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Glosse zum KlimanotstandDie Kreispolitik sollte von den Profis lernen

Lesezeit 2 Minuten
Klimanotstand

Climate Emergency oder klimagerechte Kreisentwicklung? Michael Schwarz fordert kreativere Namen.

  1. Im Euskirchener Kreistag wird aktuell über den Klimanotstand diskutiert.
  2. Michael Schwarz ist der Meinung, dass zuerst über die Namen der Anträge diskutiert werden sollte. Denn die seien zum Einschlafen.
  3. Wie die Kreispolitik in Zukunft besser vorgehen sollte.

Kreis Euskirchen – Echt jetzt, ihr Kreistagspolitiker? Lernt ihr denn gar nichts von euren Profis in Berlin? Offenkundig! Wie sonst wären die Grünen auf die glorreiche Idee gekommen, ihren Antrag zur Ausrufung des Klimanotstandes mit der schmissigen Überschrift „Der Kreistag unterstützt die Resolution zur Ausrufung des Climate Emergency“ zu versehen? Kein Wunder, dass das keinen vom Hocker reißt. Auch die CDU erwirbt sich mit ihrem Konter Verdienste als Einschlafhilfe. „Klimagerechte Kreisentwicklung“ ist ihr Antrag benannt. Wow!

Ministerien avancieren zu Werbeagenturen

Hallo, aufwachen! Wir leben in Zeiten, in denen Ministerien mehr und mehr zu Werbeagenturen avancieren und schon mit sexy Namen klarmachen, wie dufte ihre Arbeit ist. Unter einem „Gute-Kita-Gesetz“ oder „Starke-Familien-Gesetz“ läuft da gar nichts. Sonst lachen sich die coolen Start-up-CEOs in der Nachbarschaft unter der Berliner Käseglocke doch kringelig.

Michael Schwarz

Da sollten sich unsere Entscheidungsträger auf dem Lande mal ’ne Scheibe abschneiden. Sie müssen ja nicht gleich in die Seehofer’schen PR-Sphären steigen, der mit dem Label „Masterplan“ jegliche Zweifler ohne Umweg gekonnt in den Bereich des Nörglertums hievt.

Der Prima-Klima-Beschluss-Vorschlag

Also, ihr Grünen im Kreistag, entsorgt euren zum Scheitern verurteilten Klimanotstand-Antrag schnellstens in der Papiertonne und kommt gefälligst mit einem „Prima-Klima-Beschluss-Vorschlag“ um die Ecke, der dann, bitte schön, mit dem passenden Robert-Habeck-Unsere-Wahlsiege-machen-uns echt-demütig-Blick vorgetragen wird. Oder wie wäre es mit einem „Hüpfen-Lachen-Singen für-lau“-Antrag, liebe SPD. Dazu ein charmantes Franziska-Giffey-Lächeln aufgesetzt oder alternativ die nachdenklich-zerknirschte Respekt-Miene von Hubertus Heil – und schon habt ihr alle die im Sack, die über den Antrag für beitragsfreie Kita-Plätze friedlich ins Schlummern geraten sind.

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Und von euch, UWV, erwarten wir eine „Lecker-Grundwasser-Anfrage“, statt uns mit der Überschrift „Grundwasserspiegel im Kreis, hier: Anfrage der UWV-Fraktion“ zu quälen.

Politik, lernt das doch endlich mal, will im politischen Diskurs platziert werden wie Schoko-Riegel oder Mini-Salamis auf dem Konsumenten-Markt. Hier wie dort gilt: Wen interessieren schon die Inhalte?

Oder aber, liebe Kreispolitiker, ihr verschont uns auch weiterhin mit dem PR-Gedöns aus dem hippen Berlin-Mitte und traut uns einfach zu, uns selbst ein Bild davon zu machen, was ihr uns da anbietet – nachdem wir die Überschriften eurer Anträge hinter uns gebracht haben.