Die neu gegründete Frauenmannschaft des TVE Bad Münstereifel verliert jedes Spiel hoch. Doch die Spielerinnen lassen sich nicht entmutigen.
Handball-KreisligaFrauen des TVE Bad Münstereifel verlieren hoch, haben aber Spaß dabei
2:59, 2:47, 6:60, 3:54. Was ein wenig anmutet wie die Längen von Musiktiteln (wobei 6:60 schon eine sehr extravagante Version von 7:00 wäre), sind tatsächlich die Ergebnisse der Frauenmannschaft des TVE Bad Münstereifel in der Handball-Kreisliga im Bezirk Bonn-Euskirchen-Sieg. Macht summa summarum 13:220 Tore und, weil man im ersten Spiel nicht angetreten ist, 0:10 Punkte. Nur der HSV Troisdorf II hat ebenfalls 0:10 Punkte, dafür aber 66:109 Tore.
Eine bittere Bilanz für den TVE. Oder doch nicht? Längst vorbei sind die Zeiten, als die Bad Münstereifeler Frauen auf Verbandsebene eine große Rolle spielten. Anfang 2020, noch vor der Corona-Pandemie, zog der Verein endgültig die Reißleine. In der Kreisklasse, die es vor drei Jahren noch gab, war Schluss mit Handball. Und dann tat sich nichts mehr. Lockdown. Stillstand für jedwede Vereinsaktivitäten – nicht nur im Sport, sondern überall.
Im Oktober 2022 fiel die Entscheidung für die Frauenmannschaft des TVE
Aber in Bad Münstereifel können die Frauen dann doch nicht so ganz vom Handball lassen. Tradition ist eben Tradition. Der Aufstiegsschwung der Männer, die in der Landesliga starteten, tat sein Übriges. Die Euphorie in Bad Münstereifel kam wieder zurück. Im Oktober 2022 fiel der Entschluss, wieder eine Mannschaft zu stellen und am Ligabetrieb teilzunehmen. Fünf Frauen hatten gegenüber Handballabteilungsleiter Martin Keidel und Herren- und Damenwart Markus Ramacher den Wunsch geäußert, die Damenmannschaft aufleben zu lassen.
„Wir haben mit fünf oder sechs Spielerinnen angefangen, aktuell sind wir bei 14, wenn wir komplett sind. Acht bis zehn sind eigentlich immer da“, sagt Felix Töllich. Er ist Trainer des Teams – und auch so ein wenig der Menschenfänger, der neue Spielerinnen akquiriert.
Felix Töllich ist nicht nur Trainer, sondern auch Menschenfänger
„Wir hatten keine Torhüterin. Ich wusste aber, dass meine Stieftochter Sport machen wollte. Also habe ich sie überzeugt. Auch meine Frau wollte ein bisschen Sport machen und überlegt nun, ins Team zu kommen. Die letzte neue Spielerin ist durch ihren Freund dazugekommen, der in der zweiten Männermannschaft spielt“, erzählt Töllich. Man muss wohl nicht erwähnen, dass er auch Teil der Mannschaft ist, die in der ersten Kreisklasse auf Torejagd geht, genau wie Co-Trainer Basti Kurth, Torhüter der Zweiten.
Und so ist das Frauenteam eine bunte Mischung aus älteren Spielerinnen mit Handballerfahrung, aber auch einigen kompletten Neulingen. Zwischen 17 Jahre und Anfang 40 sind die Akteurinnen. Und weil auch einige Mütter dabei sein, ist es nicht selten, dass beim Training eine Handvoll Kinder dabei ist. Der TVE-Nachwuchs ist also gesichert.
Die Motivation der TVE-Spielerinnen ist sehr hoch
Dass bei den Frauen der Spaß und die gemeinsame Aktivität im Vordergrund steht, sieht man daran, dass sie den Kopf nicht hängen lassen. „Natürlich muss ich ab und zu ein gutes Wort einlegen“, sagt Felix Töllich. Aber die Motivation der Mannschaft sei sehr hoch. „Das Level liegt bei 95 Prozent“, schätzt der Trainer.
Das wird auch von außen registriert. Gegnerinnen aus Palmersheim, Voreifel und Schleiden haben die Bad Münstereifelerinnen ermutigt, am Ball zu bleiben. Ein Schiedsrichter zog seinen imaginären Hut vor den Spielerinnen und lobte ausdrücklich deren Fairness und riet dazu, es immer wieder neu zu probieren.
Vorstand des TVE Bad Münstereifel gibt Rückendeckung
Und auch der Vereinsvorstand ist laut Töllich positiv überrascht, dass die Frauen jede Woche antreten, und begeistert davon, dass es vorangeht. „Die Rückendeckung ist da“, freut sich Felix Töllich, der in schönster sportlicher Direktheit klarstellt: „Wir werden die Saison durchziehen, auch wenn es auf die Schnauze gibt.“ Er selbst weiß, wie es ist, wenn man fast nur verliert. „Vor zwei Jahren oder so haben wir mit der zweiten Mannschaft auch nur verloren“, erinnert er sich.
Was Felix Töllich freut: Er sieht von Spiel zu Spiel einen Fortschritt. Die Spiele gegen Voreifel und Palmersheim direkt zu Beginn der Saison will er gar nicht groß bewerten. „Das sind beides Topmannschaften“, sagt er. Aber bereits gegen Poppelsdorf habe man sich lange gut präsentiert. „Wir waren in einer Leistungsklasse“, meint er. 5:19 stand es zur Halbzeit. Dann ließ die Kondition nach. Das Endergebnis lautete 6:60. Nur gegen Schleiden, bis dahin selbst nur einmal siegreich, sei komplett der Wurm drin gewesen.
Die schwangere Kathi Spuhler kümmert sich um das zweite Training
Die angesprochene Kondition müsse sich ebenso verbessern wir das Spielverständnis, analysiert der Trainer. Seine Spielerinnen seien aber sehr wissbegierig. Und sie wollen sich verbessern. Mittlerweile haben sie eine zweite Trainingseinheit eingefordert. Die übernimmt Betreuerin Kathi Spuhler, die nach ihrer Schwangerschaft selbst wieder auf die Platte will.
Und vielleicht klappt mit dieser Motivation auch das Ziel, mindestens ein Spiel in dieser Saison zu gewinnen. Ansonsten will Töllich, dass seine Spielerinnen Erfahrung sammeln und sich als Kader festigen. „Man lernt nur, wenn man spielt“, meint er. Der Trainer betrachtet die Mannschaft als Langzeitprojekt. Denn in zwei oder drei Jahren sollen aus dem eigenen Nachwuchs junge Handballerinnen nachrücken. Aktuell wird von Axel Kreutzer ein B-Juniorinnen-Team aufgebaut. „Nächstes oder übernächstes Jahr wollen wir dann zusammen trainieren“, so Töllich.
Das nächste Spiel der Bad Münstereifeler Frauen findet am 21. Oktober beim TuS Niederpleis statt, noch so ein Team aus der Spitzengruppe. Spannend wird es am 19. November, wenn es nach Troisdorf geht. Vielleicht wird es spätestens dann etwas mit dem Ziel des ersten Saisonsieges.