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Steinbach-Brücke abgerissenRatsfraktionen verlangen Aufklärung und Neubau

Lesezeit 4 Minuten

Einige Steine der abgebrochenen Brücke liegen noch im Wasser.

Euskirchen – Von allen Seiten prasselte Kritik auf die Euskirchener Stadtverwaltung ein, als es im städtischen Hauptausschuss um den Abbruch der Steinbach-Brücke in der Nähe von Kloster Schweinheim ging. In seltener Einmütigkeit erhoben die Fraktionen schwere Vorwürfe. Außerdem forderten sie, dass die Stadt Wanderern, Spaziergängern und Pilgern eine neue Überquerungsmöglichkeit verschaffen soll.

Die Verwaltung will nun versuchen, diesen Antrag in die Tat umzusetzen. Bürgermeister Dr. Uwe Friedl (CDU) brachte eine Furt ins Gespräch – eine Querungshilfe aus Wackersteinen. Ob sogar eine neue Brücke möglich sei, müsse geklärt werden, sagte Friedl, der gegen Ende der fast zweistündigen Debatte Fehler der Verwaltung einräumte.

Kirchheimer entsetzt über Abriss der Steinbach-Brücke

Der Technische Beigeordnete Oliver Knaup hatte in der Sitzungsvorlage einen Neubau abgelehnt. Damit wollten sich die Politiker aber nicht abspeisen lassen. Sie wischten Knaups Beschlussvorschlag vom Tisch. Ein Privatmann, dem das Gros der Flächen in der Umgebung gehört, darunter Wald am rechten Bachufer, hatte die Brücke, die im Naturschutzgebiet Unteres Steinbachtal liegt, im Winter nach Absprache mit der Stadtverwaltung mit einem Bagger niedergerissen.

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Dadurch wurde ein Hauptwanderweg des Eifelvereins gekappt, ebenso eine Spazierrunde, die vor allem Bürger aus dem nahe gelegenen Kirchheim schätzen. Der Eifelvereinsweg ist mittlerweile verlegt, er verläuft nun über eine Brücke 450 Meter bachabwärts.

Entsetzte Kirchheimer liefen Sturm und gründeten eine Bürgerinitiative, die bis jetzt nach eigenen Angaben rund 700 Unterschriften für einen Brückenneubau gesammelt hat. Sie sind auch deshalb wütend, weil die Stadt die Öffentlichkeit nicht über den Abbruch der Brücke informiert hatte. In Kirchheim habe die Verwaltung damit einen „Aufruhr sondergleichen“ verursacht, sagte die CDU-Stadtverordnete Sandra Eisermann.

CDU fordert Ersatz für Steinbach-Brücke

Auch die Ratsfraktionen hatte die Verwaltung außen vor gelassen. Das veranlasste die CDU, das Thema jetzt im Hauptausschuss aufs Tapet zu bringen – mit der Forderung nach einem Ersatzbau. Fraktionschef Klaus Voussem bezeichnete den Vorgang als „bemerkenswert“ und wies die Darstellung des Technischen Beigeordneten Oliver Knaup zurück, bei dem Abriss habe es sich um ein „Geschäft der laufenden Verwaltung“ gehandelt: „Sie hatten Kontakt zur Landwirtschaftskammer und zum Eifelverein, haben es aber nicht für nötig befunden, die Politik zu informieren. Das ist, gelinde gesagt, etwas misslich.“

Voussem fordert Konsequenzen

Während des Brückenabbruchs stand auf dem Waldweg eine Bake mit Schild. Es trug, wie Fotos der Bürgerinitiative belegen, das Stadtlogo („Euskirchen – Stadt mit Gesicht“) und diesen Hinweis: „Wegen Brückenbauarbeiten ist der Durchgang derzeit nicht möglich“. Das Schild, das wohl suggerieren sollte, die Brücke werde saniert, während sie tatsächlich niedergerissen wurde, sei skandalös, sagte CDU-Chef Voussem.

Jemand habe sich augenscheinlich das Stadtlogo aus dem Internet heruntergeladen und damit eine Fälschung angefertigt: „Das muss Konsequenzen haben.“ Dezernent Knaup erklärte, es sei bisher nicht zu klären gewesen, woher das Schild stamme. (ejb)

Andere Politiker drückten sich weniger zurückhaltend aus. Jan Fischer (Linke) sagte, das Verhalten der Verwaltung sei „peinlich“. Dieter Krause (UWV) resümierte, die Verwaltung habe sich nicht mit Ruhm bekleckert, „tut aber so, als wäre nichts geschehen“. Manfred Galler (FDP) sprach gar von einem Skandal. Sein Parteifreund Manfred van Bahlen erklärte: „Die Verwaltung hat die Sache versaubeutelt, jetzt sollte sie zusehen, dass sie den alten Zustand wiederherstellt.“ Auch SPD und Grüne ließen kein gutes Haar an den Verantwortlichen im Rathaus.

Brücke soll marode gewesen sei

Nach Knaups Darstellung plant besagter Privatmann in der Nähe der Brücke eine ökologische Weidewirtschaft. Er will in diesem Zusammenhang städtische Wege erwerben, die zwischen seinen Grundstücken verlaufen. Die Verwaltung plante tatsächlich, die Wege an den Mann abzugeben.

Die Folge wäre gewesen, dass die Brücke nur noch über seine privaten Flächen erreichbar gewesen wäre. Dann geschah, was Politiker und Bürger für ein Unding halten: Lange bevor der Wegeverkauf konkret wurde, vereinbarte die Verwaltung mit dem Privatmann, ihn den Abbruch der Brücke übernehmen zu lassen. Sie war nach Knaups Darstellung derart marode, dass eine Sanierung ausgeschieden sei.

Eisermann kritisiert Knaup: „Sie hätten die Brücke sperren und mit der Politik das weitere Vorgehen beraten können. Jetzt aber ist die Brücke weg, und ein aufwendiges Genehmigungsverfahren muss von vorn beginnen.“ Wie Sprecher anderer Fraktionen warf Eisermann der Verwaltung vor, Fakten geschaffen zu haben, anstatt Politik und Bevölkerung einzubeziehen.

War Abbruch der STeinbach-Brücke sogar illegal?

Der Ausschuss beschloss, das geplante Entwidmungsverfahren, das Voraussetzung für den Verkauf der Wege ist, unverzüglich zu stoppen. Bis zur Bauausschuss-Sitzung am 27. Juni soll die Verwaltung eine vertiefte rechtliche Betrachtung vorbereiten und prüfen, ob es möglich ist, eine Furt anzulegen oder sogar eine Ersatzbrücke zu bauen. Friedl erklärte abschließend: „Wir stehen dazu, dass wir als Verwaltung Probleme verursacht haben. Wir dachten, mit der Wegeführung über eine andere Brücke hätten wir für adäquaten Ersatz gesorgt.“

Mitglieder der Bürgerinitiative verfolgten die Hauptausschuss-Sitzung. Sie lassen die Angelegenheit von der Bezirksregierung prüfen.

Die Bürgerinitiative lässt von der Kölner Bezirksregierung klären, ob der Abbruch womöglich illegal war. Behördensprecherin Vanessa Nolte sagte dazu am Freitag auf Anfrage, dass die Bezirksregierung von der Unteren Wasserbehörde einen Bericht anfordern werde. Momentan deute einiges darauf hin, dass es „einige Unstimmigkeiten“ gebe.