Ausbildungsmarkt419 freie Ausbildungsstellen im Kreis Euskirchen warten auf Bewerber
Hellenthal/Kreis Euskirchen – Er ist das Paradebeispiel der Agentur für Arbeit, wenn es um außergewöhnliche Ausbildungsbetriebe geht: der Orgelbaubetrieb Weimbs in Hellenthal. Geschäftsführer Frank Weimbs führt den Betrieb in vierter Generation und bildet derzeit sechs junge Männer und Frauen zu Orgelbauern und eine Frau zur Tischlerin aus. Mangelndes Interesse oder Schwierigkeiten, die Ausbildungsplätze zu besetzen, hat Weimbs dabei noch nicht wahrgenommen – auch wenn die Bewerberzahlen seit Jahren rückläufig sind: von 15 Bewerbern auf nun sechs bis sieben Bewerber im Jahr.
419 Ausbildungsstellen sind unbesetzt
Ganz anders geht es da vielen Betrieben im Kreis Euskirchen, wie Patrizia Schiochet, Bereichsleiterin der Agentur für Arbeit in Brühl, berichtet: 419 Ausbildungsstellen sind im Kreis Euskirchen derzeit noch unbesetzt – bei 449 Bewerberinnen und Bewerbern, die noch nach Stellen suchen. Stellen gebe es also genug, Bewerber auch.
Dass beide nicht zusammenfinden, erklärt Waltraud Gräfen von der Industrie- und Handelskammer Aachen damit, dass es oftmals ein „Dismatch“ gibt: Auf der einen Seite gebe es noch viele offene Ausbildungsstellen als Kauffrau oder -mann im Einzelhandel, und ein Großteil der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber wünsche sich auch eine Ausbildung in diesem Bereich. Auf der anderen Seite werde aber oft im Mode-Einzelhandel gesucht, und die freien Stellen gebe es in anderen Bereichen. Dadurch kommen die Bewerber und freien Stellen nicht zusammen, so Gräfen.
Insgesamt zeichnet sie für den IHK-Bezirk kein besonders rosiges Bild: Im gesamten Bezirk waren im März dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr 13 Prozent weniger Stellen besetzt. Im Kreis Euskirchen sieht es noch schlimmer aus: Knappe 20 Prozent Rückgang verzeichnet die IHK hier. „Alle Betriebe suchen. Es war noch nie so einfach, eine Lehrstelle zu finden“, motiviert Gräfen. Besonders die Gastronomie, der Handel sowie die Metall- und Elektrobetriebe würden händeringend nach Auszubildenden suchen. Verantwortlich für die schlechten Zahlen macht Gräfen unter anderem die Corona-Pandemie: „Viele junge Menschen waren erstmal auf Pause, haben abgewartet. Digitale Angebote waren da auch kein Ersatz.“
36 Prozent mehr Lehrverträge im Kreis abgeschlossen
Mehr Mut macht da Uwe Günther von der Kreishandwerkerschaft: Im Handwerk habe es einen Zuwachs von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr gegeben. Und der Kreis Euskirchen ist Spitzenreiter, was die abgeschlossenen Lehrverträge angeht: 36 Prozent mehr Lehrverträge wurden hier im Handwerk unterschrieben. Besonders Anlagenmechatroniker im Heizungsbau, Elektroniker, Straßenbauer und Tischler hätten Zuwächse zu verzeichnen. Das liege auch daran, dass diese Berufe zukunftsweisend und in den nächsten Jahren sicher seien, so Günther.
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Jugendliche, die noch eine Ausbildungsstelle suchen, sollten sich schnellstmöglich an die Berufsberatung der Agentur für Arbeit vor Ort wenden, rät Schiochet. Ein Termin kann telefonisch unter 02251/797979, per E-Mail oder direkt über die Homepage vereinbart werden.