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IntegrationEx-Diplomat ist Sozialarbeiter bei der Caritas Euskirchen

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Offenheit gegenüber Menschen sei wichtig: Sozialarbeiter Aly Badara Touré, der bei der regionalen Flüchtlingsberatung der Caritas arbeitet.

Euskirchen – Was eine seiner besten Entscheidungen war nach seiner Flucht aus Guinea? Aly Badara Touré sitzt hinter seinem Schreibtisch beim Caritasverband Euskirchen und muss nicht lange überlegen: „Mir eine deutsche Fußballmannschaft zu suchen – die Unterstützung, die ich dort bekommen habe, war wirklich toll.“

2013, da war Aly Badara Touré 21 Jahre alt und studierte Internationale Beziehungen, wurde er gezwungen, sein Land zu verlassen. „In Guinea herrschen sehr instabile Verhältnisse, ein Militärputsch folgt dem nächsten“, erzählt Touré. Gemeinsam mit anderen Studenten engagierte er sich politisch, wurde Mitglied einer regierungskritischen Partei. „Und dann wurde ich verhaftet und in ein nicht offizielles Gefängnis gebracht.“

Nach der Freilassung mit dem Tod bedroht

Über die zwei Monate, die er dort verbringen musste, erzählt Touré nicht viel. Seine Mutter nutzte das korrupte System und kaufte ihn schließlich frei. „Wenn er wieder nach Guinea zurückkehrt, dann nur als Leiche“, drohten sie der Mutter. Freiwillig sei er nicht geflohen, so Touré.

Im Frühjahr 2013 landet der junge Mann am Flughafen Düsseldorf, wo er sofort zur Polizei geht und um Asyl bittet. Von einer Erstaufnahmeeinrichtung in Dortmund geht es in nach Hemer und Neuss, schließlich erhält Touré 2018 eine Zuweisung nach Iversheim.

Sehr positiver, offener Mensch

„Ich hatte große Angst, mich in diesem Land nicht zurechtzufinden, wusste aber von Anfang an, dass ich es über die Sprache schaffen kann“, erinnert sich Aly Badara Touré. Also habe er Deutsch gepaukt, „eine schwere Sprache“, sagt er, der fließend Französisch, Englisch und verschiedene guineische Dialekte spricht. „Aber wenn der Wille da ist, kann man es trotzdem schaffen.“ Ob er nie daran gezweifelt habe, hier in Deutschland neue Wurzeln schlagen zu können? „Nein, aber ich bin auch ein sehr positiver Mensch und überzeugt davon, dass es immer einen Weg gibt“, sagt er.

„Ankommen“ - die Serie

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben

In der Serie „Ankommen“ stellen wir Menschen vor, die sich aus unterschiedlichen Gründen mutig auf den Weg gemacht haben – in ein neues Land und damit in eine neue Kultur und Gesellschaft. Was gefällt ihnen an Deutschland, was bleibt fremd? Und welchen besonderen Herausforderungen mussten und müssen sie sich stellen, um am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben teilhaben zu können. Integration, da sind sich alle einig, ist ein langwieriger Prozess.

Ein wechselseitiger Prozess

Das Ministerium für Integration (BMI) versteht unter gelungener Integration ein „sich einer Gemeinschaft zugehörig fühlen“. Zuwanderung könne nur als ein wechselseitiger Prozess gelingen: „Sie setzt die Aufnahmebereitschaft der Mehrheitsgesellschaft voraus wie auch die Bereitschaft der Zugewanderten, die Regeln des Aufnahmelands zu respektieren und sich um die eigene Integration zu bemühen“, schreibt das Ministerium auf seiner Homepage.

Kontaktaufnahme erwünscht

Kennen Sie jemanden, der gut zu unserer Serie passen würde? Dann rufen Sie uns gerne an unter Tel. 02251/70045410 oder schreiben eine Mail in die Redaktion: redaktion@ksta-kr.de

Einer dieser Wege führt ihn zum Iversheimer Fußballverein, in eine Mannschaft, in der nur Deutsche kicken. Zudem nimmt ihn eine Ehrenamtlerin unter ihre Fittiche: „Brigitte Breuer hat mir unglaublich geholfen“, sagt er voller Dankbarkeit. Bei der Caritas in Euskirchen macht der junge Mann einen Sprachkurs und bietet an, ehrenamtlich auszuhelfen: „Ich übersetzte für andere Geflüchtete, die kein Wort Deutsch konnten, oder unterhielt mich einfach mit ihnen, um ihnen ein bisschen Sicherheit zu geben“, erzählt Touré.

Sieben Monate ehrenamtlich ausgeholfen

Sieben Monate hilft er auf dieser Weise aus. Caritas-Mitarbeiter Peter Müller-Gewiss ist es, der Aly Badara Touré auf die Idee bringt, Soziale Arbeit zu studieren, da er ihn als überaus verständnisvollen Menschen erlebt, der gerne in Kontakt mit anderen ist. Touré: „Soziale Arbeit und diplomatischer Dienst: Mir wurde bewusst, dass es da Gemeinsamkeiten gibt. In beiden Bereichen muss man offen auf Menschen zugehen und ihnen gut zuhören können.“

Touré hat genau einen Tag Zeit, dann läuft die Bewerbungsfrist an der Katholischen Hochschule NRW ab. Und trotz der zeitlichen Knappheit gelingt ihm, was er sich erhofft: Er bekommt einen Studienplatz.

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Ist überzeugt, dass es immer einen Weg gibt: der 30-jährige Aly Badara Touré.

Nicht alles läuft glatt für den jungen Mann aus Guinea. Sein Asylantrag wird abgelehnt, er erhält jedoch eine Duldung. Als es einmal Probleme gibt mit dem Aufenthaltsstatus und Aly Badara Touré „eine Zwangspause vom Studium“ verordnet wird, sammeln seine Kommilitonen über 500 Unterschriften und schicken die Petition an die Ausländerbehörde.

Am Ende darf er sein Studium abschließen. Das Thema seiner Bachelor-Arbeit liegt auf der Hand: „Politische Verfolgung als Fluchtursache von jungen Erwachsenen aus Guinea“.

Zuständig für Ausreise- und Perspektivberatung

Mittlerweile aber ist Aly Badara Touré dort gelandet, wo alles begonnen hat: beim Caritasverband Euskirchen. Dort ist er als Sozialarbeiter in der regionalen Flüchtlingsberatung angestellt, hilft anderen Geflüchteten bei ihrem Asylverfahren oder führt Ausreise- und Perspektivberatungen durch.

Noch immer ist der 30-Jährige nur geduldet in Deutschland, aber er ist einmal mehr optimistisch, dass sich das ändern wird und er bleiben darf. Das Aufenthaltsgesetzbuch hält zwei Varianten bereit, die auf Touré zutreffen können: eine Aufenthaltserlaubnis für qualifizierte Geduldete zum Zweck der Beschäftigung nach Paragraf 19d oder auch eine Aufenthaltserlaubnis wegen „nachhaltiger Integration“ nach Paragraf 25b.

Sympathie für deutsche Gesetzestexte

Paragrafen und deutsche Gesetzbücher schrecken Aly Badara Touré übrigens keineswegs ab. Im Gegenteil: „Man kann sich in Deutschland immer darauf verlassen, dass behördliche Entscheidungen auf der Grundlage dieser Paragrafen gefällt werden“, sagt er und klopft auf das vor ihm liegende Gesetzbuch. Das erscheine auf den ersten Blick manchmal hart, aber es sei „tausendmal besser als Entscheidungen, die auf der Grundlage von Geldgeschenken gefällt werden“. So, wie es in vielen Ländern der Welt an der Tagesordnung ist.

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Ob er so etwas wie Heimweh fühlt, wenn er an Guinea denkt? „Ja, ich vermisse meine Freunde und ganz besonders meine Mutter“, sagt er. Die sei sehr stolz, dass er es geschafft habe, selbstständig und in Sicherheit zu leben. „Irgendwann“, auch da bleibt Aly Badara Touré seinem Optimismus treu, „werde ich die Möglichkeit haben, sie in Guinea zu besuchen.“ Vorerst aber, das sei sein Ziel, „werde ich hier in Deutschland so vielen Menschen wie möglich helfen“.