TNT - Thesen von Tom und ThomasDas Ende der Mechernicher Staublungen
Kreis Euskirchen – Sollte die zweite Mannschaft des FC Dollendorf-Ripsdorf nächstes Jahr gesperrt werden, weil sie in der Kreisliga B antreten müsste, das aber nicht will, wäre das ein Unding.
Thomas: Sechs Wochen mussten beide Mannschaften des FC Dollendorf-Ripsdorf warten, bis sie wussten, ob sie auf- oder absteigen. Mit beiden Teams müssten sie kommende Saison in der Kreisliga B starten, eines dann sogar in der Euskirchener Staffel. Ob DoRi das will, fragt sich der Vorstand momentan auch. Eventuell wird der Verein aber durch die Satzung dazu gezwungen. Denn die besagt: Die Entscheidung hätte am letzten Spieltag, der am 24. April war, getroffen werden müssen – unabhängig davon, ob man da schon wusste, in welcher Liga man spielt. Das mag formell richtig sein. Faktisch wäre es aber ein fatales Zeichen. Sechs Wochen lang konnte DoRi weder für die Erste noch die Zweite irgendetwas planen. Und jetzt, wo sie Gewissheit haben, wird ihnen eine lange Nase gezeigt.
Tom: Der Fußballkreis hat vor ein paar Jahren bitterböse Erfahrungen gemacht, als er versucht hat, nach Bauchgefühl zu entscheiden und sich über die Statuten hinwegzusetzen. Wenn er keine Lust auf ein Déjà-vu hat, ist das nachzuvollziehen. Aber die Situation ist nun eine andere, weil der betreffende Verein lange im luftleeren Raum war. Und in einer Zeit, in der Fußballmannschaften immer weniger werden, kann man keinem Team Steine in Weg legen, nur weil es nicht aufsteigen will. Da muss der Fußballkreis eine Lösung finden. Für DoRi und für den Sport an sich.
Das Abenteuer Bezirksliga ist für den SV Frauenberg vorbei. Und das ist gut so.
Tom: Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Für den Verein und die Mannschaft ist es besser, dass das Abenteuer beendet ist. Für die Bezirksliga selbst aber nicht. Weil ein Team absteigt, dass sich über Zusammenhalt, Mannschaftsgeist, Spaß an der Sache definiert hat und nicht über das Geld, das gezahlt wird. Frauenberg war damit ein Exot. Es verbleiben aber Teams in der Bezirksliga mit den gleichen Eigenschaften – und die kommen mit Sötenich und Mechernich auch noch aus dem Kreis Euskirchen. Es besteht also noch Hoffnung, dass auch in der kommenden Saison Geld nicht unbedingt Tore schießt. Wobei Geld das Toreschießen natürlich schon erleichtert, wie man auch bei Vereinen aus dem Kreis sieht.
Thomas: Ich verlasse jetzt mal kurz die Ebene des neutralen Journalisten und antworte subjektiv als Frauenberger: Der SVF war für mich immer irgendwie eine Kreisliga-B-Mannschaft, schon die Zugehörigkeit zur Kreisliga A war etwas Besonderes. Die zwei Jahre Bezirksliga waren deshalb etwas, worauf man als Dorfbewohner stolz sein darf. Danke dafür. War geil.
Der TuS Zülpich wird in der kommenden Saison Probleme bekommen, und schon im Herbst wird David Sasse wieder auf Torejagd in der Bezirksliga gehen.
Tom: Zülpich hat einen tollen Kader – unabhängig von David Sasse. Gefühlte 150 Torbeteiligungen lassen sich nicht kompensieren. Das ist aber auch nicht notwendig, weil Zülpich immer noch Jungs hat, die wissen, wo das Tor steht. Es muss aber in die Köpfe, dass der Unterschiedsspieler nicht mehr da ist und das Kollektiv nun den Unterschied machen muss. Da ist Thorsten Lewin gefordert. Ein Trainer, von dem ich unheimlich viel halte. Dennoch wird es spannend sein zu sehen, wie Lewin seine erste Cheftrainer-Rolle ausfüllen wird und wie er den Geist David Sasses, der sicherlich noch länger über der Mannschaft schweben wird, vertreiben wird. Aber vielleicht hat ja auch David im Herbst schon wieder so viel Ehrgeiz, dass er noch mal angreifen will und seinen Torrekord verbessern will. Mit weniger Spielen – also wenn das kein Anreiz ist ...
Thomas: Der Zülpicher Kader wird vermutlich wieder einer sein, der um den Aufstieg mitspielen wird. Aber mit David Sasse fehlt der Robert Lewandowski der Bezirksliga. Andere Spieler müssen nachrücken und in seine Rolle schlüpfen. Das kostet Zeit. Die sollte man Neu-Cheftrainer Thorsten Lewin auch zugestehen. Ich vermute, dass Sasse ab und zu aushelfen wird – und ansonsten mal eben 80 Tore als Spielertrainer in der Kreisliga B schießen wird. Auch da sind ja noch Rekorde zu knacken.
Die TuS Mechernich wird kommendes Jahr Probleme bekommen, denn auf Rasen spielen können viele, auf Asche aber nicht.
Tom: Ja! Der braune Rasen im Eifelstadion wird der Mannschaft von David Kremer fehlen. Vor allem, wenn es gegen Mannschaften wie Bessenich, Zülpich oder Kurdistan gehen wird. Die Mechernicher haben aber bewiesen, dass sie auch auf Rasen mithalten können. Dennoch müssen die fünf, sechs Punkte, die die Asche gebracht hat, erst einmal kompensiert werden.
Thomas: Der Mythos Eifelstadion hat dieses Jahr Risse bekommen. Sowohl zu Hause als auch in der Ferne hat Mechernich eine exakt gleiche Bilanz mit sechs Siegen, sechs Niederlagen und fünf Unentschieden. Das heißt also auch: Mechernich ist nicht auf das Eifelstadion angewiesen. Freuen wir uns also auf eine bessere Parksituation, weniger Staublungen bei den Zuschauern (auch wenn die nach guter alter Bergbautradition in Mechernich dazugehört) und weniger eitrige Wunden nach Grätschen bei den Spielern.
Der Euskirchener TSC wird auch in der kommenden Saison gegen den Abstieg spielen.
Tom: Auch hier ein klares Ja – zumindest mit dem aktuellen Kader. Einem Kader, vor dem ich jeden Hut dieser Welt ziehe. Mit einer Bilanz von 19:271 Toren abzusteigen und das Projekt durchzuziehen, ist mehr wert, als so mancher Sieg in der Bezirksliga je hätte sein können. Aber wenn man sich Mannschaften wie Wißkirchen, Ländchen, Lommersum oder auch Dahlem-Schmidtheim auf dem Papier anschaut, liegen – Stand jetzt – wieder gefühlte Welten zwischen dem ETSC und der Konkurrenz. Aber auch Bliesheim könnte nach dem Abgang von Chris Hemmersbach, dem einige Leistungsträger nach Weilerswist folgen, Probleme bekommen. Der ETSC muss sich definitiv nach unten orientieren, und dann bleibt abzuwarten, ob sich die Spieler noch einmal eine solche Saison bis zum Ende antun.
Thomas: Lange Zeit dachte ich: Für die Kreisliga A wird es beim ETSC schon reichen. Momentan bin ich mir da aber nicht mehr sicher. Ausschlaggebend war für mich die 3:8-Niederlage im Pokal gegen FlaKi. Zugegeben, das ist keine schlechte Kreisliga-A-Mannschaft, und es kann auch nur ein Ausrutscher gewesen sein. Aber selbst Mitabsteiger Frauenberg hat den ETSC klar dominiert. Da kommt noch viel Arbeit auf Hartmut Pitten zu.
Der Fußballkreis sollte am Fall Türk Gencligi und dem Spielabbruch gegen den TuS Zülpich ein Exempel statuieren.
Thomas: Ich würde jetzt gerne sagen: Nein, man kann einen Verein nicht kollektiv für das Verhalten einiger Spieler und Zuschauer bestrafen. Aber dann erinnere ich mich ein paar Jahrzehnte zurück. Schon vor 20 Jahren ging es bei Spielen von Türk Gencligi oft heiß her. Das Problem zieht sich also über mehrere Dekaden. Und das ist irgendwann genug. Entweder lernt der Verein, dass es so nicht geht, oder er muss bestraft werden. Fußballspiele müssen sicher sein. Für alle Beteiligten. Und das kann man auch nicht mit Emotionen entschuldigen.
Tom: Doch. Der Fußballkreis kann das, er muss es vielleicht sogar. Alleine schon, um Schiedsrichter und andere Vereine zu schützen. Welcher Schiedsrichter pfeift denn in der kommenden Saison gerne ein Spiel von Türk Gencligi? Welcher Verein spielt gerne gegen einen solchen Gegner, wo man permanent Angst vor einer neuerlichen Eskalation haben muss? Eine milde Strafe könnte sein, dass der Verein mit sechs Punkten Abzug in die Saison startet. Aber dann sind die Spieler noch emotionaler, weil sie diesen Rückstand aufholen wollen oder gar müssen. Ich bin kein Fan von Kollektivstrafen, aber der Fußballkreis muss ein Zeichen setzen – allein schon, weil es eben kein Einzelfall war, sondern einer in einer langen Liste.
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Unseren täglichen Transfer gib’ uns heute: Kevin Greuel wird für Wißkirchen bald alle Ex-Spieler seiner Jugendtrainer verpflichtet haben.
Thomas: Ich glaube, eine solche Rundum-Erneuerung eines Vereins ist im Kreisgebiet einmalig. Hier wurde seit dem Winter einer Mannschaft vor Augen gehalten: Wir machen alles anders, und ihr werdet nicht mehr benötigt. Dass darunter die Stimmung bei einigen Beteiligten aus dem Spieler- und Trainerkreis gelitten haben soll, wie zu vernehmen war, ist verständlich. Dass Wißkirchen tatsächlich Qualität verpflichtet, steht außer Frage. Aber diese Spieler müssen zuerst wieder als Mannschaft zusammenwachsen. Wenn das schnell geht, ist Wißkirchen Aufstiegsaspirant Nummer eins.
Tom: Für Kevin Greuel steht das Projekt Wißkirchen unter dem Motto „Zurück in die Zukunft“. Es hat ein bisschen was von einem Fußballer-Klassentreffen. Von Kickern, die einfach noch mal zusammenspielen wollen. Mit dem Unterschied, dass kaum jemand älter als 21 ist. Irgendwann hat irgendwo jeder der Neuzugänge mal mit den anderen gespielt – und der Verbindungspunkt ist immer Kevin Greuel. Die Mannschaft kann in ihrer Form dem Kreis Euskirchen guttun.