Mit der Mechernicherin Lisa Reinecke pfeift erstmals eine Frau das Kreispokalfinale der Männer. Zülpich und Erftstadt treffen aufeinander.
Interview mit SchiedsrichterinLisa Reinecke leitet Pokalfinale
Erstmals leitet eine Frau das Endspiel des Fußball-Kreispokals der Männer. Die Mechernicherin Lisa Reinecke wird die Partie zwischen Titelverteidiger SC Erftstadt-Lechenich und dessen Vorgänger TuS Zülpich am Sonntag, 16 Uhr, in Lommersum im Gespann mit Yannick Thomas und Jörg Piana leiten.
Dabei ist Uwe Stark, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses, vor allen Dingen eines wichtig: Lisa Reinecke ist keine Quotenfrau. Im Vorfeld habe der Ausschuss überlegt, wer geeignet sei, ein Endspiel, in dem mit großer Wahrscheinlichkeit mindestens zwei Bezirksligisten stehen, zu leiten.
Reinecke war beim Verbandspokalfinale im Einsatz
Neben den beiden Landesliga-Schiedsrichtern Michael Erken und Maurice Kleber sei da schnell der Name Lisa Reinecke gefallen. Die 21-Jährige hat mittlerweile Erfahrung mit Endspielen. Im Männerfinale der Spielzeit 2021/22 zwischen Zülpich und Bessenich (2:1) stand sie an der Linie und hatte die Bessenicher Auswechselbank gut im Griff.
Sie leitete außerdem das Kreispokalfinale der Frauen zwischen Füssenich und Oleftal (2:1) und erst vor zwei Monaten das Verbandspokalfinale der Frauen zwischen Fortuna Köln und dem SC West Köln (2:0). „Lisa ist im Lehrstab aktiv, hat eine unglaublich gute Regelkenntnis und steht im Fokus des FVM. Sie ist außerdem mental unglaublich stark und hat gelernt, sich durchzusetzen, was auch mit ihrer Polizeiausbildung zu tun hat. Ab 1. September ist sie ausgebildete Polizistin“, erklärt Stark.
Die Entscheidung für sie im Schiedsrichterausschuss sei einstimmig und mit einem guten Gefühl gefallen. Lisa Reinecke selbst stand dieser Zeitung, von deren Lesern sie auf Platz drei bei der Sportlerwahl 2022 gewählt wurde, Rede und Antwort.
Frau Reinecke, was haben Sie gedacht, als sie von der Nominierung erfahren haben? Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, vor allem als Frau. Ich pfeife ja normal nur bis zur Bezirksliga bei den Männern. Aber ich habe ja Erfahrung mit Endspielen, etwa mit dem FVM-Pokalfinale der Frauen.
Sind Sie nervös?
Auf jeden Fall. Ein Endspiel ist ja immer etwas anderes als ein normales Spiel. Gibt es denn etwas, das Sie gegen die Nervosität machen? Nein, ich habe keine Rituale. Ich mache alles so wie immer.
Wie gut kennen Sie die beiden Teams?
Von Zülpich schaue ich mir schon mal ein Spiel an, Erftstadt kenne ich gar nicht. Dadurch, dass ich in der Bezirksliga an der Linie stehe, habe ich schon einen guten Einblick bei Zülpich.
Wie bereitet man sich auf ein Fußballspiel vor, das man leitet?
Ich schaue mir schon an, wer von den beiden Teams in den letzten Wochen beispielsweise Karten bekommen hat, gehe dann aber immer unvoreingenommen ins Spiel. Ansonsten gehe ich kurz vor Beginn zu den Mannschaften und rede mit ihnen. Mit meinem Team wärme ich mich dann gemeinsam auf.
Wie gut kennt sich denn das Gespann im Endspiel?
In der Konstellation mit Yannick Thomas und Jörg Piana haben wir noch nie zusammengearbeitet. Mit Yannick alleine allerdings schon. Aber wir haben schon untereinander gesprochen, etwa welche Trikots wir tragen. Die eigentlichen Absprachen treffen wir erst kurz vor dem Spiel.
Wo genau werden Sie aktuell eingesetzt?
Bei den Männern bin ich in die Bezirksliga aufgestiegen und leite zum Auftakt das Spiel Welldorf-Güsten gegen Konzen. Assistentin bin ich bis in die Mittelrheinliga. Bei den Frauen darf ich bis in die Regionalliga Spiele leiten. Bei den B-Juniorinnen bin ich Assistentin in einem festen Gespann in der Bundesliga. Bisher war ich da Springer.
Pfeifen Sie lieber oder stehen Sie lieber an der Linie? Die Frage erübrigt sich vermutlich.
Manchmal stehe ich tatsächlich lieber an der Linie und schaue mir von erfahrenen Schiedsrichtern etwas ab.
Was ist denn der Unterschied zwischen Spielen von Frauen und Männern?
Die Frauen sind entspannter zu pfeifen. Es gibt zwar manchmal mehr Gemecker, aber die Spiele sind deutlich weniger körperbetont. Und auch wenn ich es ungern zugebe: Die Spiele der Männer sind meistens schneller.