Mehr SicherheitEifler schreibt Bestimmungsbuch für Pilze – ganz ohne Fotos
Kreis Euskirchen/Hillesheim – Wann kann ich sicher sein, einen Pilz wirklich erkannt zu haben, damit ich ihn ohne Restfurcht in die Pfanne schnippeln kann? Als Pilz-Sachverständiger sah sich Thomas Regnery aus Hillesheim bei seinen Seminaren und Pilzwanderungen ständig mit dieser Frage konfrontiert.
„Gute Merkmale“ helfen bei der Bestimmung
„Um die wichtigsten Speise- und Giftpilze zu erkennen, bedarf es keiner streng wissenschaftlichen Vorgehensweise. Viele Pilze lassen sich anhand feiner, doch zuverlässiger Merkmale identifizieren“, so der Experte aus der Vulkaneifel. Er hat sich früh ein umfangreiches Wissen über Pilze angeeignet, beginnend als Fünfjähriger während der sonntäglichen Spaziergänge mit seinem Großvater durch den „Gerolsteiner Büsch“.
Im Alter von 21 Jahren übernahm er die Leitung des Pilzkollegs der VHS Gerolstein. Seit 1998 unterstützt er als Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie auch medizinisches Personal bei der Diagnose und Therapierung von Pilzvergiftungen und trägt durch Aufklärung zur Prävention bei.
„Als wissenschaftlich orientiertem Menschen liegt es mir am Herzen, zu einem tieferen Verständnis der Pilzwelt in den deutschen Mittelgebirgen, insbesondere in den Eifelwäldern, beizutragen“, beschreibt Regnery, warum er nun ein Pilzbuch verfasst hat.
Aquarelle statt Fotos
Das Besondere: Obwohl Regnery selbst leidenschaftlicher Fotograf ist, sind alle Pilzdarstellungen im Buch handgezeichnete Aquarelle. Aber wären Fotos genau für diesen Zweck nicht besser geeignet? „Pilze sind keine Blumen“, erklärt Regnery: „Ein Gänseblümchen sieht immer wie ein Gänseblümchen aus. Aber bei Pilzen variieren Größe, Form und Farbe innerhalb einer einzigen Art so stark, dass kaum ein Exemplar wie das andere aussieht.“
Die handgezeichneten Illustrationen von Hilke Käsebier zeigen die Pilze und ihre Merkmale daher aus einer außergewöhnlich gut nachzuvollziehenden Perspektive, mit Blick auf deren Besonderheiten. Ziel sei es, die guten Merkmale, anhand derer sich eine Pilzart sicher bestimmen und von anderen Arten einwandfrei unterscheiden lasse, bei diesen Abbildungen deutlich in den Vordergrund zu rücken.
Pilzsaison und Tipps für die Suche
Wichtiges Kleinklima
Das Kleinklima ist entscheidend dafür, ob man nach dem viel zu trockenen Sommer 2022 trotzdem Erfolg beim Pilzesuchen hat, betont der Pilzsachverständige Thomas Regnery: „Wo es zu trocken ist, können die Pilze keine Fruchtkörper ausbilden.“ (thw)
Lieblingsstellen
Seine Lieblingsstellen in Eifeler Wäldern möchte der Hillesheimer (natürlich) nicht verraten, grundsätzlich aber hat er für Interessierte einige Tipps für die erfolgreiche Suche parat: „In geschützten, schattigen Lagen, vorzugsweise am Fuß von Nordhängen, werden Pilzsucher auch in diesem Jahr fündig.“ Auch in der Nähe von Fließgewässern, die im heißen Sommer nicht ausgetrocknet sind, sei die Bodenfeuchte in diesem Herbst ausreichend für das Wachstum der Pilze. (thw)
Boden und Gestein
Welchen Einfluss der Boden und im weiteren Sinn auch das vorhandene Gestein auf das Vorkommen verschiedener Pilzarten hat, erklärt Regnery ebenfalls in seinem Buch. Die Vulkaneifel rund um Gerolstein und Hillesheim ist daher laut Aussage des Pilzsachverständigen aufgrund der großen Gesteinsvielfalt mit Sandstein, Dolimitkalk, Grauwacke, Lava und Basalt auch bei den Pilzen besonders vielfältig – sowohl bei Speise- als auch bei Giftpilzen. (thw)www.pilztom.de
„Ein Foto kann das alles nicht leisten, weil es immer nur ein einziges Erscheinungsbild eines Pilzes vermittelt“, so Regnery weiter.
Serviceteil mit vielen Infos
Der Fuchsige Röteltrichterling, der Kleine Stinkschirmling, der Kahle Krempling oder der Ziegelgelbe Schleimkopf – zahlreiche Arten, die in den deutschen Mittelgebirgen und speziell in der Eifel heimisch sind, werden umfassend mit Abbildung und Informationen zu Speisewert, Saison und Lebensraum vorgestellt.
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In einem separaten Textteil erzählt Regnery aus dem Nähkästchen: Was das Besondere an Pilzen ist, wie man ihre speziellen Eigenschaften zum Auffinden nutzen kann, und woran es bisher gelegen haben kann, wenn eine Pilzwanderung nicht so erfolgreich wie erhofft verlief.
Im Zweifel Experten um Rat fragen
„Grundsätzlich bleibt natürlich dennoch große Vorsicht vor Verwechslung geboten“, wendet sich der Autor speziell an die Anfänger: „Lassen Sie Ihre Pilzfunde unbedingt von einem zertifizierten Pilzsachverständigen bestimmen!“
Thomas Regnery: „Die häufigsten Pilze der deutschen Mittelgebirge leicht bestimmen“. 276 Seiten, bedruckter Leineneinband, 24,90 Euro. Eifelbildverlag Daun, ISBN: 978-3-98508-013-7