Tausende Euro für guten ZweckMetternicher speckt 23 Kilo für flutbetroffene Kinder ab
Weilerswist-Metternich – Abnehmen wollte Armin Weigand schon länger: Vor seiner Spendenaktion „Kilos für Kinder“ brachte der Metternicher 133 Kilogramm auf die Waage. „Als dann die Flut kam, hatte ich den Antrieb, um es endlich durchzuziehen“, erzählt er. Denn aufgrund der Katastrophe habe er gleichzeitig auch etwas Gutes für andere tun wollen. Schnell sei klar geworden, dass er sein Abnehmen mit einer Spenden-Aktion habe verbinden wollen.
Das Geld sollte an flutbetroffene Kinder gehen. „Meine Frau arbeitet in einem DRK-Kindergarten, und da kam mir die Idee, das Geld an die Rotkreuz-Kita in Großvernich zu spenden“, so Weigand. Genau wie seine Schwiegereltern sei die DRK-Kita (Deutsches Rotes Kreuz) von der Flut betroffen. Aktuell müsse die Kita renoviert werden, wie Leiterin Iris Böhme in einer Pressemeldung erklärt. Die Kinder seien momentan in der Gesamtschule Weilerswist untergebracht.
Spenden-Aktion für Flutbetroffene auf Facebook veröffentlicht
Also fragte Weigand Freunde und Verwandte, ob sie für jedes gepurzelte Kilogramm einen festen Betrag spenden wollen. „Weil ich den sozialen Druck brauche, bin ich damit auch in die Öffentlichkeit gegangen und habe eine Facebook-Seite erstellt“, sagt der 47-Jährige. Einmal wöchentlich habe er sich auf die Waage gestellt und ein Video davon hochgeladen. Schnell hätten sich immer mehr Menschen für seine Spenden-Aktion interessiert. „Einmal wurde ich von jemandem auf der Straße darauf angesprochen, den ich vorher noch nie gesehen hatte“, erinnert er sich.
Insgesamt 23 Kilogramm habe er in drei Monaten verloren. „Ich habe das hauptsächlich durch Kalorienzählen und Sport geschafft“, sagt Weigand. So habe er wieder mit Squash angefangen, gehe mit seiner Frau zum Tanzen und zum Elektro-Muskel-Stimulations-Training (EMS). „Da wird man verkabelt und bekommt kleine Stromstöße, um die Muskeln zu stimulieren“, erklärt er.
Besonders sportlich sei er nicht mehr, beim Squash verliere er etwa ständig gegen seinen Spielpartner: „Das ist aber auch okay. Ich habe Spaß an dem Wettkampf, aber mehr für mich selbst. Ich muss nicht gewinnen.“ Tatsächlich habe ihn das Squash anfangs so ausgelaugt, dass er sich öfter an den Spielfeldrand habe setzen müssen, um eine Pause einzulegen. „Einmal kam ein Pärchen vorbei und hat gefragt: ’Brauchen Sie einen Arzt?’“, erzählt er.
Silvestermorgen war Tag der Abrechnung
Um in ein Kaloriendefizit zu kommen, habe er zu Beginn seinen Grundverbrauch ausgerechnet und sich dann „auf Diät“ gesetzt. „Manchmal habe ich auch geschummelt und einen Cheat-Day eingelegt“, gibt er zu. Ein „Cheat-Day“ – das sei ein Tag, an dem man aus seinem Ernährungsplan ausbrechen und essen dürfe, was man wolle. Auch das Kochen habe er neu für sich entdeckt: „Ich habe einige neue Gerichte gelernt, die echt lecker sind“, sagt der Vater.
Inspiriert durch einen Freund
Auf der Facebook-Seite „Kilos für Kinder“ dokumentierte Weigand drei Monate lang seinen Abnehm-Erfolg.
Mit dem ersten Video habe er gleich Aufmerksamkeit erregen wollen, sagt er: „Ich habe da eingebuddelt am Strand gelegen, nur der Kopf hat noch rausgeschaut.“ Mit den Worten: „Keine Angst, ihr sollt mich hier nicht ausbuddeln. Es geht um meine Aktion ’Kilos für Kinder’“, forderte Weigand zur Mithilfe auf.
Die Idee kam dem Vater durch eine Aktion eines Freundes, der Spenden mit dem Fahrrad sammelte und das Ganze „Kilometer für Kinder“ taufte.
„Am Silvestermorgen war dann Tag der Abrechnung“, so der 47-Jährige: „Ich wollte nicht bis abends warten, dann hätte ich kein Raclette essen können.“ Insgesamt 6511 Euro hätten die 23 verlorenen Kilos eingebracht, das entspricht 145 Euro pro abgespecktem Kilogramm. Anfangs hätten die Beträge pro Kilo zwischen einem und 45 Euro gelegen. Einige Sponsoren hätten ihren Betrag schließlich aufgerundet, als sie von den bereits abgenommenen Pfunden gehört hätten.
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Im neuen Jahr sei es dann soweit gewesen: „Ich habe den symbolischen Spendenscheck an die Kita Kirchtal in Großvernich übergeben“, sagt Weigand. Das Geld soll für Spielgeräte im Außenbereich verwendet werden. Bis die Kinder die Spielgeräte nutzen können, dauert es aber noch einige Monate: „Wir planen den Wiedereinzug in die Kita-Räumlichkeiten zum 1. August“, sagt Ralf Krutwig, Bereichsleiter für Kindertageseinrichtungen im Kreisverband des Roten Kreuzes.