Serie zum ArbeitsalltagTrockenheit plagt Euskirchener Landwirt Gräf
Elsig/Euenheim – Gerade erst hat die Osterzeit begonnen – und schon wieder macht den Landwirten die Trockenheit zu schaffen. Im Boden auf Thomas Gräfs Weizenfeld zwischen Euskirchen und Elsig haben sich die ersten Risse gebildet. Erinnerungen an 2018 werden wach. Da es über Monate hinweg kaum geregnet hatte, gingen etwa bei den Zuckerrüben die Erträge in den Keller, was den Gewinn schmälerte. Auch die Maiskörner, Hauptbestandteil des Futters, das Gräf für seine Mastbullen mischt, fielen mickrig aus.
Die Ernte ist im Juli
Mit dem Weizen, den er im Oktober gesät hat, kann der 43-Jährige bis jetzt zufrieden sein. „Die Pflanzen haben sich gut entwickelt. Damit es so weitergeht, brauchen sie jetzt aber Wasser“, sagt der Elsiger, der froh ist, dass es Mitte der Woche nach längerer Pause endlich wieder geregnet hat.
Ständig im Einsatz
An Ostern die Füße hochlegen oder in Urlaub fahren? Für Thomas Gräf und andere Landwirte undenkbar. Wenn gesät werden muss, ist es völlig normal, an den Feiertagen zu arbeiten. So war der Elsiger auch am Karfreitag auf seinen Feldern im Einsatz.
An den Festtagen fuhr er außerdem – häufig auch nachts – immer wieder zu den angemieteten Rinderställen, in denen er seine Kühe untergebracht hat, etwa in Stotzheim und Wüschheim. Denn die Muttertiere bringen in diesen Wochen ihre Kälber zur Welt. Und bei den Geburten ist Gräf stets vor Ort, um eingreifen zu können. (ejb)
Der mit Mist und Gülle gedüngte Boden, beides aus dem eigenen Rinderstall, bietet die optimale Grundlage, damit das Getreide gedeihen kann. Für gute Ergebnisse braucht es allerdings mehr. Bis zur Ernte im Juli wird Gräf den Weizen mehrmals gedüngt und mit Pflanzenschutzmitteln behandelt haben. Dies geschieht nach exakten Vorgaben der Buir-Bliesheimer Agrargenossenschaft, an die er sein Korn verkauft.
„Wenn ich die Qualität erreichen will, die die Buir-Bliesheimer von mir verlangt, muss ich schon im Herbst mit einem Herbizid beginnen, also einem Mittel gegen konkurrierendes Unkraut“, sagt der Elsiger. Im Frühjahr folgt ein Fungizid, um Pilzerkrankungen wie Mehltau, Braunrost oder Ährenfusarium auszuschließen.
Alles muss für eine gute Qualität stimmen
Gedüngt wird in drei Phasen. Die Startgabe zum Frühjahrsbeginn dient der Wurzelbildung und bringt den Nährstoffhaushalt der Pflanze in Gang. Die Schossergabe lässt sie hochschießen, damit der Boden bedeckt wird, was wiederum die Ausbreitung von Unkraut unterdrückt.
Die Serie
Wie sieht der Arbeitsalltag eines Landwirts aus? Dieser Frage gehen wir in unserer Serie nach, in der wir in lockerer Folge tageweise jeweils für einige Stunden den Elsiger Thomas Gräf begleiten.
Der 43-Jährige hat sich auf die Bullenmast spezialisiert. Das Futter für die Tiere produziert er größtenteils auf seinen Feldern. (ejb)
Die Ährengabe schließlich sorgt dafür, dass sich die Körner wie gewünscht ausbilden. „Der Proteingehalt und die Fallzahl, ein Indikator für gute Backqualität, müssen stimmen“, nennt Gräf die wichtigen Komponenten. „Sind diese Kriterien nicht erfüllt, taugt das Korn nur als Futterweizen – mit den entsprechenden finanziellen Einbußen für mich als Produzent.“
Weil er über hochwertigen Naturdünger verfügt, eben Mist und Gülle aus der Bullenmast, „muss ich vergleichsweise wenig Kunstdünger ausbringen“, sagt der Landwirt.
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Während der Weizen – sofern alles normal läuft – in drei Monaten gedroschen wird, sind die letzten Zuckerrübensaatkörner gerade erst in die Erde gekommen. Für die Arbeit auf einem drei Hektar großen Feld zwischen Euskirchen und Euenheim hat Thomas Gräf – zu diesem Zeitpunkt ist es noch sehr trocken – seinen Vernicher Kollegen Christian Bongard engagiert. Der Grund: Bongard hat eine Spezialmaschine in seinem Bestand, ein Einzelkorn-Sägerät, so der Fachbegriff, das die Körner tiefer im Boden ablegt als herkömmliche Exemplare. Das ist wichtig, weil das Saatgut von feuchter Erde umgeben sein muss, damit es keimen kann. „Restfeuchte reicht. Aber die liegt wegen der Trockenheit jetzt schon zwei Zentimeter tief,“ sagt Gräf. In diese Bodenschicht gelangt er mit seiner Maschine nicht, sodass jetzt – gegen Bezahlung – Bongard mit seinem Traktor im Einsatz ist.
Zuckerrüben vertragen keine Trockenheit
Der Vernicher erledigt mehrere Arbeitsgänge auf einmal. Vorne an seinem Trecker ist eine Walze angebracht, die dickere Erdklumpen zerkleinert und Unebenheiten ausgleicht. Hinten ziehen zwölf Säschare auf einer Breite von 5,40 Meter Schlitze in den Boden. Die Maschine platziert die Saatkörner nach einem exakten Muster in der Erde, drückt sie im nächsten Moment fest und deckt sie schließlich mit loser Erde zu. Der Abstand zwischen zwei Körnern in der Reihe beträgt 24 Zentimeter, die Reihen wiederum sind 45 Zentimeter voneinander entfernt.
Die Körner sind von einer leuchtend grünen Hülle umgeben, die sie vor vorzeitigem Keimen schützt. Neun dieser farbigen Pillen werden pro Quadratmeter im Boden versenkt. „Wenn die Witterung stimmt, werden acht bis zehn Tage nach der Aussaat die ersten Pflänzchen zu sehen sein“, sagt Thomas Gräf – und hofft, dass es nicht länger trocken bleibt, damit die Zuckerrüben, die er in diesem Jahr auf 12,5 Hektar anbaut, gute Startbedingungen haben. (ejb)