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Fußball-KreispokalUltra-Pressing führt Nierfeld gegen Lommersum ins Finale

Lesezeit 4 Minuten
Ein Lommersumer Spieler köpft einen Ball. Im Hintergrund glüht der Himmel orange.

Für den Sonnenuntergang hat Maurice Hergarten keinen Blick, er muss den Ball aus der Gefahrenzone befördern.

Von der ersten Minute an setzte der SV Nierfeld den SSV Lommersum unter Druck und steht vollkommen verdient im Finale des Kreispokals.

SSV Eintracht Lommersum – SV SW Nierfeld 0:5 (0:2). Als „Stress“ bezeichnet man die starke Beanspruchung eines Organismus durch innere oder äußere Reize. Entstehen kann er durch die Interaktion einer Person mit der Umwelt. Rund ein Viertel der Bevölkerung leidet in Deutschland an Stress. Die Spieler des SSV Lommersum gehörten am Mittwochabend dazu. Und „die Umwelt“ war die Mannschaft des SV Nierfeld.

Von der ersten Minute an setzten die Eifeler die Hausherren unter Druck. Und das war nicht übertrieben. Wenige Sekunden nach dem Anpfiff landete der Ball bei Lommersums Torwart Leon Wynen – und der wurde sofort von Stürmer Tomas Delcio Mateus attackiert. Als der ins Leere lief, stand auch schon Jonas Küpper vor Wynen und attackierte den Torwart ebenfalls. Ein Fehlpass war die Folge, doch Nierfeld schlug daraus ebenso wenig Kapital wie aus einem zu hohen Rückpass der Lommersumer auf Wynen, den dieser im letzten Moment kontrollierte.

Nierfeld setzte Lommersum mit extremem Pressing ständig unter Druck

Das Nierfelder Pressing war in den ersten Minuten fulminant. Die Lommersumer wurden permanent unter Druck gesetzt, was zu ständigen Fehlpässen führte. Die Führung durch Delcio war dann die konsequente Folge aus dieser Taktik. Niclas Hampel, dessen Einsatz vor dem Spiel fraglich war, flankte von rechts, und Delcio macht den entscheidenden Schritt im richtigen Moment, um vor André Pietsch zu stehen und zuerst an den Ball zu gelangen (14.). Die Führung zu dem Zeitpunkt war hochverdient.

Nach einem Eckstoß kommt Covenant Smart zum Kopfball, der Torwart springt ihm vergeblich entgegen.

Das 2:0: Covenant Smart kommt relativ ungedeckt zum Kopfball nach einer Ecke, auch Torwart Leon Wynen kommt zu spät.

Dieses Ultra-Pressing schraubte Nierfeld danach ein wenig zurück. Doch Lommersum wirkte angeknockt wie ein Boxer, der schon in der ersten Runde einige Wirkungstreffer einstecken musste. Nierfeld bestimmte weiter das Spiel und erhöhte auf 2:0 (37.). Covenant Smart kam nach einem Eckstoß von Oleksandr Chornyi sehr frei zum Kopfball und ist auch vor Wynen am Ball. Da stimmte weder die Zuordnung der Verteidigung noch die Abstimmung mit dem Schlussmann.

Nierfelds Torwart David Stork musste in 90 Minuten nur einmal eingreifen

Lommersum selbst kam in den ersten 45 Minuten nur einmal in Richtung Tor. Aber Witali Rempels Schuss wurde im letzten Moment geblockt. Und um es vorwegzunehmen. Zwei Fernschüsse, die einmal weit über das Tor und einmal weit daneben gingen, waren fast die einzigen Möglichkeiten für die Hausherren. Nierfelds Keeper David Stork wurde erst in der 89. Minute geprüft.

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit setzten die Schwarz-Weißen die Heimelf unter Druck. Die größte Chance hatte in dieser Anfangsphase wieder Delcio, dem das Kunststück gelang, aus weniger als fünf Metern über den Kasten zu schießen. Das 3:0 kam dann buchstäblich aus dem Nichts. Niclas Hampel will eigentlich aus spitzem Winkel außerhalb des Strafraums flanken, der Ball rutscht ihm aber so ab, dass er Leon Wynen überraschte und über den Schlussmann hinweg im langen Winkel einschlug (62.). Das 4:0 war beinahe eine Kopie des 2:0: Ecke Chornyi, Kopfball Smart, Tor (78.). Nur eine Minute später probierte es Hampel mit einer flachen Hereingabe. Alle Lommersumer Verteidiger rutschten am Ball vorbei, und diesmal justierte Delcio besser und schob zum 5:0 ein.

Lommersumer lauschten Dirk Scheers Siegesansprache

Nach dem Schlusspfiff war es mucksmäuschenstill im Kreis der Lommersumer, die sich eher die Ansprache von Nierfelds Dirk Scheer anhörten. „Keiner hat damit gerechnet, dass wir ins Finale kommen. Ihr müsst heute feiern. Und am Sonntag haben wir auch keine Chance. Die wollen wir aber nutzen. Und dann wird wieder gefeiert, egal wie es ausgeht“, motivierte er seine Truppe.

Ein paar Minuten später gibt er zu, dass er mit so einem klaren Ergebnis nicht gerechnet habe. Das Stressen des Gegners sei so gewollt. „Und es ziehen alle mit“, freute er sich.

Lommersums Trainer Timo Bong war sichtlich geknickt. „Wir haben alle Tugenden, die man im Fußball braucht, vermissen lassen, allen voran die Laufbereitschaft und den Kampfgeist“, sagte er. Er war davon ausgegangen, dass sein Team die fußballerischen Qualitäten besitzt, mithalten zu können. Der Traum von der Mittelrheinpokal-Teilnahme ist in weite Ferne gerutscht, am Sonntag geht es gegen den Landesligisten Erftstadt-Lechenich.