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„Wir müssen einfach bewässern“Golfplätze im Kreis Euskirchen leiden unter Dürre

Lesezeit 4 Minuten

Die Fairways sind verdorrt, lediglich die Grüns werden auf dem Golfplatz Burg Zievel bewässert.

Kreis Euskirchen – Tagtäglich checkt Tilman Wrede die Wetter-App auf seinem Handy. Auch bei Jochen Knappertz gehört der Blick auf die Wettervorhersage aktuell mehr denn je zur Tagesroutine. Beide interessieren sich dabei ganz besonders für die Regenwahrscheinlichkeit, denn die Chefs der beiden Golfplätze in Eschweiler bei Bad Münstereifel und an der Burg Zievel zwischen Satzvey, Lessenich und Antweiler sehnen den seit Wochen fast vollständig ausgebliebenen Regen herbei.

„Es müsste einfach mal ein paar Tage lang am Stück durchregnen“, wünscht sich Wrede, Geschäftsführer des Golfclubs Bad Münstereifel, während er über die verdorrten Fairways der 18-Loch-Anlage bei Eschweiler blickt. Gerade einmal fünfeinhalb Kilometer Luftlinie entfernt bietet sich Jochen Knappertz, dem Präsidenten des Golfclubs Burg Zievel, ein ganz ähnliches Bild: Ein Großteil der rund 60 Hektar großen Anlage gleicht eher der afrikanischen Savanne vor dem Beginn der Regenzeit denn einem hügeligen Wiesenareal am nördlichen Rand der Eifel.

Besondere Pflege auf den Grüns notwendig

„Das Problem sind die Grüns“, sagt Knappertz und meint damit den kurz geschorenen Zielbereich einer jeden Bahn: „Hier müssen wir einfach bewässern, denn die Grüns dürfen auf keinen Fall verbrennen.“ Zu groß und zu kostspielig wäre der Pflegeaufwand, wenn die Grüns komplett neu angelegt werden müssten.

Wrede stimmt zu: „Etwa 30.000 Euro würde die Erneuerung eines Grüns kosten, und außerdem müsste danach der Spielbetrieb drei Monate ruhen.“ Das wäre der wirtschaftliche Ruin für die Anlage, verdeutlicht Wrede: „Allein hier bei uns in Eschweiler hängen ja auch insgesamt 20 Arbeitsplätze dran.“

Trotz Bewässerung sind auf dem Grün bereits erste Schäden zu sehen. Tilman Wrede hofft auf ein baldiges Ende der Trockenheit.

Rund ein bis eineinhalb Hektar machen auf beiden Golfanlagen jeweils die Flächen aus, die derzeit bewässert werden. In Eschweiler kommt das wertvolle Nass aus der öffentlichen Wasserleitung und muss entsprechend bezahlt werden; auf Burg Zievel haben die Betreiber eine Genehmigung, Wasser aus dem durch das Gelände fließenden Kühlbach zu entnehmen. „Auch in den ähnlich trockenen Jahren 2018 und 2019 sind wir bereits an die Grenze der Wassermenge gestoßen, die wir aus dem Bach entnehmen dürfen“, berichtet Knappertz.

„In Umgang mit Trockenheit investieren“

Auch, wenn er sich das vielleicht wünschen würde: Die gesamte Golfplatzfläche rund um Burg Zievel könnte mit dem Wasser aus dem Bach gar nicht beregnet werden. „Wir müssen sparsam mit den Vorräten umgehen“, betont der Chef des rund 800 Mitglieder zählenden Clubs.

„Wir wollen auch nicht in eine neue Beregnungsanlage investieren – wir müssen in den Umgang mit dem Thema Trockenheit investieren“, so Knappertz weiter. Denn für ihn steht fest, dass sich das Problem durch den fortschreitenden Klimawandel noch verschärfen wird.

Beregnet wird nur nachts

Tilman Wrede vom Golfclub Bad Münstereifel teilt diese Prognose: „Alle Jahre seit 2018 – mit Ausnahme des vergangenen Jahres – waren zu trocken. Wir haben uns deshalb viele Gedanken gemacht, wie Wasser eingespart werden kann.“

Beregnet werden die Grüns daher nur nachts, damit es zu einer möglichst geringen Verdunstung kommt. „Außerdem überprüfen wir regelmäßig die Einstellung der Beregnungsanlage, damit tatsächlich nur die Bereiche gewässert werden, die es brauchen, und passen die Dauer der Beregnung an“, so Wrede.

Ein Millimeter längeres Gras

Auf beiden Golfplätzen werden die Grüns außerdem nicht mehr ganz so kurz gemäht: Vier Millimeter ist das Gras rund um das Loch hoch – nicht wie üblich nur drei Millimeter. Die Trockenheit führe aber nicht nur auf den Grüns und den Abschlägen, sondern auch in den Bereichen dazwischen, den so genannten Fairways, zu Schäden.

Golf-Burg Zievel-2

Der Unterschied zwischen den beregneten Grüns und den vertrockneten Fairways ist deutlich zu erkennen.

„Hier bei uns sind speziell die Löcher 13 und 17 betroffen“, berichtet Knappertz. Auf den südexponierten Hanglagen dieser Bahnen sei es besonders trocken. „Und wenn der Regen endlich kommt, wächst das Gras nicht flächig nach“, so Knappertz weiter. Dies mache dann umfangreiche Pflegearbeiten im Herbst notwendig, wenn nachgesät und nachgedüngt werden müsse.

Zahlende Gäste bleiben aus

Aber nicht nur die absehbaren „Reparaturarbeiten“ an den Plätzen belasten die Kassen der beiden Golfclubs im Kreis Euskirchen – es kommt bereits jetzt zu sinkenden Einnahmen, weil Gäste ausbleiben.

„Unsere Mitglieder halten uns natürlich die Treue, aber Gäste von außerhalb, die normalerweise gegen eine Gebühr unsere Anlage nutzen, spielen lieber auf Golfplätzen, die komplett bewässert werden“, hat Knappertz festgestellt. Die Anlagen seien dann komplett grün. Doch um welchen Preis? „Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte man das überdenken“, fordert Wrede.

Nicht nur Golfplätze betroffen

Unter der Trockenheit leiden derzeit auch andere Sportanlagen – zum Beispiel die Fußballplätze. In Mechernich trainiert die erste Mannschaft des TuS momentan wieder auf Asche im alten Eifel-Stadion, um den Rasenplatz am Sportzentrum zu schonen. „Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn der Platz ist dank unseres Platzwarts top in Schuss“, sagt Trainer David Kremer.

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Vier DIN-Rasenplätze gibt es allein auf dem Gebiet der Stadt Mechernich: in der Kernstadt am Schulzentrum (Foto), in Kommern, Firmenich und in Eiserfey. Sie zeichnen sich baubedingt durch eine gute Wasserdurchlässigkeit und hohe Vegetationsfreudigkeit aus. Deshalb werden auch diese Plätze derzeit alle bis zu dreimal in der Woche beregnet, um Schäden zu vermeiden.