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Holzverpackung in die Gelbe TonneWie man in Euskirchen kinderleicht Müll trennt

Lesezeit 4 Minuten

Die diesjährige Überlastungsgrenze der Erde ist erreicht: Die Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen übersteigt das Angebot.

Kreis Euskirchen – In welche Mülltonne gehört die leere Holzkiste, in der vorher Mandarinen aus dem Supermarkt waren? Darf ich kleine Elektrogeräte in den Restmüll werfen? Gehört ein Bobbycar in die Gelbe Tonne, weil es Plastik ist? Mülltrennung ist kinderleicht? Von wegen! Aber sie beginnt schon im Kindesalter.

Und ist unheimlich wichtig. „Unsere Ressourcen werden immer weniger. Wir müssen und können etwas tun. Beispielsweise den Müll trennen“, sagt Karen Beuke, Abfallberaterin des Kreises. Mit ihren Mitstreitern hat sie Arbeitsmaterial für Kitas und Grundschulen zusammengestellt, weil Mülltrennung eben doch kinderleicht sein kann.

Abfallberatung: Mehr Umweltbildung für Jüngere

Seit einiger Zeit bemüht sich die Abfallberatung in Projekten vermehrt um die Umweltbildung der Jüngeren. Für Vorschulkinder wird ein „Bildungskoffer“ zur Verfügung gestellt, mit dessen Hilfe die Kinder spielerisch lernen, Abfall zu vermeiden, richtig zu sortieren, zu recyceln und zu kompostieren. Früh sollen sie den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen lernen, die nicht erneuerbar sind.

Mülltrennung ist kinderleicht: Karen Beuke und Karl-Heinz Latschitzki stellen Sortierposter für richtige Abfalltrennung vor.

Dafür braucht es vor allem eine nachhaltige Abfallwirtschaft, die nur dann entstehen kann, wenn Abfälle korrekt recycelt werden, so Beuke. Deutschlandweit würden immer noch 39,3 Prozent verwertbarer Bioabfall, 27,6 Prozent Wertstoffe und 0,5 Prozent Schadstoffe in der Restmülltonne landen. Die Prozentsätze im Kreis seien ähnlich. Auch herrschten oftmals Unklarheiten darüber, was genau in den Gelben Sack gehört.

Falsch getrennter Müll kann nicht recycelt werden

Hartnäckig halten sich Abfallmythen: Mythen zum Beispiel darüber, was in die Gelbe Tonne gehört. „Verpackungsmaterial jeder Art“, erklärt Karen Beuke. „Außer Papier, Pappe, Karton und Glas. Aber eben auch die leere Mandarinen-Holzkiste aus dem Supermarkt.“ Leider führen diese Unklarheiten im Hinblick auf die Mülltrennung dazu, dass nachhaltige Abfallwirtschaft unmöglich ist. Denn: Falsch getrennte Abfälle können nicht recycelt werden.

Weitere Projekte

Herr Stinknichs

In weiteren Projekten der Abfallberatung des Kreises Euskirchen können Kinder zum Beispiel lernen, wie man selbst per Eingießverfahren Papier mit dem Schöpfsieb herstellt. Auch ein Besuch des Abfallwirtschaftszentrums ist vorgesehen. Unter Mitwirkung des Theaterpädagogen Patrick Strohm entstand sogar der 45-minütige Film „Herrn Stinknichs wunderbare Welt des Mülls im Kreis Euskirchen“, der zur Schaffung von Umweltbewusstsein beiträgt und über das Thema Mülltrennung und Recycling speziell im Kreis Euskirchen aufklärt.

Video als Download

Das Aufklärungsvideo um Herrn Stinknich gibt es auch für andere Regionen, doch macht die lokale Einfärbung das Thema der Mülltrennung für die Euskirchener Kinder greifbar. Vom Carlsen-Verlag wird in Zusammenarbeit mit der Berliner Stadtreinigung sogar das Pixibuch „Besuch von ImmerMehr und SausundBraus“ herausgegeben, in dem ein Mädchen in Bergen von Müll lebt. (kkr)

Karen Beuke und Karl-Heinz Laschitzki von der Abfallberatung fassen das Problem an der Wurzel: Sie haben Sortierposter für Kindergärten und Grundschulen entwickelt. Auf den Postern sind gelbe, graue, braune und blaue Tonnen abgebildet. Sie stehen für: Verpackungen, Restmüll, Bioabfall und Altpapier. Verschiedene Abfallkärtchen mit Aufdrucken von diversem Abfall werden ausgeschnitten und der richtigen Tonne zugeordnet.

Sonderplakat zeigt Unterscheidung bei Mülltrennung

Das Kärtchen mit der alten Zahnbürste wird auf die graue, das Kärtchen mit der leeren Cornflakes-Verpackung wird auf die blaue Tonne geklebt. Auf einem Sonderplakat wird festgehalten, welche Abfälle in Altglascontainer, Altkleidersammlung, Sperrmüll oder Schadstoffsammlung gehören. Der Vorteil der Plakate sei, so Beuke, dass sie in den Klassenräumen verblieben und so dauerhaft auf die richtige Handhabung aufmerksam machten.

Doch das ist nicht alles: Das Ziel der Lerneinheit ist nicht nur die Sensibilisierung der Kinder, sondern auch die der Eltern: Im Idealfall werden Kinder zu Experten und tragen das Wissen über Mülltrennung, Recycling, Klima- und Ressourcenschutz in die Elternhaushalte. Und das sei wichtig, sagt Beuke. Denn der Erdüberlastungstag wurde in diesem Jahr schon im Juli erreicht.

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Der Erdüberlastungs- oder Welterschöpfungstag (auch bekannt als „Ökoschuldentag“) ist der Tag im Jahr, an dem die Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen das jährliche Angebot übersteigt. Zu diesem Zeitpunkt hat der Mensch mehr Ressourcen verbraucht, als die Natur reproduzieren kann. Der Aktionstag der Organisation Global Footprint erinnert eindringlich und weltweit daran, schonend mit Ressourcen umzugehen. So sollen es auch die Sortierposter tun, die bald in rund 200 Klassenzimmern im Kreis Euskirchen zu finden sein werden.