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Nationalpark EifelEtwa 1000 Bäume werden gefällt

Lesezeit 6 Minuten

Der Blick auf die Schnittstelle macht deutlich, warum diese Fichte gefällt werden musste: Der Stamm ist ausgehöhlt. Der eigentlich stabil wirkende Baum hätte bei einem Sturm jederzeit umknicken können.

Schleiden-Wolfgarten – Die Motorsäge in den Händen von Marco Offermann heult auf, die Kette frisst sich im Fällkerbschnitt knapp über dem Boden in das Holz der morschen Buche. Sekunden später fällt der Baum auf eine freie Fläche neben der L15. Was aussieht wie Fällarbeit zur Brennholzgewinnung, hat einen ganz anderen Hintergrund, wie Nationalparksbezirksleiter Christian Düll erklärt, der für das 3600 Hektar große Revier am Kermeter verantwortlich ist.

Die gerade gefällte Buche ist innen hohl. Sie könnte gerade noch so als Brennholz dienen. Doch der Baum bleibt liegen und soll zu Totholz werden. Das Holz wird nicht vermarktet.

Mit der Motorsäge geht Marco Offermann an die Stämme, die vertrocknet sind und deshalb verschwinden müssen.

Seit einigen Tagen sind Forstwirtschaftsmeister Heinz Pohl und der Verkehrssicherungstrupp des Nationalparks Eifel dabei, gefährliche Bäume entlang der stark befahrenen L 249 und L 15 umzulegen und da, wo es möglich ist, die Baumstämme einfach liegen zu lassen. Denn im Nationalpark soll Natur Natur bleiben. Der Wald soll sich in Ruhe zurückentwickeln zu einem Urwald.

Totholz hat positive Auswirkungen

Dass die gefällten Bäume als Totholz an Ort und Stelle liegen bleiben, hat für die Natur im Nationalpark viele positive Auswirkungen: Das sich im Laufe der Jahre zersetzende Holz dient Tausenden von Insekten und Kleinlebewesen als Unterschlupf, später werden seine Nährstoffe von Bäumen aufgesogen oder dienen einfach als Humus und Nährstoffspeicher.

Bäume, die die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer nicht nur an den Straßen, sondern auch der Wanderer an den stark begangenen Wanderwegen gefährden, weil sie etwa vom Borkenkäfer geschwächt oder wegen der langen Trockenheit der vergangenen Sommer abgestorben sind, müssen beseitigt werden.

Gegen Buchen und Eichen ausgetauscht

Düll überwacht die Arbeiten und erklärt, worum es geht. Ziel der Nationalparkförster sei nicht, finanzielle Gewinne mit der Holzvermarktung zu erzielen, sondern Sicherheit herstellen für ein Gebiet, das zu allen Jahreszeit von Touristen stark frequentiert wird.

Das Hauptaugenmerk des sieben bis acht Mitarbeiter umfassenden Verkehrssicherungstrupps um Heinz Pohl liegt dabei auf der Entfernung von Fichten, die langfristig aus dem Nationalpark verschwinden. Sie werden gegen Buchen und Eichen ausgetauscht.

Artenvielfalt

10.500 Hektar umfasst die Nationalparkfläche, 3600 Hektar davon gehören zum Revier Kermeter. Im Nationalpark Eifel leben Wildkatzen und Rothirsche, hier gibt es Uhus und andere Wildtiere. Insgesamt kommen hier 2000 Arten vor, die auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten stehen. (bz)

An einem Verkehrsknotenpunkt an der L249 zeigt Düll, wie hier Förster und Natur zusammenspielen. „Hier liegen jetzt die Fichten, die vom Borkenkäfer zerfressen wurden. Meine Kollegen haben die Bäume umgesägt, die bleiben nun liegen. Dazwischen fliegen die Bucheneckern rein, die sich von den Nachbarbäumen aussäen“, so Düll. Wo die gefällten Fichten liegen, können sich die Buchen ausbreiten. „Das Wild, das die Buchensprösslinge gerne frisst, kommt dann wegen der Stämme nicht an die jungen Laubbäume heran. Sie können also wachsen, und das Wild sucht sich andere Nahrungsquellen“, so Düll.

An den gefällten Fichten zeigt Düll, wieso sie so gefährlich waren. Die äußerlich kaum beschädigten Stämme sind innen dunkel verfärbt: „Das Holz ist ganz weich. Da kann man einen Schlüssel komplett reindrücken.“ Er macht die Probe aufs Exempel. Der Kern des Stammes ist tatsächlich so weich, dass der Schlüssel darin mit leichtem Druck verschwindet. Der Stamm um den weichen Kern hingegen ist fest, aber dünn.

Präzise Arbeit mit Seil und Säge

Wie präzise die Holzfäller vom Verkehrssicherungstrupp arbeiten, beweisen Heinz Pohl, Marco Offermann, Udo Prinz und Markus Harth sowie weitere Kollegen wenig später an der Einmündung der L15 in die L249. Da steht eine teilweise vertrocknete Buchengruppe nahe an der Straße. Äste könnten herunterfallen oder geschwächte Bäume auf die Fahrbahn fallen. Schnell sind die Stämme ausgesucht, die entfernt werden müssen.

Wenig später hat Udo Prinz das Seil der Traktorseilwinde in knapp fünf Meter Höhe um den Stamm gelegt. Dazu ist er auf einer Leiter am Baum emporgeklettert. Das Seil haben die Arbeiter mittels Umlenkrolle an einem starken Baum weit entfernt von der Straße im Gelände befestigt. Der Traktor steht knapp 20 Meter entfernt von der zu fällenden Baumgruppe. Es folgt der Fällkerbschnitt, ein kurzer Zug per Winde – die erste Buche fällt von der Straße weg ins Gelände. Dass immer wieder Fahrzeuge vorbeifahren, stört die Truppe nicht. Mit einer mobilen Ampelanlage sperren sie für die Minuten der akuten Fällaktion die Fahrbahn in beiden Richtungen. Dafür sind auf den beiden Landstraßen drei Leute mit Ampeln und Warnfähnchen postiert. Alle stehen jederzeit über ihre Funkgeräte in Kontakt. „Es passiert immer wieder, dass unsere Motorsäger ihre Arbeit unterbrechen müssen, weil unbelehrbare Wanderer oder Autofahrer doch zu nahe an die Gefahrenstelle kommen“, sagt Düll. An diesem Tag ist das aber nicht der Fall.

„Was die Natur tut, das tut sie“

Um die Privatwälder rund um das Nationalparkgebiet zu schützen, werden vom Borkenkäfer befallene Fichten in einer Schutzzone von 500 Metern Tiefe gefällt. Das sagte Christian Düll . Damit versuche man, den Wirtschaftsfaktor Wald für private Waldbesitzer nicht zu gefährden. Ansonsten gelte: „Was die Natur tut, das tut sie.“ Deshalb lasse man auch Fichtenbestände im Nationalpark sterben, wenn sie vom Kupferstecher oder dem Buchdrucker befallen und zerstört würden.

Innerhalb der so genannten Prozessschutzzone im Nationalpark Eifel versuche man, den Wald sich weitestgehend selbst zu überlassen. Man greife aber ein, wenn zu viele nicht standortgerechte Bäume hochkämen, sich also Sprösslinge von Douglasien wieder zwischen jungen Laubbäumen ansiedelten.

In betroffenen Bereichen schneide man die jungen Douglasien einfach ab. Dies geschehe im Rahmen von Naturschutzprojekten. (bz)

Es dauert knapp 30 Minuten, dann liegen fünf oder sechs Bäume neben der Straße. Heinz Pohl schmunzelt. Früher, so merkt er an, habe er solche Fällaktionen „mal rasch abends auf dem Heimweg erledigt“. Heute könne man das angesichts der Verkehrsdichte nicht mehr. Er habe extra Kurse für die Arbeitssicherheit besucht, berichtet Forstwirtschaftsmeister Pohl.

Wege müssen gesichert werden

Düll zeigt Schilder, die die Nationalparkverwaltung an Eingangsbereichen beliebter Wanderpfade hat anbringen lassen. „Besonders gefährlicher Wegabschnitt“ steht darauf. Bilder und textliche Erklärung sollen Wanderer auf die Gefahren aufmerksam machen. Dennoch müssen die Wege gesichert werden.

Die Hinweisschilder auf gefährliche Wegstrecken zeigt Christian Düll. Er ist für den Kermeter zuständig.

Die „Holzfäller“ vom Nationalpark sichern auch die Straßenränder im Bereich Mariawald. Dort ist der Klosterwald. Das Holz gehört nicht dem Nationalpark und wird deshalb waldwirtschaftlich aufgearbeitet und später in der Heizung der Klosteranlage als Holzhackschnitzel verbrannt, sagt Düll.

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Noch bis Mitte März, so schätzen Düll und Pohl, werden die Fällarbeiten an der Kermeterhochstraße andauern. Mindestens 1000 Bäume werden dort gefällt, weil sie den Straßenverkehr unmittelbar gefährden oder weil Wanderer von herabfallenden Ästen getroffen werden könnten.