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Illegal gebautEuskirchenerin soll sich für Stall von Vorbesitzer verantworten

Lesezeit 4 Minuten

Die Stallung, die Jamina Silah allerdings nicht errichtet hat, haben aktuell die Behörden im Visier.

  1. Erst im Februar hat die 23-jährige Jamina Silah auf einem Gelände in Euskirchen eine Wildhundeplatz eröffnet. Doch nach kurzer Zeit kam das Aus.
  2. Wegen des illegalen Stalls eines Vorbesitzer untersagt ihr die Stadt die Nutzung, die junge Frau soll für die Schwarzbauten haften.
  3. Die 23-Jährige ist verzweifelt: „Ich habe fast zwei Jahre lang das Gelände vom Müll befreit, es in seinen natürlichen Zustand versetzt und bekomme dann bürokratische Knüppel zwischen die Beine geworfen.“
  4. Was sagt die Stadt dazu?

Euskirchen-Oberwichterich – Jamina Silah ist fassungslos – und versteht die Welt nicht mehr. Die 23-Jährige hat bei Oberwichterich im Februar einen Wildhundeplatz eröffnet. Ein umzäuntes, 10.000 Quadratmeter großes Areal, auf dem sich Hunde austoben können, während ihre Besitzer in einer ehemaligen Stallung sitzen und sich unterhalten. Ohne sich Gedanken machen zu müssen, ob der Hund vielleicht Reißaus nimmt.

Wildhundeplatz wird Wildschafeplatz

Aus dem Wildhundeplatz ist nach nur drei Monaten ein Wildschafeplatz geworden, der ebenfalls nach wenigen Wochen schon vor dem Aus steht. Der Grund: Die Stadt und der Kreis Euskirchen haben Verstöße gegen Bau- und Naturschutzgesetze festgestellt. Für die, die 23-Jährige nach eigenen Angaben aber nichts kann: „Ich habe fast zwei Jahre lang das Gelände vom Müll befreit, es in seinen natürlichen Zustand versetzt und bekomme dann bürokratische Knüppel zwischen die Beine geworfen.

Viele Tonnen Schutt und Unrat hat Jamina Silah nach eigenen Angaben vom Gelände bei Oberwichterich entfernt.

Zahlreiche Pferdehänger gefüllt mit Unrat habe sie entsorgt. Auch Öltanks seien darunter gewesen, sagt Silah. Das spiele bei den Behörden aber keine Rolle. Dort seien Paragrafen anscheinend wichtiger als die Natur. Zumal sie die beanstandeten Gebäude vom Vorbesitzer übernommen habe. Mehrere Jahrzehnte hätte sich keiner für den Müll und die Gebäude interessiert.

Stadt Euskirchen untersagt Nutzung des Areals

Im März hatte die Stadt Euskirchen der Kölnerin die gewerbliche Nutzung des Areals östlich von Oberwichterich untersagt. Zudem verstoßen die Bauten auf dem Gelände laut Stadtsprecherin Silke Winter gegen das Gesetz. „Es besteht kein Handlungsspielraum und es gibt keine im Baugesetzbuch verankerten, zulässigen Ausnahmen. Das haben wir Frau Silah in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt“, sagt die Pressesprecherin auf Anfrage.

Gelände zwei Jahre lang entrümpelt

„Wenn ich ein professionelles Unternehmen mit der Entsorgung beauftragt hätte, hätte das wohl 30 000 Euro gekostet“, sagt Jamina Silah. Fast zwei Jahre sei sie täglich aus Köln nach Oberwichterich gefahren, um das 10 000 Quadratmeter große Gelände zu entrümpeln. Große Plastikfässer, mehrere Tonnen Metall und sogar Kadaver habe sie auf dem Areal gefunden. Manche Schrotthändler kennen sie längst persönlich, so oft sei sie bei ihnen gewesen. Zwischenzeitlich habe sie Tot-holzhecken und Vogelhäuser auf dem Gelände errichtet. „Der Platz bietet vielen Wildtieren ein Zuhause“, sagt sie. (tom)

Hinsichtlich der Legalität der Bauten auf dem Grundstück habe es zunächst Zweifel gegeben. Diese konnten im persönlichen Gespräch aber ausgeräumt werden, sagt Winter: „Das hat jedoch keinen Einfluss auf die ursprünglich geplante gewerbliche Nutzung, da diese Nutzung gegen das Gesetz verstoßen würde.“

Laut Winter hat die 23-Jährige beim Finanzamt ein Gewerbe angemeldet. Sie habe aber nicht gewusst, dass dafür eine Baugenehmigung erforderlich ist. Winter: „Sie hat zwar nicht gebaut, sondern nur eine Nutzung aufgenommen. Eine Form der Baugenehmigung ist aber auch die Nutzungserlaubnis.“

Frische Idee wegen Rechtsstreit verworfen

Von der gewerblichen Nutzung des Geländes als Hundewildplatz hat sich Silah mittlerweile verabschiedet, von der Idee, Hunden einen Platz zum Spielen zu bieten, nicht. Die Hundefriseurin hat vor drei Wochen fünf Schafe gekauft und ist nun eine Nebenerwerbs-Landwirtin. Ihr Plan sieht so aus: Die Hundebesitzer, die den Platz mieten, versorgen die in einem eigenen Bereich untergebrachten Schafe, während die Hunde Hunde sein dürfen. Um die Schafe an Menschen und Hunde zu gewöhnen, war Silah mit ihnen nach eigenen Angaben sogar in Urlaub.

Mit Erfolg, denn die französische Ouessant-Schafe haben sich an ihre neue Besitzerin schon bestens gewöhnt und auch vor Hunden und einem Huhn, das ebenfalls auf dem Areal bei Oberwichterich lebt, keine Angst mehr.

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Doch die Probleme sind durch die Schafe nicht geringer geworden. Wolfgang Andres, Pressesprecher des Kreises Euskirchen, bestätigt, dass ein Landwirt die Untere Naturschutzbehörde aufgefordert habe, sich das Gelände einmal genauer anzuschauen, da es sich im Landschaftsschutzgebiet befinde. Bei der Stippvisite sei herausgekommen, dass „einige Verbots-Tatbestände des Landschaftsplanes von den bestehenden baulichen Anlagen berührt sind.“

Die Schafszucht selbst sei kein Problem. Die Untere Naturschutzbehörde halte es für möglich, dort Schafe weiden zu lassen. Auch der Weidezaun sei rechtlich abgesichert. Allerdings gebe es für die auf den Grundstücken vorhandenen Stallungen keine Genehmigungen, so Andres.

Da es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handele, gebe es für die Gebäude auch keinen Bestandsschutz. „Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Frau Silah diese nicht errichtet hat“, sagt der Kreissprecher. Die Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde hoffen laut Andres darauf, dass die 23-Jährige das Gesprächsangebot annehme und eine Lösung gefunden werden könne. „Natürlich werde ich mit dem Kreis reden“, kündigt Silah an.