Chaos auch in DüsseldorfFlugzeug hebt trotz Hinweisen von Gästen ohne alle Koffer ab
Kreis Euskirchen/Düsseldorf – Das Chaos am Düsseldorfer Flughafen hält an. Neben den bereits geschilderten erheblichen Wartezeiten beim Check-in und vor den Sicherheitskontrollen gab es am ersten Ferienwochenende auch Probleme bei der Gepäckabfertigung, sowohl bei abfliegenden als auch bei ankommenden Flügen.
Ein Familienvater aus Bad Münstereifel, der am Freitag mit seiner Frau und den beiden Töchtern mit der Fluggesellschaft Condor nach Kos in den einwöchigen Urlaub gestartet war, berichtete dieser Zeitung, dass das Flugzeug nach rund anderthalbstündiger Verspätung abgehoben habe – ohne Gepäck. „Die Passagiere, die auf der rechten Seite im Flieger saßen, hatten gesehen, dass die Koffer noch draußen standen und die Stewardess darauf hingewiesen“, sagte der Münstereifeler. Die Flugbegleiterin habe aber mitgeteilt, dass die Koffer noch eingeladen würden.
Düsseldorf Flughafen: Kein einziger Koffer im Flugzeug
Auf Kos habe das Bordpersonal den Passagieren mitgeteilt, dass einige Koffer nicht mitgenommen worden seien. Tatsächlich sei kein einziger aufgegebener Koffer an Bord gewesen. „Im Hauruck-Verfahren hat man uns dann einen QR-Code ausgegeben, mit dem man seine vermissten Gepäckstücke melden konnte“, so der Familienvater, der nicht genannt werden will, dieser Zeitung aber bekannt ist.
Gerade für Senioren ohne Smartphone oder Technikkenntnis sei das ein Problem gewesen. Hinzu kam, dass etwa wichtige Medikamente, oder im Fall des Münstereifelers, Babynahrung, die im Gepäck verstaut waren, fehlten. „Es ist auf einer Insel nicht so einfach, an diese Dinge zu kommen“, so der Vater, der ergänzt: „Im Nachhinein ist es sehr verwunderlich, dass ein Kapitän ohne Gepäck losfliegt.“
Schnell hätten die Passagiere WhatsApp-Gruppen gebildet, um sich gegenseitig über den aktuellen Stand zu informieren. In den ersten beiden Tagen nach der Ankunft seien die Passagiere überwiegend damit beschäftigt gewesen, sich mit dem Nötigsten auszustatten. Mittlerweile seien die meisten Koffer angekommen. Für Montagabend seien die letzten angekündigt.
Condor gibt dem Düsseldorfer Flughafen die Schuld
Condor räumt ein, dass die Maschine bis auf zwei Kinderwagen ohne Gepäck losgeflogen sei. Pressesprecherin Magdalena Hauser erklärt, wie es dazu kam. Es habe zum Zeitpunkt des Abflugs kein Ladepersonal am Flughafen gegeben „Es kann sein, dass das mit der defekten Gepäckförderanlage zu tun hatte“, so Hauser weiter. Wie der Flughafen berichtete, habe es ein IT-Problem gegeben, das dazu geführt habe, dass Gepäckstücke nicht zugeordnet werden konnten.
„Der Pilot muss dann eine schwierige Entscheidung treffen“, so Hauser weiter. Denn die Maschine fliegt von Kos wieder zurück nach Düsseldorf und muss wegen des dortigen Nachtflugverbots zu einem bestimmten Zeitpunkt in Kos wieder starten. Ansonsten müssten Flüge nach Münster oder Osnabrück umgeleitet werden. Hinzu komme, dass es wegen des überfüllten Luftraums nur bestimmte Startfenster für Flugzeuge gebe. Sind diese weg, komme es zu Verzögerungen.
Wie Hauser mitteilt, übernimmt Condor die Kosten für besondere Artikel, die unbedingt benötigt werden. Passagiere sollen diese vor Ort kaufen und die Belege einreichen. Einen wichtigen Hinweis hat sie noch zum Thema Arzneimitteltransport: „Lebenswichtige Medikamente gehören ins Handgepäck. Für flüssige Medikamente gelten andere Regeln als für Getränke.“
Fluggast landet um Mitternacht und kann Flughafen erst um 6 Uhr verlassen
Doch auch ankommende Flüge waren betroffen. So schilderte ein Fluggast aus Vettweiß, der am Samstag aus Mallorca in Düsseldorf eintraf, von stundenlangen Wartezeiten an der Gepäckausgabe. Der Flug sei zunächst von 8.15 auf 20.15 Uhr verschoben worden. Nach vier Gatewechseln am Flughafen Palma und der Angst, die Nacht auf Feldbetten verbringen zu müssen, sowie einer Verzögerung wegen fehlender Passagiere, sei der tatsächliche Abflug erst um 21.35 Uhr gewesen. Ankunft in Düsseldorf war um 23.57 Uhr. Weil keine Busse zur Verfügung standen, saßen die Passagiere noch 50 Minuten im Flieger fest.
An der Gepäckausgabe tat sich dann nichts. Wie schon im Fall der Familie aus Bad Münstereifel fehlte es an einer Lademannschaft. Der Vettweißer und seine Begleitung aus Mechernich haben den Flughafen erst kurz vor 6 Uhr am Sonntagmorgen verlassen
Getränkeautomaten gebe es in der Gepäckhalle nicht. „Aber weil der Zoll nicht besetzt war, sind viele raus und wieder rein. Das ging zwei bis drei Stunden so. Dann durfte man nur mit physischer Bordkarte die Gepäckhalle wieder betreten.“ Wer seine Bordkarte nur in digitaler Form hatte, war gekniffen. Viel genützt hat es den Passagieren eh nichts. Bis auf einen Schnellimbiss, der ab 3 Uhr leer gekauft gewesen sei, sei im Flughafen alles geschlossen gewesen. Der Vettweißer und die Mechernicherin haben den Vorfall bei Flightright gemeldet. Laut deren Prognose können beide mit je 500 Euro rechnen, von denen eine Provision abgezogen wird.