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„Verluste nicht aufzufangen“Regionalforstamt über Borkenkäfer-Plage in Euskirchen

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Im Wald rund um Bad Münstereifel hat der Borkenkäfer auch sein Unwesen getrieben.

Kreis Euskirchen – Christoph Böltz versprüht nicht gerade Optimismus. „Wir werden in den nächsten 50 Jahren die Verluste nicht auffangen können – egal, was wir pflanzen“, sagt der Leiter des Regionalforstamtes Hocheifel-Zülpicher Börde bei seinem Vortrag im Kreisausschuss. Zu groß sei der Schaden, den vor allem der Borkenkäfer angerichtet habe.

Und eine Besserung sei nicht in Sicht, so Böltz: „Es fängt so an, wie es in den vergangenen beiden Jahren auch der Fall war.“ Wie sich das Jahr entwickeln werde, stehe noch in den Sternen. Sicher sei, so Böltz, dass es erneut zum Befall mit Borkenkäfern komme werde – wenn auch witterungsbedingt etwas später als in den Jahren zuvor. Die bisherigen Fangzahlen der Insekten verheißen laut dem Wald-Experten nichts Gutes. „Es deutet viel daraufhin, dass es bei der Borkenkäfer-Katastrophe bleibt“, so Böltz.

33 Millionen Festmeter zerstört

Etwa 33 Millionen Festmeter seien in NRW seit 2018 durch Borkenkäfer, Sturm und Trockenheit zerstört worden. Das Orkantief Kyrill zerstörte im Januar 2007 laut Böltz 16 Millionen Festmeter – an nur einem Tag. Aktuell stehen dem Experten zufolge alleine zehn Millionen Festmeter noch in den Wäldern, in denen der Borkenkäfer entweder noch sein Unwesen treibt oder das bereits abgestorben ist.

Verarbeitet werden können davon laut Böltz aber nur zwischen drei und vier Millionen Festmeter pro Jahr. So groß sei die Sägekapazität in NRW. „Wir haben keine Holzknappheit. Wenn die Sägewerker Holz kaufen wollen, dann sollen sie einen vernünftigen Preis auf den Tisch legen. Dann ist alles möglich“, so Böltz.

Viele Festmeter Kiefernholz wurden entlang der Ahrstraße in diesem Bereich schon herausgeholt.

Der Borkenkäfer sei auch im Kreis Euskirchen „nichts anderes als eine Plage“. Dennoch sei man im Vergleich zu manch anderem Gebiet in NRW noch glimpflich davongekommen. Es gebe sogar Gebiete, die gefühlt komplett verschont worden seien. Dazu gehört nicht das Gebiet „Rheinbacher Höhen“. Dort sind laut Böltz von den insgesamt 1400 Hektar Wald etwa 200 Hektar betroffen. Diese verteilen sich auf 250 Einzelflächen. 55 Hektar seien sogar bereits wieder aufgeforstet. Dennoch: der Borkenkäfer hat auch dort in den vergangenen drei Jahren großen Schaden angerichtet. Normalerweise werden in dem Gebiet etwa 3000 Festmeter pro Jahr geerntet. Seit 2018 sind laut Böltz aber allein in den „Rheinbacher Höhen“ mehr als 55 000 Festmeter angefallen – allein 17 000 Festmeter durch Fichten, die der Borkenkäfer zerstört hat. „Das hat Folgen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forstamtes. Sie sind angespannt, gehen auf dem Zahnfleisch“, so Böltz.

Mischwald ist das Ziel

Das Land NRW hat ein Waldbaukonzept erarbeitet. „Ziel ist die Etablierung der standortgerechten und strukturierten Mischwälder“, sagt Christoph Böltz, Leiter des Regionalforstamtes Hocheifel-Zülpicher Börde.

Grundsätzlich sei das Konzept in der Form nach Kyrill erarbeitet worden. In den vergangenen Jahren sei es an die neuesten Erkenntnisse angepasst worden. „Auf jeder Fläche sind drei, vier Baumarten geplant. Wir werden nicht mehr nur auf ein Pferd setzen“, so Böltz.

Sollten beispielsweise Schulen Patenschaften für Bäume übernehmen wollen, könne man sich gerne beim Forstamt melden. Das Amt werde dann die Koordination der Aktion übernehmen, so Böltz. (tom)

Die Bäume einfach im Wald liegen zu lassen und sie der natürlichen Zersetzung zu überlassen, sei jedoch keine Option. „Das kann ich allen schon aus Verkehrssicherungsgründen nicht machen, da ja beispielsweise Jäger durch das Gebiet gehen“, sagt Böltz.

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Für die Verjüngung, die es auch auf natürlichem Weg gibt, gibt es laut Böltz neben der Witterung eine weitere große Gefahr: die Wildtiere. „Insbesondere Rehe gefährden die Wiederbewaldung massiv“, so der Experte: „Man kann nur hoffen, dass die Setzlinge nicht zum teuren Wildfutter werden.“ Ein Zaun um das Areal herum sei keine Lösung, er mache das Biotop lediglich kleiner. „Wir müssen das ohne Zäune hinbekommen“, berichtet Böltz.

Rudi Mießeler, ehemaliger Vorsitzender der Kreisjägerschaft Euskirchen, ergänzt: „Die Jäger haben es schwer, weil die vielen Wanderer das Wild in den Busch treiben und die Tiere erst wieder in der Dunkelheit rauskommen. Jäger können so nicht richtig arbeiten.“ Auch Mountainbiker und Pilzsammler täten ihr Übriges dazu, so Mießeler – ganz zu schweigen von der Zerstörung von Hochsitzen wie zuletzt im Billiger Wald.