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ProzessauftaktGeiselnehmer aus Euskirchener Parkhotel wollte erschossen werden

Lesezeit 4 Minuten
Geiselnahme Euskirchener Parkhotel

Spezialeinsatzkräfte der Polizei beendeten am Gründonnerstag 2021 die Geiselnahme im Euskirchener Parkhotel.

Bonn/Euskirchen – Der Geiselnehmer wollte zwei Millionen Euro und einen Hubschrauber zur Flucht: Vor dem Bonner Landgericht hat am Freitag das Verfahren gegen einen 27-jährigen Euskirchener begonnen, der am Gründonnerstag 2021 einen Rezeptionsmitarbeiter im Parkhotel unweit des Euskirchener Bahnhofs mit einem Messer bedroht und als Geisel genommen hatte.

Davon, dass er es wirklich auf Geld abgesehen hatte, geht die Staatsanwaltschaft nicht aus. Vielmehr gelangten die Ankläger zu der Überzeugung, dass die Tat in Suizidabsicht durchgeführt worden war. „Ich wollte, dass mich die Beamten erschießen“, sagte geständige Angeklagte den Richtern der 3. Großen Strafkammer gleich am Anfang des Verfahrens.

Angeklagter hatte mehrfach versucht, sich das Leben zu nehmen

Einen Plan im eigentlichen Sinne habe er allerdings nicht gehabt. Zweimal habe er im März 2021 vergeblich versucht, sich das Leben zu nehmen. Er sei verzweifelt über seine Arbeitslosigkeit, seine finanziellen Schwierigkeiten und seine Spielsucht gewesen. Das erste Mal habe er versucht sich zu töten, indem er einen Toilettenreiniger zu sich genommen habe, das zweite Mal mit einer Überdosis Schmerzmittel. Letzteres sei am Vortag der Geiselnahme geschehen, er habe sich dann quasi selbst aus dem Krankenhaus entlassen.

Beratung und Seelsorge in schwierigen Situationen

Kontakte | Hier wird Ihnen geholfen

Wir gestalten unsere Berichterstattung über Suizide und entsprechende Absichten bewusst zurückhaltend und verzichten, wo es möglich ist, auf Details. Falls Sie sich dennoch betroffen fühlen, lesen Sie bitte weiter:

Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote.

Telefonseelsorge

Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon

Das Angebot des Vereins "Nummer gegen Kummer" richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Samstag nehmen die jungen Berater des Teams "Jugendliche beraten Jugendliche" die Gespräche an. nummergegenkummer.de.

Muslimisches Seelsorge-Telefon

Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention

Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de

Beratung und Hilfe für Frauen

Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen" ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter der Nummer 08000 116 016 und via Online-Beratung unterstützen werden Betroffene aller Nationalitäten rund um die Uhr anonym und kostenfrei unterstützt.

Psychische Gesundheit

Die Neurologen und Psychiater im Netz empfehlen ebenfalls, in akuten Situationen von Selbst- oder Fremdgefährdung sofort den Rettungsdienst unter 112 anzurufen. Darüber können sich von psychischen Krisen Betroffene unter der bundesweiten Nummer 116117 an den ärztlichen/psychiatrischen Bereitschaftsdienst wenden oder mit ihrem Hausarzt Kontakt aufnehmen. Außerdem gibt es in sehr vielen deutschen Kommunen psychologische Beratungsstellen.

Da ihm vor Gericht die Schilderung sichtlich schwerfiel, nutzte er einen von ihm auf dem Handy verfassten Text als Gedächtnisstütze: Er sei nach Hause zurückgekehrt, las er vor, und habe sich ratlos gefühlt. Er habe sich ein Küchenmesser genommen und es unter die Jacke gesteckt. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Euskirchener Innenstadt habe er die Lobby des Hotels betreten.

Euskirchener Geiselnehmer bedrohte Rezeptionisten

Für den heute 23-jährigen Rezeptionisten begann damit ein Albtraum: Unversehens sah sich der junge Mann, der bei seiner Aussage als Zeuge von seinen Eltern unterstützt wurde, der gegen seinen Bauch gerichteten, 21 Zentimeter langen Klinge des Filetiermessers ausgesetzt. Der Geiselnehmer habe verlangt, dass er den Notruf wählen und der Polizei sagen solle, dass er von einem Mann bedroht werde, der auch eine Bombe bei sich trage. Der Täter wolle ein Lösegeld in Höhe von zwei Millionen Euro.

Prozess Geiselnahme Euskirchen

Vor dem Bonner Landgericht muss sich der 27-jährige Geiselnehmer seit Freitag verantworten.

Bereits kurze Zeit nach dem Anruf trafen Spezialeinsatzkräfte am Tatort ein. Nun verlangte der Geiselnehmer auch noch nach einem Hubschrauber zur Flucht. Andernfalls werde er seine Geisel töten und die Bombe zünden. In einem günstigen Moment gelang es den Beamten, den Geiselnehmer mit einem Schuss ins Bein zu Boden zu bringen und das Opfer zu befreien. Der Mann war von dem Geiselnehmer am linken Ringfinger verletzt worden. Ob das Absicht oder ein Versehen war, muss sich im Prozess noch erweisen.

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Der Angeklagte war nach der Tat rund zwei Monate in der Psychiatrie, derzeit steht er unter Betreuung, ist aber auf freiem Fuß. Weil auch die Anklage davon ausgeht, dass die Tat mindestens im Zustand erheblich eingeschränkter Schuldfähigkeit geschah, kommt außer einer Verurteilung auch eine dauerhafte Einweisung in eine psychiatrische Klinik infrage. Der Prozess wird fortgesetzt.