Wasser zum Teil total beschädigt. Hinzu kamen in der ersten Woche der Ausfall des Telefons und des Internets in der Kreisgeschäftsstelle und damit eine erhebliche Einschränkung der Kommunikationsmöglichkeiten. (ets)

Hans Schwarz, der sich diese Woche zum zweiten Mal ein Bild im Kreisgebiet gemacht hat, ist überwältigt: „Davon, wie das DRK den Menschen hier hilft, aber auch vom Engagement der Bürger.“ Viele Dinge seien in den Orten selbst organisiert worden, das Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen könnten dann unterstützend wirken. „Nehmen wir als Beispiel die Bundeswehr: Die Soldaten würden gerne viel mehr machen, als ihre Vorgesetzten erlauben“, so Schwarz. Einen Appell richtet er an die Bürger: „Wir werden mit Sachspenden überhäuft. Bitte machen Sie das nur nach Aufforderung. Geldspenden sind aber willkommen.“ Der Landesverband hat aus der Politik die Zusage für 200 Millionen Euro erhalten, die in die Krisengebiete fließen sollen. Gerda Hasselfeldt ergänzt: „Der Bundesverband hat Spenden in Höhe von 15 Millionen Euro erhalten.“

„Wir haben im wahrsten Sinne des Wortes den Bundes- und Landesverband hinter uns“, sagte Kreisverbands-Vorsitzender Karl-Werner Zimmermann, in dessen Rücken Gerda Hasselfeldt und Hans Schwarz standen. Um eine Dimension zu erhalten, was beispielsweise die Verpflegung der Einsatzkräfte, die zentral von Euskirchen aus erfolgt, kostet, nennt Zimmermann Zahlen: „Zwischen 100.000 und 150.000 Euro pro Woche.“ Große Freude empfindet er durch die Unterstützung innerhalb des Roten Kreuzes: „Da rufen Kreisverbände an, dass sie gerne für zwei Tage mit Leuten kommen wollen, damit unsere Kräfte mal durchschnaufen können.“

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Zimmermanns Prognose angesichts der Katastrophe: „Wenn die Schäden behoben sind, wird es ein anderer Kreis Euskirchen sein und auch die Menschen werden andere sein.“ Landrat Markus Ramers kam auf die „überlebenswichtige Rolle“ des DRK im Kreis zu sprechen. Schon vor der Katastrophe habe man ein PCR-Testzentrum und ein Infozentrum betrieben sowie einige Flüchtlingsunterkünfte im Kreisgebiet. „Wir konnten uns aber niemals ausmalen, dass wir eine solche Katastrophe erleben, in der wir die ganze DRK-Familie brauchen“, sagte Ramers.

In den ersten Tagen habe nur in den kritischen Orten geholfen werden können, jetzt erfolge die bestmögliche Unterstützung im gesamten Schadensgebiet, denn, so Ramers: „Die Helfer sind am Limit, das geht nur mit professioneller Hilfe.“ Für den Landrat ist klar: Die Folgen der Katastrophe werden den Kreis und die Politik auf Jahre hinaus beschäftigen.