In der Bezirksliga liefern sich Bessenich und Nierfeld ein spannendes Duell. Der SC Wißkirchen kassiert in der Schlussminute den Ausgleich.
Fußball-BezirksligaDas Spiel in Bessenich hätte länger dauern dürfen
SV Rhenania Bessenich – SV SW Nierfeld 3:3 (2:1). Was kommt dabei heraus, wenn zwei Mannschaften zwar ziemlich fehlerhaft verteidigen, dafür aber mit extrem hohem kämpferischem Engagement und viel Offensivgeist agieren? Die einfache Antwort: eine für die Zuschauer extrem unterhaltsame und spannende Bezirksligapartie, die gerne auch noch ein wenig länger hätte dauern dürfen!
Die große Frage lautete, wie die Reaktion der Gastgeber auf die Derbypleite gegen Zülpich wohl ausfallen würde. Wie zu erwarten konnten die Bessenicher das 0:9 nicht so einfach aus den Klamotten schütteln und wirkten gerade in der Anfangsphase im Kombinationsspiel verunsichert, doch unter dem Strich zeigte sich das Team von Artur Mezler in allen Bereichen deutlich verbessert.
Dass es am Ende trotzdem nicht für die erhofften drei Zähler reichte, lag an den zu keiner Phase der Begegnung aufsteckenden Gästen aus Nierfeld, die beharrlich Widerstand leisteten und ihrem Ruf als Stehaufmännchen der Liga einmal mehr gerecht wurden.
Nach einem sehr hektischen Auftakt gingen die Nierfelder durch einen berechtigten Strafstoß, den der gefoulte Tomas Delcio Mateus souverän verwandelte, in Führung. Diese hatte aber nur wenige Minuten Bestand, weil sich Schiedsrichter Jakob Ferner nach dem Zweikampf zwischen Covenant Oku Smart und Bessenichs Kapitän Manuel Spies zum erneuten Elfmeterpfiff entschied – den konnte, musste man jedoch nicht geben. Bessenichs Nuri Yasar traf ebenso sicher wie kurz zuvor Nierfelds Mateus und legte wenige Augenblicke später per Freistoß gegen den nicht glücklich aussehenden Tobias Pessara nach.
Bessenich verpasst das 3:1, Nierfeld zeigt die passende Reaktion
Nach dem Seitenwechsel waren die Hausherren dicht vor dem vielleicht entscheidenden 3:1, doch bei den Abschlüssen des eingewechselten Harun Pindzo und von Neodrit Fejzulahi fehlte die Präzision. Dafür gelang dem starken Christian Uche nach einer schönen Einzelleistung mit etwas Glück und viel Durchsetzungsvermögen samt trockenem Abschluss das 2:2. Als Pindzo nach ebenso herausragender Soloaktion den dritten Treffer für die Rhenania markiert hatte, war die Heimelf dem Dreier schon nahe. Doch SVN-Joker Jonas Küpper gelang es zehn Minuten vor dem Abpfiff, Schlussmann Eamonn Klein mit einem nicht unhaltbaren Schuss aus der Distanz ein letztes Mal zu überwinden.
Das Auf und Ab der Gefühle während der Partie lässt sich an der Person Siggi Kunst gut verdeutlichen. Nachdem der Abwehrchef durch die Verletzung von Can Celik früh ins Spiel gekommen war, verlieh der Routinier den Teamkollegen durch seine Übersicht sofort Sicherheit und durfte die Pausenführung bejubeln.
Dass der Innenverteidiger nach mehrwöchiger Verletzungspause noch nicht der alte Kunst ist, zeigte sich beim Nierfelder Ausgleich, als er das direkte Duell gegen Uche auf Höhe des 16-Meter-Raums verlor. Trotz des Patzers rackerte der 37-Jährige unermüdlich und tauchte mehrfach gefährlich vor dem Nierfelder Gehäuse auf – um ein Haar wäre ihm sogar der Lucky Punch zum 4:3 gelungen.
Bessenichs Frank Marwitz lobt die Reaktion der Mannschaft
„Kompliment an die Mannschaft, die kämpferische Einstellung hat heute absolut gestimmt. Leider sind am Ende zwei Punkte zu wenig dabei herausgekommen“, war Teammanager Frank Marwitz nicht ganz zufrieden.
Von einem Déjà-vu-Erlebnis sprach Gästecoach Dirk Scheer. „Es war genau wie in den letzten zwei Wochen: Wir laufen hinterher, kommen zurück und verpassen am Ende den Siegtreffer.“
In einem von Fehlpässen, aber auch sehenswerten Offensivszenen geprägten Spiel gab es leistungsgerecht keinen Sieger. Dennoch durften beide Kontrahenten, die mit Ausnahme einer Rudelbildung in der Nachspielzeit bei allem Einsatz äußerst fair miteinander umgingen, Positives aus der Partie mitnehmen.
Die dank Manuel Spies und der eingewechselten Siggi Kunst und Harun Pindzo personell wieder besser aufgestellten Gastgeber machten einen Schritt zu einer diszipliniert auftretenden Einheit; die Nierfelder unterstrichen ihre konditionellen Qualitäten und erholten sich von zwei Rückständen vorbildlich.
SC Wißkirchen – FC Viktoria Birkesdorf 2:2 (1:1). Auch wenn die Gastgeber wie schon in der Vorwoche gegen Nierfeld bis kurz vor dem Schlusspfiff vorne lagen und es wieder nur zu einem Unentschieden langte, war Trainer Kevin Greuel alles andere als unzufrieden. „Natürlich fühlt sich das Ergebnis wie eine Niederlage an, aber ich bin trotzdem sehr stolz auf die Jungs, weil eine Entwicklung zu erkennen ist. Wir haben heute gegen eine Mannschaft mit sehr starken Einzelspielern bewiesen, dass wir in der Liga mithalten können“, freute sich der Coach, dessen Elf die Anfangsphase allerdings verschlief.
Nach einer Ecke gelang dem Japaner Haruki Ishitsuka mit einem fulminanten Abschluss in den Winkel die schnelle Führung für den Gast aus Düren. Die Reaktion des SCW fiel dann umso beeindruckender aus: Eine tolle Kombination über Ben Decker, Deniz Isitmen und Daniel Blum schloss Robin Zimmer nur wenige Minuten später zum 1:1 ab. „Im Laufe der Partie haben wir uns dann immer mehr Spielanteile erarbeitet, während Birkesdorf nur gelegentlich Nadelstiche gesetzt hat“, schilderte Greuel seine Eindrücke.
Nach exakt einer Stunde war das 2:1 durch Niklas Blum auf Zuspiel von Ben Decker daher auch keineswegs unverdient. Anschließend ereignete sich eine Schlüsselszene, als der Kopfball von Erjon Hoxhaj von der Unterkante der Latte nicht hinter, sondern genau auf dem Kreidestrich landete und der dritte Treffer damit ausblieb.
So musste die Heimelf in der Endphase mit dem Ausgleich von Presley Lubasa nach einer zuvor abseitsverdächtigen Position eine bittere Pille schlucken. Der erste schmerzhafte Rückschlag hatte sich schon früher ereignet, weil Verteidiger Jan-Niklas Breuer mit einer vermutlich schwereren Verletzung ausgewechselt werden musste. Erfreulich war dagegen der Auftritt der A-Jugendlichen Oliver Schäfer und Fabio Krosch, die eine sehr überzeugende Leistung zeigten.
JSG Erft 01 – SV Rhenania Lohn 2:2 (2:0). Nach fünf Niederlagen am Stück feierten die Gastgeber zumindest ein kleines Erfolgserlebnis, wenngleich das Remis aufgrund des klares Pausenvorsprungs ein wenig ärgerlich war. „Eigentlich müssen wir das Spiel in der ersten Halbzeit nach Hause fahren, da hätten wir 4:0 führen können“, berichtete Trainer Stephan Reimer. Für den Verantwortlichen fiel die Ausbeute mit den erfolgreichen Abschlüssen von Leo Richerzhagen und Ben Bungart zu mickrig aus, da es unter anderem noch einen Kopfball ans Lattenkreuz von Lucas Spilles gab.
Die Auswechslungen von Luke Reimer (verletzt) und Prince Yoka (rotgefährdet) verursachten dann einen Bruch im Spiel der Platzherren und so kassierte man gegen die insgesamt wenig überzeugend auftretenden Gäste im zweiten Durchgang noch zwei unnötige Standardtore. Beide resultierten aus direkten Freistößen, von denen einer glatt durch die Abwehrmauer flog. „Die Entstehung müssen wir einfach verhindern, da haben wir uns nicht clever angestellt“, bemängelte Reimer, der unter dem Strich dennoch lobende Wort für seine Mannschaft fand. „Ich bewerte unseren Auftritt positiv, die Jungs haben gut gespielt.“
SG Voreifel – TuS Chlodwig Zülpich 0:5 (0:1). Trotz des letztlich klaren Auswärtserfolgs sprach Zülpichs Trainer David Sasse dem Gegner ein Kompliment aus: „Ich hatte den Eindruck, dass da eine Mannschaft auf dem Platz steht. Sie haben wesentlich kompakter verteidigt als Bessenich in der letzten Woche und hatten zudem einen überragenden Torwart“, sagte der Übungsleiter, der dank Devin Nickisch einen Traumstart seiner Elf erlebte. So richtig in Fahrt kamen seine Schützlinge dann aber erst nach dem Seitenwechsel, als Manuel Macherey, Maurice Hilger, Luca Ohrem und Marlon Große den Vorsprung ausbauten. „Alle Treffer waren gleichermaßen toll herausgespielt. Vielleicht hat der Distanzschuss von Marlon etwas herausgestochen“, kommentierte Sasse.
Während Große und Ohrem zu den Etablierten zählen, läuft es für Macherey (drittes Tor im dritten Spiel in Folge) und Hilger (zweites Tor im zweiten Spiel hintereinander), die zuvor eher in der zweiten Reihe standen, momentan ebenfalls hervorragend. Daneben wollte der Coach auch einen weiteren Akteur nicht unerwähnt lassen. „Auch wenn Dominik Spies ausnahmsweise nicht getroffen hat, hat er auf der Zehn ein richtig gutes Spiel geliefert. Ich bin mit seiner Entwicklung außerordentlich zufrieden.“
Weniger Grund zum Jubeln hatte Voreifels Coach Michel Lambertz: „Natürlich geht die Niederlage in Ordnung, aber sie ist definitiv zu hoch ausgefallen, denn nach dem Rückstand hatten wir die große Möglichkeit zum Ausgleich. Als die Zülpicher direkt nach der Pause auf 2:0 erhöht haben, haben sie sich anschließend in einen Rausch gespielt.“ (bra)