Dürre, Stürme, BorkenkäferKritik an Schäden im Hardtwald wächst
Euskirchen-Stotzheim – Umgestürzte Bäume und armdicke abgebrochene Äste haben nach mehreren Sturmtiefs für Chaos gesorgt. Mehrere Hundert Millionen Euro Sachschaden soll allein der Orkan „Sabine“ in Deutschland verursacht haben. Auch im Hardtwald sind die Folgen nicht zu übersehen. Jahrzehnte alte Bäume liegen auf dem Boden. Das wirft bei einigen Bürgern Fragen auf.
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Schon im Vorfeld war Kritik am Zustand des Baumbestandes aufgekeimt. Dabei ging es um die die wirtschaftliche Nutzung des Waldes. Während eines Rundgangs durch den Forst stellte sich Michael Holzwarth, Leiter des Forstbetriebsbezirks Hardtburg, nun den Fragen.
Profit-Gier angeprangert
Zu den Vorwürfen, mit denen sich der Landesbetrieb konfrontiert sah, zählten etwa Profit-Gier und die planmäßige Abholzung der Fichtenbestände. Zwar sei es nicht von der Hand zu weisen, dass auch der Hardtwald wirtschaftlich genutzt werde, dennoch stehe der nachhaltige Anbau im Vordergrund, so Holzwarth: „Schon aus eigenem Interesse wird dem Wald nie mehr entnommen, als an anderer Stelle nachgepflanzt wird.“
Mischwälder statt reine Fichtenbestände
Experten machen sich bereits seit geraumer Zeit für Mischwälder statt reinen Fichtenbeständen stark. Dies werde in der Planung zwar berücksichtigt, die Auswirkungen für den Wald seien bei einem Lebenszyklus von rund 70 Jahren, von der Saat bis zur Abholzung, jedoch erst auf längere Sicht spürbar, betonte Forstinspektor Michael Holzwarth.
„Die Fichte zählt deutschlandweit zu den am meisten verbreiteten Baumarten“, sagt er. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges habe man Holz für den Wiederaufbau und als Reparationszahlung an die alliierten Streitmächte benötigt. Daher seien viele Fichten gepflanzt worden, die doppelt so schnell wachsen wie andere Baumarten. (arn)
Es sei gesetzlich reglementiert, dass ein Drittel des bundesweiten Holzbedarfs aus dem Ausland importiert werden müsse, um der Nachfrage gerecht zu werden. Der Grund für die Entnahme einiger Bäume, die eigentlich noch nicht für die Abholzung vorgesehen waren, sei die durch die Sommerhitze der vergangenen Jahre verursachte Dürre. „Die Fichte gehört zur Art der Flachwurzler“, so Holzwarth. Daher erhielten diese Bäume nur Wasser aus den oberen Erdschichten. Die seien wegen der Dürre jedoch ausgetrocknet gewesen.
Kahle Stellen im Waldstehen auch in der Kritik
Dies habe die Fichte zur leichten Beute für einheimische Insekten wie den Borkenkäfer gemacht. „Der Käfer frisst sich durch die Rinde, um im Inneren Nester zu bauen und zu überwintern“, so der Forstbezirkschef. Im Normalfall würde der Baum diese Wunden mit Harz abdichten, was das Ende des Borkenkäfers bedeute. Wegen des Wassermangels sei dies jedoch nicht möglich und die Insekten könnten sich ungehindert vermehren: „Um den Befall umliegender Bäume zu verhindern, werden die betroffenen Fichten frühzeitig aus dem Baumbestand entnommen.“
Ein weiterer Kritikpunkt der Bürger sind die kahlen Stellen im Wald. Das sei auf die Rückegassen zurückzuführen. Diese würden zum Abtransport der gefällten Bäume genutzt. „Die Rückegassen werden über Jahrzehnte angelegt und sind sogar im GPS der Fahrzeuge eingetragen, damit nicht immer aufs Neue andere Teile des Waldbodens belastet werden“, so der Forstinspektor.
An anderen Stellen des Hardtwalds, die auf den ersten Blick kahl erscheinen mögen, wachse hingegen die nächste Baumgeneration heran. Die falle wegen ihrer geringen Größe nicht ins Auge, sichere jedoch den ökonomischen und ökologischen Fortbestand des Hardtwaldes.