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QuereinsteigerinReporterin testet Basketball und kommt an ihre Grenzen

Lesezeit 6 Minuten
Julia Reuß hält einen Basketball in den Händen, neben ihr steht eine Basketballerin der ErftBaskets und erklärt ihr die richtige Wurftechnik.

Auf die Technik kommt es an: Eine Mitspielerin zeigt Julia Reuß, wie man am besten auf den Korb wirft. Eine Hand unter den Ball, eine daneben, konzentrieren und den Schwung aus den Beinen nehmen.

Als Quereinsteigerin testet Redakteurin Julia Reuß Sportarten. Diesmal: Zu Gast beim einzigen Frauen-Basketball-Team im Kreis Euskirchen.

Es ist heiß. Obwohl es schon fast Mitte September ist, sitzen wir am Planschbecken im Garten und starren auf die Handys. Immer wieder muss ich aufspringen, die Spannung ist kaum auszuhalten. Dann: Das Spiel ist aus. Deutschland ist Weltmeister. Basketball-Weltmeister.

Vor diesem 10. September habe ich mit Basketball nicht viel zu tun gehabt. Jetzt frage ich mich, warum eigentlich nicht? Der Sport ist spannend, schnell und es macht Spaß zuzugucken. Bestimmt macht es auch Spaß, ihn auszuprobieren, denke ich.

Reporterin steht zunächst vor verschlossener Tür

Drei Monate später laufe ich vom Parkplatz zur Sporthalle des St.-Angela-Gymnasiums in Bad Münstereifel. Ich darf heute beim Training der Damenmannschaft der Erftbaskets dabei sein. Die einzige Frauenbasketballmannschaft im Kreis. Es ist kalt, dunkel und ich bin müde und habe nicht so richtig Lust auf Sport. Beste Voraussetzungen also.

In der Halle angekommen, stehe ich erst einmal vor verschlossenen Umkleidetüren. Doch wenig später kommt ein netter junger Mann und schließt auf. Ich bin spät dran. Das Training hat aber noch nicht begonnen.

Frauenteam der Erftbaskets Bad Münstereifel spielt Landesliga

Das Frauenteam der Erftbaskets spielt in der Landesliga. Neue Spielerinnen seien aber jederzeit willkommen, egal ob Anfängerin oder nicht, hatte mir Erftbaskets-Vorstand Markus Beier am Telefon versichert. Nun denn. In der Halle angekommen, bemerke ich sofort, dass eine Sorge unbegründet war: Ich bin mit meinen 1,67 Metern Körpergröße nicht die Kleinste.

Die Frauenmannschaft hat zwei Trainer, heute ist Julian Cziraky da. Außer mir sind noch fünf andere Spielerinnen anwesend, das Team suche dringend Verstärkung, wird mir schon vorab gesagt.

Zum Warmwerden sollen wir durch die Halle laufen und dribbeln. Erst mit rechts, dann mit links, erst vorwärts, dann rückwärts. Zu Beginn komme ich noch ganz gut mit. Wir laufen im Hallendrittel hin und her. Doch schon beim Rückwärtsdribbeln habe ich meine Probleme. Als wir dann durch die Beine oder gar hinter dem Rücken dribbeln sollen, bin ich raus. Ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll. Es sind noch keine zehn Minuten Training vorbei und mir wird klar: Basketball ist ganz schön anspruchsvoll. Trainer Julian sieht über meine kläglichen Fehlversuche gelassen hinweg.

Juli Reuß versucht, einen Basketball hinter ihrem Körper zu dribbeln.

Hinter dem Körper zu dribbeln ist keine leichte Aufgabe.

Dann ist das Aufwärmen vorbei. Zum Glück, denke ich. Denn inzwischen kam ich mir dann doch sehr vor wie der Ochs vorm Berg. Wir machen weiter mit Pass-Übungen. Ich werde Hannah zugeteilt. Hannah sagt, sie sei selbst noch Anfängerin. Sie ist allerdings schon seit drei Jahren dabei und hat davor in einem anderen Verein aus Mangel an einer Frauenmannschaft bei den Herren mittrainiert. Sie hat mir also einiges voraus.

Passen klappt besser als Dribbeln

Trotzdem ist sie geduldig mit mir, wie eigentlich alle. Immer wieder erklären mir der Trainer und die anderen Spielerinnen etwas und loben jeden noch so klitzekleinen Erfolg.

Das Passen klappt ganz gut. Meine Überkopf-Pässe fliegen zwar noch etwas wahllos durch die Halle, aber im Großen und Ganzen schlage ich mich nicht schlecht. Nur als es darum geht, gleichzeitig zu dribbeln und zu passen, hörts bei mir auf. Ich bin mehr damit beschäftigt, dem Ball hinterherzulaufen, als die Übung zu machen. Hannah tut mir leid.

Julia Reuß (rechts im Bild) versucht, eine Mitspielerin mit Ball aufzuhalten.

Die Gegnerin immer im Blick zu halten ist nicht so leicht, wie es sich anhört.

Im Anschluss üben wir Freiwürfe. Wieder erhalte ich viel Hilfestellung. Ich treffe den Korb trotzdem nicht. Dann geht es Eins-gegen-eins durch die Halle. Im Wechsel sollen wir entweder verteidigen oder angreifen. Ich nehme die Aufgabe ernst. Etwas zu ernst. Bei meinem ersten Lauf muss ich verteidigen und bin so schwungvoll unterwegs, dass ich nicht mehr bremsen kann. Ich laufe in Hannah hinein, verliere das Gleichgewicht und lande rückwärts auf dem Boden. Holla die Waldfee, so zerlegt hat es mich auch schon lange nicht mehr.

Ich brauche ein paar Minuten, um mich zu sammeln. Die nächsten Runden laufe ich nicht mehr ganz so ambitioniert. Im Angriff gelingt es mir dann sogar, einmal einen Korb zu erzielen.

Julia Reuß hält einen Basketball in den Händen und schaut konzentriert nach oben.

Konzentration ist beim Basketball häufig gefragt.

Nach einer von meiner Seite sehr benötigten Trinkpause, geht es anschließend drei gegen drei weiter. Und spätestens jetzt wird mir klar: Basketball ist schnell. Und das bedeutet: viel sprinten. Meine Teamkollegin holt den Rebound – ab auf die andere Seite. Die Gegnerinnen schnappen sich den Ball, bevor er im Korb landet – schnell zurück. So geht es sehr oft hin und her.

Und da wir nur zu dritt pro Team sind, kann ich nicht einfach langsam machen. Ich muss mitziehen – und dabei nehmen meine Mitspielerinnen schon Rücksicht auf mich. Kurz bevor ich nach dem Sauerstoffzelt fragen muss, beendet der Trainer die Einheit.

Wenig Treffer, dafür Lob für die Technik

Nun üben wir das Körbewerfen aus verschiedenen Positionen. Wieder nehmen sich meine Mitspielerinnen viel Zeit und erklären mir Wurftechnik, Armführung und Körperhaltung. Ich darf sogar näher an den Korb heran als alle anderen. Trotzdem ist meine Ausbeute mau. Doch die anderen loben mich trotzdem, fürs erste Mal sei das doch gar nicht schlecht. Gerade die Technik sei gut, und das sei doch das wichtigste, versuchen sie mich zu ermuntern.

Zum Schluss heißt es wieder drei gegen drei, diesmal bleiben wir aber an einem Korb, müssen also weniger sprinten. Dafür habe ich jetzt eine feste Gegenspielerin, die ich die ganze Zeit im Blick haben muss. So banal das klingt: Ich habe Schwierigkeiten. Immer wieder ruft mir meine Mitspielerin zu: „Deine Gegenspielerin ist da!“ Und deutet auf die andere Seite des Spielfeldes.

Am Ende der anderthalb Stunden Training bin ich ziemlich k. o. Mein Fazit: Basketball ist anspruchsvoll und es braucht vermutlich mehr als ein Training, um richtig in das Spiel zu kommen. Die Frauen und der Trainer der Frauenmannschaft sind aber richtig nett und machen einem den Einstieg so leicht wie möglich. Für die Anfängertauglichkeit gibt es deshalb dreieinhalb von fünf Sternen.

Die kleine Gruppe hat mich von vornherein herzlich aufgenommen: Ich gebe volle fünf Sterne fürs Teamgefühl.

Eine Grafik zeigt verschiedenen Sterne-Bewertungen für Anfängertauglichkeit, Teamgefühl und Aufwand.

Reporterin Julia Reuß hat das Basketball-Training aus Sicht einer Anfängerin bewertet.

Die Frauenmannschaft trainiert zweimal in der Woche, die Spielsaison läuft von September bis April. Da sie in der Landesliga spielt, finden die Begegnungen nicht immer um die Ecke statt. Wer also voll einsteigen will, muss Zeit für das Hobby einplanen. Aber die Erftbaskets freuen sich über jede, die zum Training kommt. Man könne ruhig auch lediglich an einem Trainingstag kommen und erst einmal nicht bei den Spielen mitmachen, versichern sie. Wirklich jede, die das einfach mal ausprobieren wolle, könne kommen. Für den Aufwand gibt es deshalb zwei Sterne.


So trainiert das Frauenteam der Erftbaskets

Montags und donnerstags trainieren die Frauen der Erftbaskets in der Sporthalle des St.-Angela-Gymnasiums. Montags beginnt das Training um 20 Uhr, dann steht die gesamte Halle mit allen acht Körben zur Verfügung. Für Anfängerinnen eigne sich der Montag zum Starten eher, berichten die Basketballerinnen. Dann könne man an einem Korb gezielt mit der Einsteigerin üben, während die anderen das normale Training absolvieren.

Donnerstags startet das Training um 18.30 Uhr, dann steht nur ein Hallendrittel zur Verfügung. Wer Basketball ausprobieren will, kann einfach zu einem Training kommen. Bei Fragen kann man sich telefonisch unter 0 22 53/18 01 45 oder per E-Mail an den Erftbaskets-Vorstand Markus Beier wenden. (jre)