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Gasversorgung im Kreis EuskirchenEnergieversorger e-regio erarbeitet Notfallplan

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Bio-Gas aus Lebensmittelabfällen wird in einer Anlage in Zülpich-Geich produziert. e-regio plant derzeit die Einspeisung ins Gasnetz.

Kreis Euskirchen – Um die Sicherheit ihrer Erdgasversorgung machen sich derzeit auch viele Verbraucher im Kreis Euskirchen Sorgen. „Wir verzeichnen derzeit einen extrem hohen Beratungsbedarf unserer Kunden“, berichtet e-regio-Geschäftsführer Stefan Dott. Etwa doppelt so viele Anrufe wie in normalen Zeiten gehen in diesen Tagen bei der Kunden-Hotline in der Kuchenheimer Firmenzentrale ein.

Aktuell läuft alles wie gewohnt

Die wichtigste Botschaft des Gasversorgers für die Anrufer lautet: „Die Versorgung mit Erdgas funktioniert aktuell normal. Wir kaufen Erdgas für unsere Kunden an den Börsen ein. Wir sind in ständigem Austausch mit unseren Vorlieferanten, die uns stabil beliefern und die benötigten Mengen in unser Netz einspeisen.“ Weitere Antworten zu den aktuellen Verbraucher-Fragen hat e-regio auch auf der Firmen-Website zusammengefasst (siehe auch „Woher kommt das Gas von e-regio?“).

Woher kommt das Gas von e-regio?

„Wir beschaffen Erdgas am Großhandelsmarkt in Deutschland. Die dort gehandelten Mengen haben keine Kennzeichnung, aus welchen Quellen sie stammen“, informiert die e-regio. Ob gerade russisches, norwegisches oder amerikanisches Flüssiggas durch die Leitung fließe, könne man als regionaler Energieversorger nicht beeinflussen.Alternative Gaslieferanten im Kreis Euskirchen gibt es aber auch: An einem Standort werde bereits Bio-Methan aus einer Biogasanlage aufbereitet und ins Netz eingespeist. 30 Mio. Kilowattstunden pro Jahr kommen so zusammen. „In Zülpich-Geich gibt es eine weitere Anlage, die Bio-Gas aus Lebensmittelabfällen aus der Gastronomie und dem Handel erzeugt. Hier laufen gerade die Vorbereitungen für eine Verwendung“, berichtet Markus Böhm. Die Infrastruktur stehe auf jeden Fall schon bereit. Weitere Infos zum Thema Versorgungssicherheit gibt es online. (thw)www.e-regio.de/aktuelles/energiemarktkrise

Derzeit läuft also alles (noch) wie gewohnt. Aber was passiert, wenn die Politik doch noch ein Embargo beschließen sollte oder Putin von sich aus dem Westen den Gashahn zudreht? „Auch auf diese Szenarien bereiten wir uns derzeit intensiv vor“, berichtet Co-Geschäftsführer Markus Böhm.

Auch hier lautet die beruhigende Botschaft für die privaten Gasverbraucher: Die geschützten Kunden werden auf jeden Fall weiter beliefert. „Es ist gesetzlich geregelt, dass Privathaushalte, Krankenhäuser und andere Pflegeeinrichtungen sowie Behörden wie Feuerwehr, Polizei und Bundeswehreinrichtungen zu den geschützten Kunden gehören“, erklärt Dott.

Notfallplan für Großabnehmer

Anders sieht es bei Großkunden aus, deren Verträge in der Regel anders strukturiert sind. „Wir befinden uns derzeit im intensiven Austausch mit den Gasbeziehern aus der Gruppe der ungeschützten Kunden“, berichtet Böhm. Bei einer Gas-Mangellage würden diese Kunden nur noch mit reduzierten Mengen beliefert. Und für die Verteilung während einer Alarmstufe wäre tatsächlich der Verteilnetzbetreiber – im Kreis Euskirchen also die e-regio – verantwortlich.

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Stehen vor großen Herausforderungen: Die beiden e-regio-Geschäftsführer Stefan Dott (l.) und Markus Böhm.

„Wir ermitteln derzeit im engen Austausch mit diesen Kunden das weitere Vorgehen“, verrät Böhm, wie eine „Abschaltreihenfolge“ im Notfall aussehen könnte. Für welche Produktionsprozesse werden welche Mindestmengen an Gas benötigt, welche Ansprechpartner auf Kundenseite sind im Ernstfall Tag und Nacht erreichbar – diese und andere Fragen gelte es momentan zu klären.

„Es gibt Industriekunden, die Gas im Produktionsprozess einsetzen. Denen kann man nicht einfach den Hahn zudrehen, weil das mitunter zu immensen Schäden an Produktionsanlagen, zum Beispiel bei der Glasproduktion, führen würde, so Böhm weiter.

Vorrang für systemrelevante Betriebe

Auch müsse die Frage berücksichtigt werden, ob mit einem Stopp der Gasversorgung Lieferketten für systemrelevante Bereiche gefährdet würden. „Wer mit seiner Produktion zum Beispiel für das Gesundheitswesen oder die Lebensmittelproduktion tätig ist, der ist im Zweifelsfall wichtiger als ein Schwimmbad“, erklärt Böhm, nach welchen Maßstäben eine Prioritätenliste für den Notfall erarbeitet wird.

Gut für den Gasverbrauch sei auf jeden Fall, dass man nun in die wärmere Jahreszeit komme, so die beiden e-regio-Chefs. „Beim Heizen führt eine Senkung der Raumtemperatur um ein Grad zu einem fünf bis sechs Prozent geringeren Gasverbrauch“, rechnet Markus Böhm vor.

Wie entwickeln sich die Preise weiter?

Auch der Gaspreis ist bei den Kunden ein Thema. „Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist eine Vorhersage, wie weit der Gaspreis noch steigen wird, absolut nicht mehr möglich“, sagt Dott: „Das wäre rein spekulativ.“ Markus Böhm ergänzt: „Was sicher ist: Energie wird auf jeden Fall insgesamt teurer werden. Das Preisniveau von 2019 oder 2020 werden wir so schnell nicht mehr erreichen.“

Deshalb rechnet die e-regio insgesamt auch mit einem Rückgang bei der Anzahl ihrer Gas-Kunden. „Es hat nach der Flut noch einmal eine Welle von etwa 800 bis 900 Umstellern gegeben, die vorher mit Öl geheizt haben“, berichtet Stefan Dott.

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In den Neubaugebieten im Kreis spiele Gas hingegen kaum noch eine Rolle. „Im Neubaubereich sind strombasierte Heizungen, Wärmepumpen und Solarlösungen sinnvoll“, so Dott weiter. Die „Wärmewende“, so die beiden e-regio-Geschäftsführer, sei neben der Mobilitätswende ein weiteres Feld, auf dem die erneuerbaren Energien immer wichtiger werden.