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KatastrophenDRK-Kreisverband Euskirchen will die Selbsthilfefähigkeit stärken

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Über 17500 Paletten Spenden sammelten sich im Logistikzentrum des DRK in Zülpich. 

Kreis Euskirchen – In den ersten Stunden nach der Flutkatastrophe stand beim DRK-Kreisverband Euskirchen die Rettung von Menschenleben im Fokus. Doch schnell musste auch an anderer Stelle gehandelt werden: Notunterkünfte mussten eingerichtet und betrieben werden für all jene, die während der Flut evakuiert werden mussten oder die ihr Zuhause verloren hatten.

Rolf Klöcker, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Euskirchen, hielt jüngst Rückschau auf ein außergewöhnliches Jahr, bei dem sich der Kreisverband einer völlig neuen Herausforderung stellen musste. Neben der Versorgung von Hilfskräften und Bürgern galt es, Hilfsgüter und Tausende Tonnen Sachspenden an die richtigen Stellen in der Flutregion zu bringen.

Psychische Belastungsprobe für die Hotline-Helfer

„Wir haben auch gleich nach der Flut eine Hotline eingerichtet“, berichtete Klöcker, dort wurden die Anrufe notleidender Menschen entgegengenommen. „Für die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer waren das zum Teil sehr belastende Telefonate, die an die psychischen Belastungsgrenzen gingen.“

Auch beim Wiederaufbau habe der DRK-Kreisverband eine Schlüsselrolle übernommen, bei der finanziellen Unterstützung, aber auch bei der sozialen Betreuung. Klöcker: „Insgesamt wurden 1400 Einzelfallhilfen von 500 bis 5000 Euro an Hochwassergeschädigte ausgezahlt. Fast alle Anträge wurden positiv beschieden.“

Lotsenstelle für etliche Jahre angedacht

Die Flut-Lotsenstelle, die im Mehrgenerationenhaus an der Kommerner Straße in Euskirchen eingerichtet wurde, sei aller Voraussicht nach auf Jahre angelegt. „An der Elbe wurden die Fluthilfebüros sieben Jahre benötigt. Das kommt mir heute gar nicht mehr so lange vor“, so Klöcker, der versicherte: „Wir helfen, solange unsere Hilfe benötigt wird!“

Das Konzept der Lotsenstelle sei beim DRK-Landesverband übrigens sehr positiv bewertet worden: „Es dient jetzt als Blaupause für alle anderen Kreise im westlichen NRW“, zeigte sich Boris Brandhoff, Leiter des Teams Migration/Integration, erfreut.

Vorsorge und Resilienzaufbau in der Bevölkerung

Und auch das jüngste „Baby“ des DRK-Kreisverbandes scheint auf reges Interesse beim Landesverband zu stoßen: das Projekt „Vorsorge und Resilienzaufbau im Fall von Naturkatastrophen im Kreis Euskirchen“. Myriam Kemp, DRK-Flutlotsin beim Kreisverband, hat sich in den vergangenen Monaten daran gemacht, ein Konzept zu entwickeln, wie Bürger zukünftig besser vorbereitet werden können auf mögliche Naturkatastrophen.

Broschüre und Infoveranstaltungen

Elf Varianten

In Kürze ist eine Info-Broschüre des DRK-Kreisverbandes erhältlich – in elf Varianten, abgestimmt auf die jeweiligen Kommunen im Kreisgebiet. Darin enthalten sind neben einer Notfall-Checkliste, der Bedeutung der Sirenentöne und wichtigen QR-Codes auch Infos zu kommunalen Anlaufstellen.

Digitale Fortbildung startet bald

Zwei Infoveranstaltungen, die aufeinander aufbauen (Vorsorge treffen und Verhalten im Notfall), sollen zudem ab sofort regelmäßig angeboten werden, digital oder in Präsenz. Die ersten digitalen Termine sind am 25. und 26. Juli, jeweils 19 Uhr. Anmeldungen per E-Mail (hochwasserhilfe@drk-eu.de) unter dem Stichwort „Anmeldung Infoveranstaltung“ mit dem Hinweis, für welche bzw. ob für beide Termine. Das DRK versendet im Anschluss einen Zugangslink.

„Wir befinden uns mitten in der Klimakrise und würden uns etwas vormachen, wenn wir glauben, dass die Flutkatastrophe ein Ereignis ist, das sich nicht wiederholen könnte“, so Kemp. Die Menschen müssten sich bewusst werden, dass sie Eigenverantwortung übernehmen müssen, um auf den möglichen Katastrophenfall besser vorbereitet zu sein.

„Gefahren kennen, Risiken vermeiden und Resilienz aufbauen“, das sind die Ziele des Projekts, das sich nicht nur auf Starkregenereignisse und Hochwasser konzentriert, sondern auch auf Stürme, Unwetter, Erdbeben, Gefahrstofffreisetzung, Waldbrände und Hitzeperioden. Gefahren, die zum Teil in der Klimakrise zunehmen werden. So sind beispielsweise in den Sommern 2018 bis 2020 in Deutschland mehr als 19 000 Menschen aufgrund von Hitze gestorben.

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Sie stellten das Projekt „Vorsorge und Resilienzaufbau im Fall von Naturkatastrophen im Kreis Euskirchen“ vor. 

Das nötige Wissen soll der Bevölkerung auf zwei Wegen zugänglich gemacht werden: In Kürze erscheint eine 36 Seiten starke Broschüre, die sich mit möglichen Naturkatastrophen im Kreis Euskirchen befasst und für den Notfall fitmachen soll. Außerdem startet das DRK noch im Juli mit Infoveranstaltungen: Teil eins steht unter der Überschrift „Vorsorge treffen“, Teil zwei befasst sich mit „Verhalten im Notfall“. Darüber hinaus sollen die Inhalte in Beiträgen und Videos auf Social-Media-Kanälen zugänglich gemacht werden.

Angebote im frühpädagogischen Bereich

„Mittelfristig sieht das Konzept auch Angebote im frühpädagogischen Bereich vor“, erklärte Myriam Kemp. Hintergrund dafür sei die Tatsache, dass Kinder bis zum siebten Lebensjahr lediglich ein bis 25 Wiederholungen benötigen, um Inhalte im Unterbewussten abzuspeichern. „Zum Vergleich: Erwachsene brauchen 300 bis 1000 Wiederholungen“, so Kemp.

Mit spielerischen Angeboten will man bei Kindern ein Bewusstsein für Naturkatastrophen schaffen und „die Grundsteine für einen resilienten Umgang mit diesen legen“. Durch aktive Übungen erfahren sie, wie sie man sich im Falle eines Falles bestenfalls verhält. So entsteht Resilienz – im Sinne von Problemlösungsstrategien, die bei besonderen Ereignissen abgerufen werden können.

Rückschau auf ein besonderes Jahr

2500 Menschen untergebracht

In den Notunterkünften in Bad Münstereifel, Euskirchen, Kuchenheim, Mechernich und Weilerswist wurden in den Wochen nach der Flut 2500 Menschen vom DRK untergebracht. Die entstandenen Bürgerstützpunkte unterstützte das DRK mit seinen Einsatzkräften und Logistik. In verschiedenen DRK-Großküchen wurden zudem täglich mehr als 1000 Essen (bestehend aus Frühstück, Mittag- und Abendessen) für die Einsatzkräfte und mehr als 1000 Essen für Betroffene zubereitet.

Logistikzentrum

In Zülpich richtete das DRK ein 10 000 Quadratmeter großes Logistikzentrum zur Koordinierung der Verteilung riesiger Mengen an Material- und Sachspenden ein. Von hier aus fuhren die Versorgungsfahrzeuge täglich in die Flutregionen.

2,35 Millionen Euro Spenden

Rund 2,35 Millionen Euro wurden von Vereinen, Unternehmen und Privatpersonen gespendet. Der DRK-Bundesverband stellte mehr als 1,1 Millionen Euro zur Verfügung, 526 000 Euro stammen aus dem Aktionsbündnis „NRW hilft“.

Allein in den 34 DRK-Kitas im Kreis Euskirchen ließen sich rund 1650 Kinder erreichen, erläuterte Rolf Klöcker. Das Angebot solle aber für alle 135 Kindertagesstätten zur Verfügung stehen. „Wir wollen mit dem neuen Projekt erreichen, dass die Menschen im Kreis die passenden Werkzeuge im Koffer haben, um auf potenzielle Überforderungssituationen reagieren zu können“, fasste es Boris Brandhoff zusammen. Letztlich sei dies eine Zukunftsaufgabe der Gesellschaft.

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Deshalb, so Rolf Klöcker, plane das DRK im Kreis Euskirchen, Vorsorge und Resilienzaufbau im Falle von Naturkatastrophen zukünftig „ähnlich wie Erste-Hilfe-Kurse ständig im Portfolio haben“.