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Kreispokal-HalbfinaleBroilers in Wacken schlagen Erftstadt-Lechenich in Schöneseiffen

Lesezeit 4 Minuten
Spielszene aus der Partie TuS Zülpich gegen JSG Erft 01. Ein Zülpicher Spieler hat den Ball und wird von einem Erft-Akteur attackiert.

Beim letzten Aufeinandertreffen im Pokal, in der 2. Runde des Kreispokals 2021, der wegen der Flut erst im Mai 2022 ausgetragen wurde, hatte der TuS Zülpich (in Rot) die Nase mit 2:0 vorn.

Titelverteidiger SC Erftstadt-Lechenich ist schon vor dem Spiel vom SV Schöneseiffen enttäuscht. TuS Zülpich empfängt die JSG Erft 01.

So ein Erreichen des Halbfinals kann schon Probleme mit sich bringen. „Wir müssen unsere Sportwoche komplett umplanen“, sagt Schöneseiffens Trainer Heiko Zimmer. Eine logistische Arbeit, die der Kreisliga-Aufsteiger aber gerne auf sich nimmt. Der Grund: Zum ersten Mal in seiner Geschichte ist der Verein im Kreispokal so weit gekommen. Da trifft der SV am Mittwoch um 19 Uhr auf den Landesligisten SC Germania Erftstadt-Lechenich.

Ein Erfolg, mit dem in der Eifel niemand gerechnet hat. Auch Torwart Bastian Gerhards nicht. Der Schlussmann, der im Viertelfinale gegen Metternich (4:0) eine starke Leistung ablieferte, hat eine Karte für das Musikfestival Wacken. Wenn seine Mannschaftskollegen am Mittwochabend versuchen, dem Titelverteidiger ein Bein zu stellen, dürfte Gerhards vor der Bühne stehen und im Matsch zu den Broilers abrocken – wenn die Anreise geklappt hat. Wegen des Dauerregens hatten die Veranstalter geraten, diese aufzuschieben.

Coach Heiko Zimmer lobt sein Team und setzt auf den Ersatztorwart

Der Schlussmann aus Schöneseiffen hat geschwankt. Schließlich spielt man ein Pokalhalbfinale nicht jeden Tag. Das Problem: Das Ticket hat 300 Euro gekostet, und Wacken ist eben Wacken. Nachfahren ist auch keine Option. Dass der Torwart aber überhaupt überlegt, das Festival abzusagen, zeigt Coach Zimmer, wie sehr das Team lebt. „Es ist einfach großartig“, sagt er. „Wir haben Basti gut zugeredet, dass er nach Wacken fahren soll. Er guckt, dass er Sonntag, am Finaltag, wieder zurück ist. Wir haben ja einen zweiten Torwart. Der wird seine Sache sicher genau so gut machen“, lobt Zimmer Ersatz-Keeper Marc Hirschberg.

Dass der Pokalerfolg der Mannschaft schaden könnte, glaubt er nicht. „Die Jungs bleiben auf dem Teppich. Keiner wird denken, dass die Meisterschaft ein Selbstläufer werden wird“, sagt Zimmer, der den Klassenerhalt weiter als das wichtigste Ziel ausgibt. Das Duell gegen Erftstadt sei eins, das man genießen wolle. Im vergangenen Jahr unterlag der SV in der 2. Runde mit 0:3. Mittlerweile ist viel passiert. Schöneseiffen ist in die Kreisliga A aufgestiegen, und Erftstadt hat im Sommer einen großen personellen Umbruch herbeigeführt.

Erftstadt-Trainer Karsten Kochems hadert mit der frühen Anstoß-Zeit

Zimmer kündigt an, dass man kontrolliert offensiv agieren, sich auf keinen Fall nur hinten reinstellen wolle. In den vergangenen sieben Jahren, so lang ist Zimmer bereits Trainer in Schöneseiffen, hat sich die Truppe zur Pokalmannschaft entwickelt. „In den ersten fünf Jahren sind wir jeweils in der ersten Runde ausgeschieden“, erinnert sich der Übungsleiter. Im vergangenen Jahr besiegte der SV in der ersten Runde immerhin die JSG Erft. In diesem Jahr nun das Halbfinale. „Wir hatten auch ein wenig Losglück“, versucht Zimmer zu relativieren. Aber die Leistungen der Mannschaft, vor allem das 3:2 gegen Lommersum im Achtelfinale, waren beachtlich.

Karsten Kochems, Trainer von Erftstadt-Lechenich, trägt eine bunte Kappe verkehrt herum auf dem Kopf. Im Hintergrund Linienrichter Jörg Piana.

Die frühe Anstoßzeit in Schöneseiffen kommt Erftstadts Trainer Karsten Kochems nicht gelegen.

Erftstadts Trainer Karsten Kochems geht deshalb davon aus, dass Schöneseiffens Spieler heiß sein und brennen werden. So seriös wie im Viertelfinale gegen Ländchen-Sieberath wolle man vorgehen und das Ziel, das Finale, erreichen. Enttäuscht ist er, dass Schöneseiffen die Anfrage durch den Sportlichen Leiter Dirk Manns, auf einem anderen Platz zu spielen, kategorisch abgelehnt habe. Das Spiel wird wegen des fehlenden Flutlichts um 19 Uhr angepfiffen. „Es sind wieder 60, 65 Kilometer zu fahren. Einige meiner Jungs müssen bis 17 Uhr arbeiten. Die kommen dann irgendwann nach 18 Uhr erst an. Finde ich nicht fair. Wir sind keine Profis, wir müssen noch arbeiten gehen.“

Immer knappe Duelle zwischen Zülpich und der JSG Erft

In der zweiten Partie kommt es um 19.30 Uhr in Zülpich zum reinen Bezirksliga-Duell. Wobei die Voraussetzungen unterschiedlich sind: Auf der einen Seite der in der Liga etablierte TuS Zülpich, der mit Sicherheit wieder um den Aufstieg mitspielen will, auf der anderen Seite der Aufsteiger JSG Erft 01 Euskirchen mit seinem jungen Team.

„Die Chancen stehen 30 zu 70. Hätte das Spiel bei uns stattgefunden, würde ich 50 zu 50 sagen“, sagt Erfts Trainer Stephan Reimer. Seine Jungs sind aber gewillt, Zülpich zu schlagen: „In der Vergangenheit waren das immer knappe Spiele.“ In der vorletzten Pokalrunde verlor Erft 0:2 in der zweiten Runde gegen den späteren Pokalsieger. Ein Jahr zuvor hatte Erft als B-Kreisligist Zülpich im Achtelfinale 2:1 nach Verlängerung besiegt.

Seltenes Heimspiel im Kreispokal für den TuS Zülpich

Zülpichs Trainer David Sasse freut sich nach sieben Jahren beim TuS über ein Pokal-Heimspiel. „Das ist sicher auch für unsere Zuschauer mal wieder ein tolles Ereignis.“ Im Vergleich zum Viertelfinale kündigt er personelle Veränderungen an. Welche, ließ er aber offen. „Wir werden rotieren, um auch unberechenbarer zu sein.“ Dafür hat Sasse nahezu alle Spieler an Bord. Nur die beiden verletzten Stammkräfte Benjamin Wiedenau und Marius Lepartz fehlen.

„Unser Kader ist groß und breit genug, um das problemlos aufzufangen“, so Sasse. Vor dem Gegner hat er die gehörige Portion Respekt: „Erft war die beste Kreisliga-A-Mannschaft, ist ein Ligakonkurrent. Das wird ein Spiel auf einer anderen Ebene als bisher. Beim Gegner wird noch viel Euphorie vorhanden sein.“ Über schnelles Kombinationsspiel wollen sich die Zülpicher durchsetzen. Ziel ist das Pokalfinale.