Kreismeisterschaften beginnenPferdesport in Euskirchen hat unter Corona gelitten
Weilerswist-Metternich – Fußballschuhe? Konnte man während der Lockdowns in die Ecke legen. Das galt auch für viele andere Sportarten: Sportgeräte und Materialien werden einfach nicht benutzt. Im Pferdesport sah und sieht das anders aus. Pferde sind Lebewesen, man muss sich um sie kümmern, sie pflegen. „Und sie müssen bewegt werden“, sagt Bärbel Czeschik, Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Metternich.
Selbst das Training war nicht so einfach möglich. Kinder können nicht einfach mit Pferden alleine gelassen werden. Und bei Fahrvereinen ist es noch einmal verzwickter. „Ich kann auf einer Kutsche keine zwei Meter Abstand einhalten“, sagt Dorit Santema, stellvertretende Vorsitzende von St. Medardus Zülpich. Fahrkurse wurden online abgehalten, zumindest die Theorie. Für die Praxis galten strengste Sicherheitsvorkehrungen. Drei Tage vor der Flut fanden die praktischen Prüfungen statt.
Platz in Metternich überflutet
Unter Corona und der Hochwasserkatastrophe hat der Pferdesport im Kreis Euskirchen stark gelitten. Plätze wie der in Metternich, der direkt neben dem Swistbach liegt, wurden zerstört. „Ich war nachts um drei gucken und es war noch nichts. Um fünf Uhr war alles überflutet“, erinnert sich Czeschik. Pferde seien in die hinterste Ecke des höher gelegenen Platzes gerettet worden. Ein Jahr später ist die Anlage wieder hergerichtet. Wer noch den Rasenplatz von früher kennt, darf sich nun auf ein Sand-Vlies-Gemisch freuen.
Besonders der Nachwuchs im Kreis ist betroffen. „Kinder sind ferngeblieben, der Nachwuchs ist weniger geworden. Und es kostet Geld, Pferde vorzuhalten“, berichtet Stefan Adamek, Pressewart des Pferdesport-Kreisverbandes. „Der Pferdesport muss wieder aufgebaut werden“, sagt die Kreisverbands-Vorsitzende Juliane Vetter. Viele Betriebe, die Schulpferde haben, hätten diese während der Pandemie-Pause abgeschafft.
Hohe Kosten
19 Vereine gehören dem Kreisverband an. Doch nur vier bis fünf seien es, die wirklich aktiv Turniere veranstalten. „Viele Vereine trauen sich nicht, etwas vorzubereiten“, sagt Stefan Adamek. Das Risiko sei zu groß, auf den Kosten sitzen zu bleiben. Denn die seien bei den höherklassigen LPO-Turnieren nicht unerheblich: Tierärzte, Hufschmiede, Wertungsrichter, dazu Gebühren für jeden Starter – das will erst einmal bezahlt werden. „Wir rechnen mit einem Finanzvolumen von rund 20.000 Euro für eine Veranstaltung“, sagt Dorit Santema. Das geht nicht ohne die Hilfe von Sponsoren. Besonders ein Hauptgeldgeber tue sich da seit vielen Jahren hervor, sagt Silke Adamek, Schatzmeisterin des Kreisverbandes. Selbst in der wettkampflosen Zeit unterstützte dieser die Vereine.
Termine
Die Kreismeisterschaften im Pferdesport finden an folgenden Terminen statt:
6./7. August: Dressur (Metternich)
20./21. August: Springen (Metternich)
20./21. August: Fahren (Zülpich)
4. September: Allround (Stotzheim)
10. September: Nachwuchs (Enzen)
10./11. September: Islandpferde (Roderath). (ets)
Juliane Vetter, Stefan und Silke Adamek nehmen die Kritik der beiden Vorsitzenden auf, sind aber nicht für die Situation verantwortlich. Das ist die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN). „Wir geben die Kritik an den Landesverband weiter. Ein Entgegenkommen für Vereine wäre wünschenswert, finanzielle Entlastungen müssen her“, sagt Stefan Adamek.
In doppelter Hinsicht wichtig
Dabei ist der Pferdesport gleich in mehrfacher Hinsicht wichtig. Züchter, die ihre Tiere vermarkten wollen, benötigen die Öffentlichkeit, die mit den Turnieren einhergeht. Die Pferde können dort präsentiert werden. „Pferdesport ist ein Leistungsfaktor“, sagt Dorit Santema. Nur durch den Sport sei das Kulturgut Pferd erhalten geblieben. In der Landwirtschaft wurden die Tiere durch Traktoren ersetzt.
Gleichzeitig seien die Arbeit mit einem Tier und die Erfahrung von Erfolg und Misserfolg prägend für Jugendliche, meint Silke Adamek. „Pferdesport ist Teamsport zwischen Reiter und Pferd und beide können nicht jeden Tag die gleiche Leistung bringen“, weiß ihr Ehemann. Ab vier Jahren könnten Kinder mit dem Voltigieren beginnen. „Später muss das Pferd passen“, erklärt Juliane Vetter. Als generationenübergreifend beschreibt Silke Adamek den Sport. Älteste Teilnehmer an Turnieren seien auch schon mal jenseits der 80 Jahre.
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In den nächsten Wochen steht der Sport im Fokus: Fünf Vereine veranstalten die sechs Kreismeisterschaftsturniere in verschiedenen Disziplinen. 220 Anmeldungen für die Dressur und 280 fürs Springen verzeichnet der Reitverein Metternich. „Ich würde bei 60 Startern Luftsprünge machen“, sagt Dorit Santema über die Teilnehmerzahl beim Fahren: „Die Fahrer sind dieses Jahr noch sehr zurückhaltend. Aber wird sind guter Dinge. Zülpich hat einen guten Ruf.“