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Sportlerin des JahrzehntsJessica Raus Jahr ohne sportlichen Wettkampf

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Krafttraining, schwarze Taue und rote Fingernägel: Jessica Rau trainiert aktuell häufig alleine in der Gemünder Sporthalle. Die 28-Jährige verzichtet wegen mangelender sportlicher Erfolge auf die Sportlerwahl.

  1. Jessica Rau wurde 2020 zur Sportlerin des Jahrzehnts im Kreis Euskirchen gewählt.
  2. Im Jahr 2021 nahm sie nur an einem Wettkampf teil, und zwar online.
  3. Die Gemünderin zeigt sich sportlich fair und verzichtet auf einen "Herzenswettbewerb".

Schleiden-Gemünd – Jessica Rau steht allein in der Halle. Wieder einmal. Seit fast zwei Jahren hat sie ihre Taekwondo-Teamkolleginnen Jana Abt und Sabrina Pütz, die längst zu Freundinnen geworden sind, nicht mehr gesehen. Also leibhaftig, nicht am Computer- oder Smartphone-Display. Die Corona-Pandemie hatte den Sport zu Beginn des Jahres weiter im Würgegriff – egal, ob Mannschaften oder Individualsportler. Leere Hallen hier, verwaiste Sportanlagen dort. Und während es im Laufe des Jahres, zumindest bis vor wenigen Wochen, vielerorts besser wurde, sogar Hallensportarten in die Saison starteten, fristete Rau mit ihrer Sportart ein tristes Dasein.

Die deutsche Meisterschaft fand zwar im Dezember statt, aber – wie so vieles in der Corona-Pandemie – nur virtuell, als Online-Veranstaltung. „Mir geht es nicht darum, Medaillen zu sammeln, sondern ich möchte das Wettkampf-Feeling spüren“, sagt die 28-Jährige. Deshalb habe sie sich bewusst gegen das Online-Format der deutschen Meisterschaft entschieden.

Ein mickriges Turnier

Und so war es am Ende eines sportlich trostlosen Jahres ein mickriges Turnier, an dem die Kampfsportlerin teilgenommen hat – das war zu Beginn des Jahres, ebenfalls online. „Ich habe mich in die Halle geschlichen und meine Prüfung absolviert. Ich war allein in der Halle. Das ist einfach ein Scheißgefühl“, so Rau. Und weil kaum ein Wettkampf stattgefunden hat, bei dem sich die 28-Jährige auszeichnen konnte, hat sich zu einem bemerkenswerten Schritt entschieden. „Ich werde auf die Wahl zur Sportlerin des Jahres verzichten, weil ich sportlich einfach nichts vorweisen kann. Das wäre unfair den anderen Sportlerinnen gegenüber“, sagt Rau.

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Dehnen gehört zum festen Bestandteil des Trainingsprogramms von Jessica Rau.

Sie habe lange mit der Entscheidung gerungen. Es sei aber die richtige, so die Gemünderin, die von den Leserinnen und Lesern dieser Zeitung seit 2015 immer mindestens aufs Podium gewählt worden war. Im vergangenen Jahr kürten die Leser die Kampfsportlerin sogar zur Sportlerin des Jahrzehnts. Der Fankreis dürfte mittlerweile so groß sein, dass sie auch ohne den sportlichen Erfolg in diesem Jahr wieder nominiert hätte werden können.

Trainerin im Landeskader

Rau, die Sportlerin durch und durch ist, hat lange mit der Entscheidung gerungen. „Sie steht aber fest und ist auch die richtige“, sagt sie. Was aber nicht heißt, dass sie im kommenden Jahr nicht wieder dabei sein will – wenn denn Turniere und Wettbewerbe stattfinden können und werden. „Ich bin total motiviert, nicht nur selbst an den Start zu gehen, sondern auch mit meinen Sportlerinnen“, so Rau, die seit dem 1. September Trainerin im Landeskader ist. 35 Nachwuchs-Taekwondo-Akteure hat die 28-Jährige unter ihren Fittichen. Mit denen trainiert sie derzeit – wie könnte es anders sein – vor allem online.

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Auch die Gemünderin hat sich während der Corona-Pandemie eine Trainingsmöglichkeit im eigenen Wohnzimmer geschaffen. Sobald das Sofa ein wenig zur Seite geschoben ist, der Couchtisch an einer komplett anderen Stelle steht, kann trainiert werden. Und „dank“ der Pandemie und langfristig geschlossener Hallen hat die studierte Sozialpädagogin mit dem Laufen begonnen. „Ich habe sogar ein Paar Laufschuhe bereits verschlissen. Seitdem wir aber wieder in die Halle können, ist es weniger geworden. Es war nie und wird nie meine Leidenschaft“, sagt sie schmunzelnd.

Taekwondo ist mehr als nur ein Hobby

Taekwondo ist seit Juli 2000 Bestandteil ihres Lebens, sagt Rau, die eigentlich Tanzen zu ihrem Hobby machen wollte. Stattdessen wurde es Taekwondo. Und die Kampfsportart ist längst mehr als nur Hobby. Sie ist Leidenschaft, gar Lebens-Mittelpunkt. Trotz aller Einschränkungen durch die Pandemie.

Doch zunächst einmal möchte sie mit ihrer Familie und ihrem Freund Weihnachten feiern. Dafür hat sie sich extra die Fingernägel rot lackiert und wachsen lassen. „Das hat am Boxsack ganz schön weg getan“, sagt Rau und lacht. Obwohl sie alleine in der Halle steht ...