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Fußball im Kreis EuskirchenNiklas Granrath erhält viel Lob beim Schiedsrichter-Debüt

Lesezeit 4 Minuten
Ein Schiedsrichter mit freundlichem Gesicht redet mit einem Spieler.

Löste Unstimmigkeiten mit Humor: Schiedsrichter Niklas Granrath, hier mit Sebastian Keul.

Der frisch gebackene Schiedsrichter Niklas Granrath durfte die Partie Billig/Veytal II gegen Dom-Esch II in der Kreisliga C leiten.

Auto reihte sich an Auto, rund um Billig ging am Sonntag vor einer Woche nichts mehr. Allerdings wollten die Menschen nicht zum Kreisliga-C-Kick zwischen Billig/Veytal II und Dom-Esch II, sondern zum Flohmarkt. Dabei hätten sie auf dem Sportplatz eine Premiere erleben können: den ersten offiziellen Einsatz von Niklas Granrath als Schiedsrichter nach dem bestandenen Lehrgang. Der fragte mit einer großen Portion Humor auch gleich nach: „Sind die alle wegen mir hier?“

Aufgeregt oder nervös war der 38-Jährige, der eigentlich seine Fußballschuhe an den Nagel gehängt hat, aber doch schon wieder auf vier Ligaspiele beim VfL Niederelvenich-Mülheim-Wichterich in der Kreisliga B kommt, nicht. Dazu hatte er auch kaum Zeit. „Ich habe am Donnerstag den Zugang zum DFB-Net erhalten, und am Freitag kam schon die Push-Nachricht, dass ich für Sonntag als Schiedsrichter angesetzt werde“, berichtete Granrath. Am vergangenen Sonntag sollte er als Assistent bei der Kreisliga-A-Partie zwischen Lommersum und Schönau mitwirken, wurde dann aber hochgezogen und stand in der Bezirksliga beim Spiel Ahrem gegen Lendersdorf an der Seite.

Bei Billig/Veytal II zählt der Spruch „Der hat mal höher gespielt“

Aber zurück nach Billig: Es hätte wohl unangenehmere Partien als diese geben können. Beide Mannschaften sind in der unteren Tabellenhälfte anzutreffen. Dennoch gilt, vor allen Dingen auf Billiger Seite, der Spruch „Der hat mal höher gespielt“. Beispielsweise Achim Brück, der unter anderem auf eine Landesliga-Zeit in Zülpich in den 90er-Jahren zurückblicken kann, oder Kapitän Sebastian Keul, der sogar schon in der Mittelrheinliga gespielt hat. Dennoch verlor die Heimelf mit 0:2 nach Toren von Sascha Weichert (76.) und Florian Frisch (87.).

Ein Schiedsrichter im Gespräch mit zwei Spielern, denen er jeweils einen Arm auf die Schultern gelegt hat.

Ein kommunikativer Schiedsrichter: Niklas Granrath redet mit Pascal Poth (r.) und Eugen Rohrer, die sich vor einem Eckball beharkt hatten.

Beide Mannschaften machten es Granrath beim Debüt leicht. Dennoch fiel auf: Der Bewegungsradius des 38-Jährigen in den ersten 20 Minuten war eingeschränkt. Aus dem Mittelkreis beobachtete er die Partie. Allerdings musste er auch erst nach sieben Minuten zum ersten Mal seit dem Anstoß die Pfeife betätigen. Ein Billiger Spieler hatte sich beim Kopfball aufgestützt. Die erste Gelbe Karte seiner Karriere zückte er in der 22. Minute. Dom-Eschs Marco Rhiem hatte seinen Gegenspieler Jannis Prinz im Mittelfeld festgehalten. Ein taktisches Foul.

Schiedsrichter gibt zu: Abseits ist ohne Assistent eher Instinktsache

Unstimmigkeiten gab es drei Minuten später. Granrath entschied auf Abseits gegen Billig. Eine Entscheidung, mit der Sascha Hillger alles andere als einverstanden war – auch wenn sein Mitspieler Tobias Kurth mitteilte, dass der Schiedsrichter richtig lag. Granrath gab nach dem Spiel aber zu: Als Schiedsrichter ohne Gespann ist eine Abseitsentscheidung schwer zu sehen: „Da hilft eher der Instinkt.“

Ein Schiedsrichter notiert etwas auf seinem Spielnotizzettel, während er in der Halbzeit in seiner Kabine sitzt.

Kabinenromantik: Granrath beim Ausfüllen des Spielnotizbogens.

Ansonsten merkte man dem 38-Jährigen an, dass er Sozialarbeiter ist. Als sich vor einem Eckball Billigs Pascal Poth und Dom-Eschs Eugen Rohrer beharkten, ging er zu den beiden, legte den Arm auf die Schultern der Spieler und beruhigte die Situation. Hinterher gab es von beiden Seiten Lob für die Leistung des Schiedsrichterneulings, der selbst sagte: „Das hat Spaß gemacht.“

Zweiter Einsatz als Schiedsrichter-Assistent in der Bezirksliga

Eine Woche später stand er als Assistent an der Seite. „Das war komplett anders als auf dem Platz“, berichtete Granrath. Ein paar Minuten habe er gebraucht, um ins Spiel zu kommen. Fortbewegung per Sidestep, immer auf Höhe der Abseitslinie sein und Einwürfe unmittelbar neben ihm seien ungewohnt gewesen. Und dann kam noch die Nähe zu den Zuschauern dazu, die in einer Situation, in der der Unparteiische Gelb gab, recht hitzig Rot gefordert hatten. „Das war eine tolle Erfahrung, um vor allen Dingen mal zu sehen, wie so ein erfahrener Schiedsrichter wie Michael Erken beispielsweise die Spielnotizkarten ausfüllt oder sich auf ein Spiel vorbereitet“, so Granrath.

Dennoch will er lieber auf dem Platz stehen. Dazu wird es am Sonntag kommen. Ab 11 Uhr pfeift er die Partie zwischen Bessenich III und Zülpich III. Eine Forderung an Bessenichs Stefan Storb, der mit Granrath den Schiedsrichterlehrgang absolviert hatte, formulierte er dann auch. „Ich erwarte eine gute Bewirtung“, so Granrath lachend.