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„Silent Rider“Verein aus der Eifel kämpft gegen Lärmbelästigung durch Motorräder

Lesezeit 3 Minuten

Im Visier hat der Verein „Silent Rider“ die Motorradfahrer, die zu schnell und mit zu lauten Maschinen unterwegs sind.

  1. Neun Kommunen im Eifelland wollen härter gegen Motorradlärm vorgehen
  2. Den Mitgliedern ist es wichtig zu betonen, dass regelkonform fahrende Biker damit nicht gemeint seien
  3. Ziel der Initiative ist es, 2020 eine Petition bei der Bundesregierung einzureichen

Eifelland – Die Initiative von neun Eifelkommunen gegen den Motorradlärm nimmt weiter Fahrt auf. Den Verein „Silent Rider“ haben die Vertreter der Städte Heimbach und Schleiden sowie der Gemeinden Nettersheim, Blankenheim, Bad Münstereifel, Simmerath, Hürtgenwald, Roetgen und Nideggen im Simmerather Rathaus nun gegründet. Damit konkretisierten sie ihre Absicht, mit einer bundesweiten Kampagne gegen die Lärmbelastung ihrer Einwohner durch zu laute Motorräder vorzugehen.

Dabei erhalten sie schon jetzt Unterstützung, die weit über die Grenzen der Region hinausgehen. Gemeinden aus dem Sauerland, dem Bergischen Land, aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sowie der Kreis Osnabrück beabsichtigten, der Initiative beizutreten, sagte Simmeraths Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns, der in der Gründungsversammlung des Vereins zum Vorsitzenden gewählt wurde.

Die Forderungen

Die Maßnahmen, die der Verein „Silent Rider“ fordert, um der Lärmproblematik auf den Straßen Herr zu werden, zielen neben einer verstärkten Kontrolle durch die Polizei vor allem auf die Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Die Lärmgrenzwerte sollen deutlich herabgesetzt und drastische Strafen für technische Manipulationen angedroht werden. Weiterhin sollten Motorräder mit Frontkennzeichen ausgestattet werden, um die Strafverfolgung zu erleichtern und Messverfahren der Geräuschentwicklung eingeführt werden, die die sofortige Stilllegung an Ort und Stelle ermöglichen.

Die Dimension des Problems machte Hermanns mit Daten des Lärmdisplays deutlich, das zwischen Einruhr und Kesternich an der B266 steht. An zwei Wochenenden im September 2018 seien 2800 Motorräder gemessen worden. Dabei seien 20 Prozent zwischen 91 und 99 Dezibel laut und 75 Maschinen lauter als 100 Dezibel gewesen. Die lauteste Messung habe 115 Dezibel ergeben. Ein startender Düsenjet habe 125 Dezibel, so Hermanns: „Das mag zeigen, welcher Lärm dort entsteht.“ Das schnellste Motorrad sei mit 135 Stundenkilometern in der 70er-Zone unterwegs gewesen. (sev)

Petition an Bundesregierung

Es sei wichtig, dass die Biker, die regelkonform unterwegs seien, nicht gemeint seien, betonte er. „Uns geht es um die Raser und Heizer“, so Hermanns. Die Gründungskommunen seien Tourismusgemeinden, die bei gutem Wetter teils unerträglichen Motorradlärm ertragen müssten. „Das gilt nicht nur für viele Mittelgebirgsregionen, sondern auch für Gebiete in Österreich oder der Schweiz“, so Hürtgenwalds Bürgermeister Axel Buch.

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Deshalb sucht der Verein bundesweit nach Mitstreitern. Ziel sei, 2020 dem Petitionsausschuss der Bundesregierung eine Petition zu überreichen. Außerdem wollen die Initiatoren mit den Motorradfahrern ins Gespräch kommen, um nach dem Motto „Kommunikation statt Konfrontation“ die Situation zu verbessern.

Gegründet haben den Verein die Vertreter der Eifelkommunen, Vorsitzender ist Karl-Heinz Hermanns (l.).

Streckensperrungen werden nicht gefordert

So steht mit dem Bundesverband der Motorradfahrer genau diese Zielgruppe bereit, um Mitglied im Verein zu werden. Auch wenn zum Beispiel die Forderung nach Frontkennzeichen bei den Motorradfahrern nicht gern gehört wird, so sind sich der Verein „Silent Rider“ und die Biker in einem Punkt einig. „Streckensperrungen sind kein Bestandteil des Forderungskatalogs“, so Hermanns.

Der Verein

Vorsitzender des Vereins ist Simmeraths Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns, Stellvertreter Peter Cremer aus Heimbach. Schriftführer ist Axel Buch, Hürtgenwald, Kassierer Marco Schmunkamp, Nideggen.

Mit der Gründung wurde auch die Website freigeschaltet. Auf der Internetseite sollen Motorradfahrer wie Anwohner über ihre Erfahrungen berichten und diskutieren können.

Die Geschäftsstelle des Vereins ist im Nationalparktor Heimbach, sie wird von der Rureifeltouristik betreut.

Mitglied können neben juristischen Personen, Kommunen, Vereine und Privatpersonen werden. Die Mitgliedsbeiträge sind gestaffelt. Während Kommunen beim Beitritt einmalig 5000 Euro zahlen, sind Privatpersonen mit einem Jahresbeitrag von 10 Euro dabei. (sev)

Aktionen sind zunächst nicht geplant. Es sollen neue Mitstreiter gewonnen werden. Neben den mehr als 30 Kommunen, der Städteregion und den Kreisen Düren und Euskirchen, die bereits ihre Absicht bekundet hatten, Mitglied zu werden, gebe es Kontakte in andere Bundesländern und Gespräche mit Gemeinden aus Österreich.

„Wir brauchen Mitstreiter, alleine werden wir es nicht schaffen“, schloss Hermanns.

www.silent-rider.de