Ein Hilferuf in Rot„Night of Light“ lässt Kreis Euskirchen eindrucksvoll leuchten
Kreis Euskirchen – In ganz Deutschland wurden in der Nacht zum Dienstag zahlreiche Gebäude mit rotem Licht angestrahlt. Von der Corona-Krise sind die meisten Branchen nach wie vor betroffen, die Veranstaltungsbranche ganz besonders. Unter dem Motto „Night of Light“ („Nacht des Lichts“) setzte diese Branche nun ein Zeichen in Signalfarben. So auch im Kreis Euskirchen.
Das Ziel der Aktion? Ein Hilferuf an die Politik zur Rettung der Veranstaltungswirtschaft, wie es auf der Website zur Veranstaltung heißt.
Auch die Lemonpie Eventcatering GmbH hat es sich nicht nehmen lassen, bei der Nacht des roten Lichts mitzuwirken. „Wir sind Teil der Eventbranche und wollen dabei sein“, sagte Pia Molderings, im Marketing- und PR-Bereich tätig. So strahlten Turm und Front der Alten Tuchfabrik in Euskirchen Euenheim in rotem Schein um die Wette. „Es wird die ganze Nacht lang leuchten“, so Pia Molderings. „Es geht nicht mehr darum, ein Zeichen setzen zu wollen. Wir müssen eines setzen.“ Da gehe es um die pure Existenz, sagte die Beschäftigte im Marketing.
Event an der Landesburg
Doch das Fabrikgelände an der Josef-Ruhr-Straße ist nicht der einzige Standort, an dem das Cateringunternehmen tätig ist. So wurden darüberhinaus weitere Locations wie beispielsweise der Kunstpalast in Düsseldorf, die Motorworld in Köln und der Eurogress in Aachen rot illuminiert. Und das Besondere? An jedem dieser Standorte, an denen die Firma tätig ist, haben sich in der „Nacht der Lichts“ Teile des Lemonpie-Personals versammelt. So auch in Euenheim im ebenfalls rot angestrahlten Innenhof der Alten Tuchfabrik.
„Wir haben uns mit dem Team getroffen, um Zusammenhalt, Stärke und Teamgeist zu zeigen“, so Pia Molderings. Es sei eine unglaubliche Solidarität innerhalb der einzelnen Firmen.
Auch in Zülpich blieb es am Montag nicht dunkel. Der Jonglagekünstler René Albert stellte mit Kollegen und Freunden am Fuß der kurkölnischen Landesburg so etwas wie eine stumme Show auf die Beine. Auch hier lieferte die Veranstaltungsfirma X-Lightning aus Kommern die Technik.
Als enger Partner der Tuchfabrik und Ausrichter der Veranstaltung „Klosterlichter“ in Euskirchen finden sie die Aktion sehr wichtig. Inhaber Christoph Leisten ist derzeit wieder in seinem ehemaligen Beruf als Elektriker tätig, um über die Runden zu kommen. Normalerweise habe er Aufträge in der ganzen Welt, sagt er. Er sei froh, dass endlich wieder etwas passiert: „Die Auftragsbücher für dieses Jahr waren voll. Innerhalb von zwei Tagen wurde dann praktisch alles abgesagt. Und es ist kein Ende ist Sicht.“
Kostüme bleiben im Schrank
Auch Alberts Frau Katrin ist Künstlerin im Bereich der Luftakrobatik. Sie habe sich Anfang des Jahres aufgrund der guten Auftragslage extra ein sieben Meter hohes Dreibein angeschafft, um mit ihrer Darbietung am Vertikaltuch mobil zu sein. Zum Einsatz gekommen sei es bisher noch nicht wirklich.
Ebenfalls mit im Boot saß das Walking-Act-Duo „Pantao“ aus Linzenich, das als Stelzenläufer in fantasievollen Kostümen regelmäßig im Seepark zu sehen sind. Dorothee Molitor entwirft und schneidert die Gewänder selbst. „Pantao“ ist erfolgreich in ganz Europa tätig. Doch die Kostüme bleiben vorerst im Schrank.
Markus Eisolt holte am Montagabend seine „Tanzende Flamme“ hervor und posierte als Mahnmal vor den roten Mauern der Burg. Rot als Alarmsignal an die Politik, aber auch als Farbe der Leidenschaft für den Beruf. Wie auch René Albert mit seiner Feuerjonglage, so symbolisiere er „den Funken, der überspringt“. Ein brennendes Herz soll die Liebe symbolisieren, die die Betroffenen trotz aller Widrigkeiten nicht aufgeben lässt. Die Botschaft ist aber klar: Weitere 100 Tage ohne staatliche Hilfe übersteht die Branche nicht.
Wie ein erstes, kleines Erwachen aus dem Dornröschenschlaf sei der Abend für alle gewesen, so Albert. Zuschauer waren leider keine gestattet und so war die in Zülpich ansässige Filmfirma Flake Film angerückt, um die Momente auf Video festzuhalten und der Öffentlichkeit präsentieren zu können.
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Zu Beginn zeigte sich Albert überwältigt und hielt eine kleine Ansprache: „ Es ist schön zu wissen, dass so viele dem Ruf folgen, auch ohne dass man mit dem Geld winkt.“ Denn Geld verdiente hier heute niemand, dafür aber die Hoffnung, dass der Hut in Zukunft nicht mehr leer bleibt.