Reparaturen nach der FlutSo läuft es in Weilerswist – 55 Haushalte noch ohne Heizung
Weilerswist – „Von Wiederaufbau ist ja bei uns eigentlich weniger die Rede. Im Vergleich zu Bad Münstereifel oder Schleiden reden wir bei uns eher von Reparaturen – bis auf die Sportplätze“, berichtet Alexander Eskes, Erster Beigeordneter und Kämmerer, über die Arbeiten, die in Weilerswist nach der Flutkatastrophe laufen.
Während in einigen Ortsteilen die Schäden nur noch beim Blick ins Innere der Häuser mit nackten Wänden und Bautrocknern sichtbar sind, sind die Folgen der verheerenden Flut beispielsweise in Metternich immer noch unschwer erkennbar. An den Straßen stehen Container, Garagentore und Fenster sind verbarrikadiert und Häuser verlassen. Arbeiter kratzen mit ihren Schaufeln unermüdlich über Böden, sonst herrscht vor allem Stille.
Die Straßen und Brücken
Die Reparaturmaßnahmen an Gebäuden, Straßen und Gehwegen, für die die Verwaltung zuständig ist, haben „so weit wie möglich begonnen“, so Eskes. Die Bachstraße am Weilerswister Friedhof, die durch die Flut schwer beschädigt wurde, ist bereits repariert.
Da eine abschließende Bewertung des TÜV zur Belastbarkeit der Brücke, die über die Erft führt, aber noch aussteht, bleibt sie vorerst gesperrt. „Der TÜV hat noch nicht alle Brücken abschließend bewertet“, so Eskes. Einen festen Termin gebe es wegen voller Terminkalender der Experten noch nicht. Die an der Bergstraße in Metternich zum Beispiel ist für Autos freigegeben, aber nicht für die, die mehr als 3,5 Tonnen wiegen.
Die Sperrung der Meckenheimer Straße, die durch Metternich führt, ist seit mehreren Wochen immer wieder verlängert worden. Sie soll nach Angaben von Eskes noch bis Ende des Monats aus Sicherheitsgründen aufrecht gehalten werden, damit Versorgungsträger dort weiterarbeiten können.
Die Gebäude
Die DRK-Kita am Kirchweg in Vernich soll nach aktuellen Planungen Mitte des kommenden Jahres kernsaniert und wieder nutzbar sein. Dort laufen derzeit die Bautrockner. Die Kindergartenkinder wurden bislang in Räumlichkeiten der Kirche untergebracht. Ende des Monats ziehen die Oberstufenschüler der Gesamtschule in sieben mobile Klassenräume, die hinter dem Forum aufgestellt wurden. Die Kindergartenkinder ziehen dann in den Oberstufenbereich des Kombibaus an der Gesamtschule.
Dahinter wird gerade an einem Außenbereich für die Kita gearbeitet. Eine Rasenfläche mit Sandkasten entsteht dort. Wenn die Kita in Vernich wieder nutzbar ist, soll der Sandkasten für die Oberstufenschüler als Beachvolleyball-Platz genutzt werden, der Rest als Schulgarten und Außenaufenthaltsbereich. 6200 Euro Miete kosten die containerartigen mobilen Klassenräume im Monat.
Auch die Gerätehäuser der Feuerwehr wurden – abgesehen von dem im Hauptort– durch die Flut beschädigt. Auch dort liefen derzeit die Trockengeräte, so Eskes. Für die Atemschutzwerkstatt im Keller des Gerätehauses in Hausweiler seien die Materialien zur Wiederherstellung bereits bestellt worden.
Das Sportzentrum
Am Weilerswister Sportzentrum wurde nach Angaben von Martin Reichwaldt, Fachbereichsleiter für Planen und Bauen, bereits der beschädigte Naturrasen entfernt. Was mit dem 8000 Quadratmeter großen Kunstrasenplatz geschieht und wie das Sportzentrum wiederaufgebaut wird, entscheidet der Rat in der kommenden Sitzung am 28. Oktober. Ein Schadensgutachten liege bereits vor. Ein neuer Kunstrasenplatz koste laut Eskes zwischen 500 000 und 600 000 Euro.
Die Spendengelder
370 000 Euro sind bislang auf dem Spendenkonto der Gemeinde für die Weilerswister Flutopfer eingegangen. Im September konnten die Betroffenen Gelder von dem Konto beantragen. Knapp 200 Anträge sind laut Eskes eingegangen. Die Gemeinde hatte sich dazu entschlossen, dass dazu Betroffene berechtigt sind, deren Schaden mindestens 25 000 Euro beträgt. Ausgezahlt werden sollen die Spenden Anfang November. Vor dem Start der Antragsstellung ging die Bürgermeisterin Anne Horst von einer Auszahlung in der ersten Oktoberhälfte aus.
Die Fragebögen
Knapp 100 Haushalte haben die Fragebögen ausgefüllt, in denen die Verwaltung die aktuelle Wohn- und Heizungssituation der Flutopfer abgefragt hatte. „Die Fälle, bei denen sich ein Unterstützungsbedarf bei Antragstellungen oder wegen psychischer Folgen herauskristallisiert hatte, haben wir ans DRK weitergegeben“, so Eskes. Obwohl es Häuser gebe, die in Zukunft nicht mehr bewohnbar seien, sei niemand obdachlos.
Etwa 55 Haushalte hätten zurückgemeldet, dass sie keine funktionsfähige Heizung mehr hätten. „Was uns auf der Seele liegt, sind die Leute, die nach der Flut im Flüchtlingsheim untergebracht wurden. Das ist kein Dauerzustand. Die müssen normale Wohnungen als Zwischenlösung bekommen“, so Eskes, der dabei von fünf Haushalten sprach. Rund einen Monat nach der Flut ging die Verwaltung von 1100 Häusern aus, die von der Flut zerstört wurden.
Die Kosten
Auf rund 35 Millionen Euro hatte Eskes die Schäden an der Weilerswister Infrastruktur kurz nach der Flut geschätzt. Aktuell gehe er eher von weniger Kosten aus. Abschließend könne man dies allerdings noch nicht bewerten, da manche Kostenpunkte erst während der Sanierungen auffielen. 750 000 Euro hat die Kommune bereits vom Land bekommen. Weitere Kosten würden bei Einreichung der Rechnungen übernommen.
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Die Probleme
„Die Reparaturen brauchen Zeit“, sagt Eskes. „Die Flut ist jetzt drei Monat her und einiges ist schon gelaufen, einiges eben noch nicht.“ Gerade die Gebäudesanierungen seien durch hohe Materialpreise und Handwerkermangel „ein Problem“. Da es aber nicht nur Handwerker brauche, sondern auch Verwaltungskräfte, die die Maßnahmen betreuten, arbeite die Verwaltung weiter nach Priorisierungen. „Lebenswichtiges“ gehe vor. Einen „Wiederaufbau-Koordinator“, wie ihn andere Kommunen haben, brauche die Gemeinde nicht. Es sei eben mehr eine Reparatur als ein Wiederaufbau.