Als Quereinsteigerin testet Redakteurin Julia Reuß Sportarten im Kreis Euskirchen. Dieses Mal: Volleyball-Training beim TuS Zülpich.
QuereinsteigerinFür die Reporterin ist es Zeit für eine Revanche auf dem Volleyballfeld
Lieber Volleyball, wir haben noch eine Rechnung offen! Beim letzten Mal hast du mich mit Sand und Sonne und aufgrund meiner nicht ganz optimalen körperlichen Verfassung in die Knie gezwungen. Aber: Ich gebe mich nicht gerne geschlagen. Zeit für eine Revanche. Und diesmal ohne Boden- und Wetter-Vorteile auf deiner Seite. Wir treffen uns auf neutralem Gebiet. In der Halle.
Dass ich mich von einer Sportart einmal persönlich angegriffen fühlen könnte, habe ich vor Beginn dieser Serie auch nicht gedacht. Aber, dass ich beim Beachvolleyball das Training nicht in Gänze absolvieren konnte, wurmt mich nach wie vor. Ich bin Julia, inzwischen 30 Jahre alt und teste Sportarten im Kreis Euskirchen für Anfängerinnen. Diesmal geht es für mich an einem frühlingshaften Abend zur Zweifach-Turnhalle am Schulcampus in Zülpich. Hier trainiert dienstags und donnerstags die Volleyballgruppe des TuS Zülpich.
Trainer Andreas Beyg arbeitet in Zülpich auch mit Neulingen
Bis zum Sommer 2023 hatte der TuS eine Mixed-Volleyballmannschaft, die in der Landesliga angetreten ist. Doch dann seien Spielerinnen weggegangen, und der Trainer habe wegen der Geburt seines dritten Kindes kürzer treten wollen, berichtet Andreas Beyg. Was tun? Beyg, der zwar noch nicht so lange in Zülpich lebt, aber bereits seit 40 Jahren Volleyball spielt, bot an, das Training zu übernehmen.
Allerdings habe er es zur Bedingung gemacht, künftig auch Anfänger und Anfängerinnen aufzunehmen. Gesagt, getan. Nun trainieren erfahrene Spielerinnen und Spieler gemeinsam mit Anfängerinnen. Eine Mannschaft gibt es nicht mehr, ist aber perspektivisch geplant, sagt Beyg. Die meisten der Neulinge sind noch Schülerinnen und fangen wirklich ganz bei null an. Also genau richtig für mich.
An diesem Donnerstagabend sind außer mir noch sieben andere „Neue“ da, zwei Mitglieder der alten Mannschaft kommen später nach. Wir beginnen mit ein paar Aufwärmübungen, danach geht es weiter mit Grundlagentraining. Mithilfe von Hütchen und Tennisbällen üben wir die richtige Handhaltung und Bewegung für das Pritschen. Eine wirft den Ball, und die andere muss ihn mit dem Hütchen zwischen den Händen fangen.
Die Hütchen-Übungen sind eine gute Vorbereitung
Ich mache die Übung zusammen mit San. San ist schon älter als die übrigen Spielerinnen, wohnt in Köln und spielt schon länger und deutlich besser Volleyball. Aber als Kind vom Trainer schaut San gerne ab und an in Zülpich vorbei. Ich bin dafür an diesem Abend sehr dankbar. Immer wieder gibt sie mir Tipps und verbessert mich. Aber auch Beyg nimmt sich viel Zeit für mich. Jede Übung erklärt er mir noch einmal extra und zeigt mir, worauf ich achten muss.
Nachdem wir die Vorstufe zum Pritschen einmal ohne und einmal mit Wurf über das Netz geübt haben, sollen wir uns das Hütchen nun zwischen die nach vorne ausgestreckten Arme klemmen. Jetzt geht es ums Baggern. Dank San und Beyg lerne ich dabei, dass es deutlich zielführender ist, die Arme möglichst gerade vor den Körper zu halten und die Bewegung zum Ball hauptsächlich aus den Beinen heraus zu machen.
Nach den Hütchen-Übungen trainieren wir mit dann mit Volleybällen. Beim Pritschen geraten meine Ellbogen immer wieder zu weit nach außen, wodurch meine Daumen nach unten rutschen und ich weniger Halt am Ball habe. Das Resultat: Der Ball fliegt leicht unkontrolliert in Sans Richtung. Doch ab und zu klappt es ganz gut. Auch beim Baggern hapert es noch, aber ich merke, dass das Training mit den Hütchen etwas gebracht hat.
Auch für Erfahrene ist das Grundlagentraining sinnvoll
Während wir trainieren, spielen sich Manuela und ein weiterer Spieler des ehemaligen Zülpicher Mixed-Teams im hinteren Teil der Halle ein paar Bälle zu. Wenn mehr von den Fortgeschrittenen da seien, biete er auch ihnen Training an, berichtet Beyg. Aber zu zweit mache das nicht so viel Sinn, zumal einer der beiden heute zum ersten Mal seit einer längeren Handverletzung wieder beim Training dabei ist. Er halte es aber grundsätzlich für sinnvoll, wenn die Erfahrenen auch am Grundlagentraining teilnehmen, betont Beyg. Das könne man nie genug wiederholen.
Nach unseren Übungen sollen wir in Vierergruppen Rundlauf spielen und uns den Ball zupritschen. Das klappt in unserer Gruppe mehr schlecht als recht. Da alle mal daneben pritschen, komme ich mir aber wenigstens nicht wie eine komplette Idiotin vor, wenn der Ball zu weit nach rechts oder links fliegt. Einmal schaffen wir es sogar, den Ball eine Weile in der Luft zu halten, bevor er wieder zu weit abdriftet.
Nach der Trockenübung an der Wand gelingt der Aufschlag
Nach dem Rundlauf spielen wir in Zweierteams gegeneinander auf deutlich verkleinertem Feld, aber übers Netz. San ist mit dem Fuß umgeknickt und sitzt diese Runde aus, stattdessen wird meine Gruppe von Manuela unterstützt. Eine erfahrene Spielerin dabei zu haben, macht das ganze deutlich leichter, und hin und wieder gelingt es uns, die Bälle schön zuzuspielen.
Wenn deutlich mehr Fortgeschrittene als Anfänger beim Training seien, werde auch schon einmal sechs gegen sechs gespielt, berichtet Beyg. Aber bei einem Training wie heute, mit vielen Anfängerinnen, mache das einfach keinen Sinn. Es macht aber auch so Spaß, und gefordert fühle ich mich allemal.
Zum Abschluss üben wir den Aufschlag. Zunächst halten wir den Ball mit der linken Hand nach vorne gegen eine Wand und üben die richtige Arm-Bewegung. Beyg nutzt dafür eine Analogie aus dem Bogenschießen: Arm nach hinten nehmen, Pfeil aus dem Köcher nehmen und dann schlagen.
Nach der Trocken-Übung sollen wir Aufschlag gegen die Wand üben. Das macht mir am meisten Spaß. Zum Abschluss üben wir das Schlagen des Balls über das Netz. Einmal gelingt es mir sogar, den Ball von hinter der Grundlinie bis auf die andere Seite des Netzes zu schlagen.
Zwei Stunden Training sind ganz schön anstrengend
Zwei Stunden hat das Training gedauert und ich bin ganz schön K. o. – hatte aber zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, mich völlig zu verausgaben. Mir wurde immer alles sehr ausführlich erklärt. Beyg hat auf alle Teilnehmerinnen geachtet. Ich habe das Gefühl, einiges gelernt zu haben. Mein Fazit: Für Anfänger und Anfängerinnen ist das das beste Training von allen, die ich bisher besucht habe. Dafür gibt es fünf Sterne.
Das Teamgefühl zu bewerten fällt mir schwer. Es waren zwar alle nett. Außer San waren die anderen Teilnehmerinnen aber doch ziemlich schüchtern. Das kann natürlich am Alter liegen – als eine Spielerin die andere fragt, ob sie schon für Deutsch gelernt hat, fühle ich mich dann doch kurz alt. Vielleicht machte aber auch mein Kollege mit der Kamera die anderen nervös. Alles verständlich, trotzdem glaube ich, dass sich hier ein richtiger Teamgeist erst noch finden muss. Ich gebe drei von fünf Sternen.
Mit viel Aufwand ist der Einstieg in den Volleyball in Zülpich wahrlich nicht verbunden, dafür gibt es also einen Stern. Zwar wird zweimal die Woche trainiert, aber wer mal nicht kann, kann eben nicht. Spiele oder Turniere gibt es keine – für Anfänger und Anfängerinnen oder auch Fortgeschrittene ist der Einstieg leicht.
Ich jedenfalls gehe ziemlich zufrieden nach Hause und darf laut Beyg auch gerne wiederkommen. Damit würde ich sagen, steht es jetzt 1:1, lieber Volleyball!
Trainingszeiten
Zwei Mal die Woche zwei Stunden Training bietet Andreas Beyg in Zülpich für Volleyball-Interessierte an: dienstags und donnerstags ab 19.30 Uhr in der Zweifachhalle an der Blayer Straße. Willkommen ist hier jeder. Können, Alter und Geschlecht spielen keine Rolle.
Langfristig möchte Beyg auch wieder mit einem Team in den Spielbetrieb starten, dafür brauche es aber genügend Spieler und Spielerinnen, die schon etwas Volleyball spielen können, führt er aus. Künftig kann er sich auch ein Training für Kinder ab zehn Jahren vorstellen. Das solle dann etwas spielerischer gestaltet werden, berichtet er. Da gehe es erst einmal darum, Spaß und Begeisterung für den Sport zu wecken.
Wer Interesse am Training hat, kann sich per E-Mail an Beyg wenden.