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Kritik an VerwaltungInitiative kämpft für Bäume an Breite Straße in Euskirchen

Lesezeit 3 Minuten

Die Breite Straße, hier ein Archivbild, ist bekannt für ihre Blutpflaumenallee, die nun womöglich verschwinden soll.

Euskirchen – Bei der geplanten Erneuerung der Breite Straße hält die Euskirchener Stadtverwaltung auch eine abgespeckte Version für denkbar. Einen entsprechenden Vorschlag präsentierte sie jetzt in einer Bürgerversammlung im Pfarrzentrum St. Martin. Die neue Variante wird, neben den bisher bekannten, im Ausschuss für Tiefbau und Verkehr zur Abstimmung gestellt, der am 11. Februar eine Entscheidung in der kontrovers diskutierten Angelegenheit treffen soll.

Im November hatte die Verwaltung vorgeschlagen, die 16 Blutpflaumen, die die Breite Straße säumen und wegen ihrer Blütenpracht bekannt sind, im Zuge der Straßen- und Abwasserkanalsanierung zu fällen und später durch Neupflanzungen zu ersetzen.

Euskirchener Verwaltung beseitigte bereits kranke Bäume

Fachbereichsleiter Bernd Kuballa verwies damals auf die schlechten Wachstumsbedingungen, die unter anderem auf einen zu kleinen Wurzelraum zurückzuführen seien. Man habe schon mehrere Bäume wegen Krankheit oder Austrocknung beseitigen müssen.

Neupflanzungen brächten den Vorteil mit sich, dass man die Blutpflaumen mit einem Wurzelkammersystem (jeweils zwölf Kubikmeter) ausstatten könnte, das das Wachstum fördere. Erhalte man die Bäume, sei dies nicht möglich. In diesem Fall sei zu befürchten, dass weitere Exemplare absterben. Hinzu komme, dass die Wurzeln wahrscheinlich durch die Sanierungsarbeiten beschädigt würden.

Die Bürgerinitiative (BI) „Breite Straße – Bäume erhalten“ pocht dagegen darauf, die Blutpflaumen nicht anzutasten. Anderenfalls würde „ein wesentlicher Bestandteil eines in Euskirchen einmaligen Ensembles aus Jugendstilfassaden, breiten Gehwegen und Bäumen, die gemeinsam Allee-Charakter haben, beseitigt werden“.

Enttäuscht von der Verwaltung: Dirk Dahlen, einer der Sprecher der Bürgerinitiative.

Im Bauausschuss schlossen sich einige Fraktionen der Bürgerinitiative an. Deren Engagement wurde durch die Bank gelobt. Allerdings vertagten die Politiker ihren Beschluss. Sowohl die Verwaltung als auch die BI hätten plausible Argumente für ihr jeweiliges Konzept vorgetragen, hieß es damals. Auf Antrag der CDU beschloss der Ausschuss, ein Werkstattgespräch zu veranstalten. Es sollte einen umfassenden Meinungsaustausch ermöglichen und einen Kompromiss herbeiführen.

Die Veranstaltung im Pfarrsaal verlief allerdings so wie viele herkömmliche Bürgerversammlungen: Fachbereichsleiter Kuballa stellte die denkbaren Varianten vor, dann hatten die Bürger das Wort. Streit gab es bei der Frage, ob es möglich ist, Straße und Kanal zu erneuern und dabei die Bäume zu schonen.

Experten einbeziehen

Die Bürgerinitiative hält dies – anders als die Stadtverwaltung – für möglich. Nach Angaben von Dirk Dahlen, einem ihrer Sprecher, hatte sie vorgeschlagen, einen Experten für das Thema „Baumschutz im Tiefbau“ in die Diskussion einzubeziehen. Leider habe die Verwaltung darauf nicht reagiert. Ohne die Stellungnahme eines Fachbüros jedoch, so Dahlen, könne die Versammlung zu keinem Ergebnis führen. Der Technische Beigeordnete Oliver Knaup will nun versuchen, einen Experten für die Sitzung des Bauausschusses zu gewinnen.

Thomas Schönwälder, ebenfalls BI-Sprecher, erhob weitere Vorwürfe: Die Stadtverwaltung habe zu dem Gespräch nur die Hauseigentümer eingeladen, nicht aber die anderen Betroffenen. Anlieger Markus Goecke bemängelte, dass die Angaben zu den Kosten, die je nach Ausbauvariante anfallen, unvollständig seien – was Dezernent Knaup mit Bedauern einräumte.

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Nicht zuletzt handelte sich die Verwaltung wegen eines Fragebogens Kritik ein, mit dem sie ermitteln wollte, welche Variante die Hauseigentümer bevorzugen. Mit der Gestaltung des Fragebogens habe man tatsächlich „Verwirrung gestiftet“, gab Tiefbau-Chef Kuballa zu.

Einen Vorwurf ließen er und Dezernent Knaup aber nicht auf sich sitzen: dass die Stadt Euskirchen den Baumschutz sozusagen als Nebensache betrachte. „Offenbar ist hier nicht bekannt, wie viel wir seit Jahren für den Erhalt unserer Bäume tun“, sagte Knaup.

Mit der neu ins Spiel gebrachten Version würde die Stadt den Baumbestand erhalten und durch sechs Neupflanzungen ergänzen. Zudem würden die Kosten reduziert, unter anderem durch den Verzicht auf die Erneuerung der Straßenbeleuchtung und auf besagtes Wurzelkammersystem, das die Verwaltung nach wie vor bevorzugt. Was die Ratsfraktionen sagen, wird sich am 11. Februar zeigen.