Aufstieg ist kein FußballmärchenWie geht es mit der JSG Erft weiter?
Euskirchen-Kuchenheim – Die JSG Erft hat es geschafft. Die Mannschaft von Trainer Stephan Reimer steigt in die Kreisliga A auf. Und jetzt? Wird erst einmal gefeiert. Nach dem souveränen 3:1-Erfolg in Zülpich knallten nach dem Schluss im Regen die Korken. Die Tore in einer recht tristen Partie erzielten Luc-Seal Roggendorf, Rafael Oliveira und Nicolas Woywood. Für den Ehrentreffer zeigte sich Jonas Hintzen verantwortlich. Doch wie geht es weiter?
Drei Spieltage vor dem Ende der Saison - zwei Partien davon hat die JSG spielfrei - ist das Team nicht mehr vom ersten Platz zu verdrängen. Der TB-SV Füssenich-Geich könnte zwar noch mit der JSG Erft nach Punkten gleichziehen, doch in der Kreisliga B zählt der direkte Vergleich. Den hat die Reimer-Truppe mit 6:1 deutlich für dich entschieden. Für Coach Reimer ist der Aufstieg, das Ziel, auf das er mit der Mannschaft seit Jahren hinarbeitet. Zumindest das vorläufige Ziel. Für die JSG Erft ist es der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.
Spielerisch top ausgebildet
Spielerisch ist die Mannschaft top ausgebildet. Auch taktisch hat das Team einen großen Schritt nach vorne gemacht. Allerdings tut sich die Mannschaft immer schwer, wenn der Gegner sehr defensiv agiert. „Körperlich ist das junge Durchschnittsalter überhaupt kein Problem"“, sagte Reimer bereits vor zwei Jahren, der sein Team gerne mit dem FC Bayern München vergleicht. Der Vergleich beziehe sich aber nicht auf das Erreichte, sondern auf den Druck, mit dem seine Truppe umzugehen habe, versichert der Trainer.
Leistungsträger gehen nach Wißkirchen
Die Stärke der Mannschaft: das schnelle Umschaltspiel. Schon jetzt ist abzusehen, dass das Team in der Kreisliga eine gute Rolle spielen wird - wenn es denn zusammen bleibt. Die Abgänge von Stürmer Timo Quast und Torhüter Jan Beyers stehen fest. Beide gehen zum SC Wißkirchen. Gerade die Torgefährlichkeit von Quast dürfte aktuell schwer zu ersetzen sein.
Bessenich und Lommersum baggern
Nach Informationen dieser Zeitung werden auch andere Spieler von anderen Mannschaften umgarnt. Vor allem Lommersum und Bessenich sollen schon an einzelne Spieler herangetreten sein. Ein Name, der immer wieder fällt, ist Julian Riße. Der Mittelfeldspieler steht sinnbildlich für die Entwicklung des Vereins. Als Jugendspielgemeinschaft der Muttervereine SC Roitzheim, SW Stotzheim und RW Billig gegründet, ist der Verein längst mehr als nur ein Jugendverein. Und Roitzheim, Stotzheim und Billig machen wieder eigenständige Jugendarbeit.
Seit Jahren wird in Kuchenheim auch Seniorenfußball gespielt. Seit Jahren ist die JSG das Aushängeschild in Sachen Jugendfußball, hat dem Euskirchener TSC längst den Rang abgelaufen. Die U11, trainiert von Jugendleiter Tobias Berg, spielt auf Kreisebene gegen teilweise zwei Jahre ältere Kinder alles in Grund und Boden. Die C-Junioren waren sogar auf Verbandsebene ihren Gegnern weit voraus.
Überhaupt hat sich der Verein aus Kuchenheim im FVM einen Namen gemacht. Und musste den dennoch mal korrigieren. Mittlerweile nennt man sich selbst JSG Erft 01 Euskirchen - damit die Abgrenzung zu Erftstadt und die Verortung nach Euskirchen deutlich wird.
Parkplatz-Problematik
Vor allem die Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit ist an auf dem Fußballplatz an zwei Namen geknüpft: Stephan Reimer und Kevin Greuel. Aber auch Marcel Schmitz und Tobias Berg haben bereits Spuren hinterlassen.
Abseits des Platzes setzt die JSG auf Kontinuität. Wilhelm Schlipp als Vorsitzender und Rolf Spilles als Geschäftsführer ziehen die Strippen im Hintergrund, haben die Infrastruktur stetig ausgebaut und konkurrenzfähig gemacht. Bald gibt es sogar Whiteboard und Co, um bei der Analyse noch digitaler zu sein. Und bei der Torwartschule sind längst nicht mehr nur eigene Torhüter dabei.
Großer Wunsch: weiterer Kunstrasenplatz
Der wohl größte Wunsch des Vereins: ein zweiter großer Kunstrasenplatz. Einer der wenigen Punkte, die noch nicht klappt: das Parken bei Heimspielen. Im wieder wird vor allem entlang der Buschstraße wild geparkt. Auffällig: es sind oft die Spieler und Fans der gegnerischen Mannschaften. Auswärtige Teams parken laut Spilles vorbildlich an der Peter-Weber-Halle. Bleibt zu hoffen, dass das Problem in der Kreisliga A gelöst wird. Denn dann dürften mehr Zuschauer zu den Spielen kommen. Vielleicht auch um Julian Riße spielen zu sehen, der zwischenzeitlich mal für den Bonner SC auflief, um dann doch wieder in den warmen Schoß der JSG-Familie zurückzukehren.
Ein Fußballmärchen ist der Aufstieg nicht. Am Reißbrett ist er aber auch nicht entstanden. Vielmehr ist er die Belohnung einer kontinuierlichen Arbeit. Allerdings hätte dem Ziel, das Trainer Reimer bereits vor vier Jahren ausgegeben hat, fast Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. 2020 war die JSG schon mal Höhepunkt ihres Schaffens.
Im Kreispokal wurde sensationell der Bezirksligist und amtierende Pokalsieger TuS Zülpich ausgeschaltet. Im Halbfinale verlor man allerdings am späteren Sieger aus Erftstadt-Lechenich. In der Kreisliga-B-Saison spielte man – fast schon logisch – um den Aufstieg mit. Die jungen Kicker spielten sich in die Notizbücher zahlreicher Trainer. Doch man schwor der JSG die Treue. Wahrscheinlich wohlwissend, dass dieses Jahr der Wurf gelingen musste.
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Ein weiteres Jahr Kreisliga B hätten sich wohl nur die wenigsten JSG-Talente angetan – trotz aller Treueschüre. Denn die dauern mitunter nur bis zum 30. Juni. Bis zu diesem Tag können sich Spieler abmelden. Und so mancher Verein hatte in den kommenden Tag nicht gerade einen Liebesbrief, sondern erlebte vielmehr eine böse Überraschung. Das könnte auch der JSG drohen. Auch wenn die Verantwortlichen etwas anderes beteuern.