Gala-Ernte in Euskirchen80.000 Apfelbäume werfen tonnenweise Früchte ab
Euskirchen-Niederkastenholz – Eine Kiste nach der anderen, alle bis zum Rand gefüllt mit leuchtend roten Äpfeln, holen Mugurel Miráutá und seine Kollegen aus der Plantage. Die frisch gepflückten Früchte stellen sie für den Transport nach Kürrighoven bereit. Dort, in der Gemeinde Wachtberg im Rhein-Sieg-Kreis, hat das Unternehmen Quast-Schneider seine Zentrale.
2016 hatte der Obstbaubetrieb im Areal zwischen Niederkastenholz, Kirchheim und dem Hardtwald rund 80 000 Apfelbäume gepflanzt. Die Menschen aus der Umgebung beobachteten damals mit Erstaunen, manche regelrecht entsetzt, wie sich das Landschaftsbild markant veränderte. Je größer die Bäume wurden, desto mehr litt der bis dahin freie Blick in die Eifel und zum Siebengebirge.
„Viele Spaziergänger haben anfangs ihrem Ärger Luft gemacht“, erinnert sich Obstbaumeisterin Friederike Schneider. „Mittlerweile hat sich das gelegt. Ich glaube, die Leute hier können mit der Plantage ganz gut leben. Und sie genießen es, wenn im Frühjahr alles in voller Blüte steht.“
Nicht nur Gala-Äpfel werden geerntet
Kürzlich hat die Gala-Ernte begonnen – „ungefähr zehn Tage später als in normalen Jahren“, sagt Schneider. „Aber was ist schon normal?“, schiebt sie hinterher. „Das ist halt die Natur.“ Drei Sorten gedeihen auf der Anlage. Vor dem auffallend roten Gala ist schon der Elstar gepflückt worden. Ende Oktober schließt der Magic Star die Ernte-Phase ab.
„Der Gala ist diesmal schön groß geworden“, schwärmt Friederike Schneider mit Blick auf den Umfang des Apfels, der wegen seiner Süße vor allem bei Kindern beliebt ist. Die Vorzüge des Magic Star kennt die 28-Jährige natürlich auch: „Er hat sehr gute Lagereigenschaften.“
Bienen als tierische Helfer von großer Bedeutung
Zu den guten Erträgen der Plantage haben wie immer auch einige tierische Helfer beigetragen, an erster Stelle Bienen. Wenn die Blüte bevorsteht, stellt ein Imker, mit dem der Obstbaubetrieb kooperiert, in der Anlage seine Kästen auf.
Damit ist es allerdings nicht getan. „Im Normalfall können Äpfel sich nicht selbst befruchten. Man braucht unterschiedliche Sorten, die auch noch zur gleichen Zeit blühen müssen. Bei Elstar, Gala und Magic Star ist das aber nicht der Fall“, erklärt Schneider.
Deshalb ist jeder zehnte Baum in der Plantage ein Zierapfel, der mit seinen Blüten als Pollenspender für seine großen Geschwister die Rolle des Befruchterbaums übernimmt. Der passgenaue Einsatz der Bienen, die zwischen den Blüten hin- und herfliegen, ist extrem wichtig, denn die Apfelblüten können nur in einem sehr kurzen Zeitraum befruchtet werden.
Das Ausdünnen der Bäume ist ein wichtiger Bestandteil des Obstbaus
Im Juni ist erkennbar, wie viele Früchte ein Baum trägt. Nun ist es an der Zeit, ihre Zahl zu reduzieren, damit diejenigen, die hängen bleiben, die gewünschte Größe bekommen. Vor allem beschädigte und kranke Exemplare werden aussortiert, damit der Baum genügend Energie für die übrigen Äpfel hat. Denn er kann nur etwa 100 von ihnen optimal versorgen, wie Friederike Schneider erklärt.
Beim Ausdünnen achten ihre Mitarbeiter und sie auch darauf, dass die Früchte gut verteilt an den Zweigen hängen und sich nicht gegenseitig das Sonnenlicht wegnehmen. Weil trotzdem nicht alle Äpfel gleichzeitig reif sind, gibt es in der Regel zwei Pflückdurchgänge.
Saisonkräfte und Festangestellte kümmern sich ganzjährlich um die Plantage
Auf der Niederkastenholzer Anlage sind momentan 36 Frauen und Männer im Einsatz, sowohl Festangestellte wie Mugurel Miráutá als auch Saisonkräfte. Die meisten von ihnen kommen aus Rumänien und Polen. Die Festangestellten kümmern sich auch um den Winter- und den Sommerschnitt und um die sonstige Pflege.
Sie halten überdies die Rosensträucher im Blick, die am Rand der Baumreihen stehen. „Das sind unsere Zeigerpflanzen“, erklärt Schneider. „Wenn Läuse auftauchen, lassen sie sich zuerst auf Rosen nieder. Die Rosen zeigen uns also, dass ein Befall in der Plantage droht.“ Als natürliche Feinde der saugenden Insekten werden in diesem Fall Nützlinge wie zum Beispiel Marienkäferlarven in der Anlage verteilt.
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„Bei der Krankheits- und Schädlingsbekämpfung versuchen wir es immer zuerst mit natürlichen Methoden. Nur wenn das nicht genügt, kommen Pflanzenschutzmittel zum Einsatz“, erläutert die 28-Jährige das Prinzip des kontrolliert integrierten Obstbaus, wie es im Fachjargon heißt.
Ein Problem sind auch die Feldhasen, die gerne die Rinde der Apfelbäume anknabbern. Um dies zu verhindern, werden die Stämme mit Schutzdraht umgeben. Auch Mäuse zählen zu den Schädlingen, die das gute Nahrungsangebot schätzen. Um ihren natürlichen Feind, das Wiesel, anzusiedeln, haben die Obstbauexperten in der Plantage Steinhaufen angelegt. Dort hat das Wiesel seinen Rückzugsort, von dem aus es auf Mäusejagd gehen kann. So hilft es, wie eben auch Biene und Marienkäfer, einen guten Ernteertrag zu erzielen.
Wer Niederkastenholzer Äpfel probieren möchte, kann den Direktverkauf nutzen, den der Obstbaubetrieb am 2. und am 3. Oktober, jeweils 10 bis 16 Uhr, veranstaltet. Der Weg wird an den Zufahrtsstraßen ausgeschildert.