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„Kann eine Frau das überhaupt?“Hufschmiedin aus Euskirchen kämpft gegen Vorurteile

Lesezeit 5 Minuten
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Interessiert und neugierig schaut Nepomuk Beatrice Schneider dabei zu, wie sie seine Hufe bearbeitet.

Kreis Euskirchen – „Ich werde oft gefragt, ob eine Frau das wirklich könne. Auch weil ich recht klein bin“, erzählt Beatrice Schneider. Doch beobachtet man die 22-Jährige bei ihrer Arbeit, stellt sich diese Frage überhaupt nicht. Schneider kommt aus Palmersheim und ist staatlich anerkannte Hufbeschlagschmiedin.

Im September hat sie ihre Prüfung abgelegt und ist nun eine der ersten Hufschmiedinnen in der Region. Die 22-Jährige ist im Rhein-Sieg-Kreis, im Kreis Euskirchen und bis nach Monschau tätig.

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Die 22-Jährige ist selbstständige Hufbeschlagschmiedin.

„Eigentlich wollte ich zur Polizei, aber dafür bin ich zu klein“, berichtet Schneider. Ihr war schnell klar, dass es dann irgendetwas mit Pferden wird. Sie ist mit den Tieren groß geworden, ihre Familie hat selbst Pferde. „Wir hatten immer Probleme, Hufschmiede für unsere eigenen Pferde zu finden“, berichtet Schneider. Das wollte sie ändern und besser machen.

Hufbeschlag alle vier bis acht Wochen

Es ist 11 Uhr, der siebenjährige Nepomuk, ein Deutsches Reitpony, und der sechsjährige Quip, Welsh A Pony, warten auf die Schmiedin. Alle vier bis acht Wochen ist eine Hufbehandlung in der Regeln notwendig. „Hufe sind wie Füße. Wenn wir Menschen keine passenden Schuhe tragen ober eingewachsene Zehennägel haben, wollen wir auch nicht laufen“, zieht Schneider den Vergleich. Deswegen seien ordentliche Hufe so wichtig – und ein guter Hufschmied dazu. „Wir entscheiden über das komplette Wohlergehen“, sagt Schneider.

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Der Beruf „staatlich anerkannter Hufbeschlagschmied“ ist eine Männerdomäne. Amboss und Hammer gehören nach wie vor zum Job.

Hufschmiede arbeiten eng mit dem Veterinäramt und Tierärzten zusammen. Manchmal sind Schmiede auch Orthopäden, können Fehlstellungen korrigieren, Muskeln und Sehnen unterstützen oder entlasten, erklärt Schneider.

„Hufeisen sind wie eingelaufene Schuhe“

Wie bei Nepomuk: Das siebenjährige Deutsche Reitpony hat Probleme beim Abrollen und braucht dabei Unterstützung – deswegen die Hufeisen. „Die sind wie bereits eingelaufene Schuhe“, sagt die 22-Jährige lachend. Zunächst müssen die Eisen runter und der Huf vorbereitet werden. Dafür werden die Hufe mit einer Raspel, bestimmten Zange und einem Hufmesser gekürzt und ausgeschnitten, bevor die neu angepassten Eisen wieder drauf können. Schneider hat all ihr Equipment in einem Bulli, selbst Ofen und Amboss.

Staatlich anerkannte Hufbeschlagschmiedin

Die Ausbildung

Hufschmiedin oder Hufschmied ist ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf. Nach einem vierwöchigen Einführungslehrgang an einer staatlich anerkannten Hufbeschlagschule folgt eine mindestens zweijährige hauptberufliche Beschäftigung bei einem Hufbeschlagschmied oder -schmiedin. Ebenfalls erforderlich ist ein viermonatiger Vorbereitungslehrgang an einer Hufbeschlagschule, bevor die Prüfung beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (kurz: Lanuv) abgelegt werden kann.

In der Prüfung wird nicht nur Wissen über den Huf abgefragt, sondern das Pferd muss von der „Nasenspitze bis zum Schweif“ in Gang und Stand beurteilt werden können, berichtet Beatrice Schneider. An den Hufen lassen sich unter anderem Medikamentengabe, Verletzungen, der Stoffwechsel und eine Futterumstellung erkennen.

Um sich als Hufschmiedin oder Hufschmied selbstständig zu machen, schreibt das Lanuv eine andere, abgeschlossene Berufsausbildung vor. Schneider hat stattdessen eine zweijährige Weiterbildung absolviert. Insgesamt dauerte ihre Ausbildung dreieinhalb Jahre. Zusätzlich hat sie im Vorfeld eine Ausbildung zur Barhufpflegerin absolviert. Im Gegensatz zu Hufbeschlagschmieden dürfen Barhufpfleger nur den Huf an sich bearbeiten und Fehlstellungen korrigieren, das Pferd aber nicht mit Eisen beschlagen.

Deutschland hat weltweit eine der aufwendigsten Schmiedeausbildungen. Seit 2007 zählt das Lanuv mehr als 1500 Hufschmiede in NRW. (jes)

Nepomuk wird heiß beschlagen: Im Ofen werden die Eisen erhitzt und anschließend mit einem Hammer geformt. Noch heiß kommt das Eisen auf den Huf, damit kleinste Unebenheiten am Huf beseitigt werden. Ein weiterer Vorteil: Beim Aufbrennen bilden sich dort, wo die Nagellöcher auf dem Huf aufliegen, kleine Abdrücke. Dadurch, und durch den gesamten Abdruck des Eisens, kann Schneider exakt prüfen, ob das Eisen wirklich passt und im Zweifel nacharbeiten.

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Der Huf wird vor dem Beschlagen gekürzt und ausgeschnitten.

Nachdem die Eisen ausgekühlt sind, schleift Schneider bei den hinteren ein wenig Metall am vorderen Rand ab, damit es Nepomuk leichter fällt, den Huf abzurollen. Zum Schluss werden die Eisen mit Hufnägeln befestigt und die Nägel gekürzt.

Respekt vor Pferden ist angebracht

Schmerzen hat Nepomuk beim Beschlagen keine. Vielmehr langweilt er sich gegen Ende der Behandlung, bei der er ruhig auf seinem Platz stehen bleiben muss. „Ich habe viele nervöse Pferde, da muss ich immer viel Zeit einplanen und selber ruhig und entspannt drangehen“, sagt Schneider. Angst sei aus diesem Grund auch fehl am Platz: „Das spüren die Pferde und nutzen es aus.“ Respekt sei angebracht, schließlich handele es sich um Lebewesen mit eigenem Kopf. Da sei es auch schon vorgekommen, dass sie die ein oder andere Verletzung davongetragen habe: „Einmal hatte ich einen Trümmerbruch in der Hand, nachdem mich ein Pferd getreten hat. Das war noch in der Ausbildung“, erinnert sie sich.

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Kuscheleinheiten gehören auch zu dem Beruf.

Die 22-Jährige sei in der Region eine von wenigen Schmieden, die auch Pferde in Offenställen beschlage, erzählt sie: „Viele fahren nicht in Offenställe, weil es ihnen zu schmutzig ist.“ Allgemein sei es schwierig einen Schmied zu finden, weiß auch die Besitzerin von Nepomuk und Quip: „Viele Schmiede sind ausgebucht und nehmen keine neuen Pferde mehr. Außerdem muss das Verhältnis zwischen Pferd und Schmied stimmen“, so die Pferdehalterin. Denn dass zur Behandlung der Hufe auch mal Kuscheleinheiten gehören, besonders bei ängstlichen Pferden und Ponys, weiß Schneider ganz genau. Vor der Behandlung von Pony Quip wird der Sechsjährige erst einmal eine Runde von Schneider gekrault, um das Vertrauen zu gewinnen.

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„Letzte Woche war der Tierarzt da. Das mochte Quip nicht ganz so gerne“, sagt seine Besitzerin. Aus diesem Grund sei es gut, wenn ein Schmied auch von Pferden im Allgemeinen etwas verstehe, sind sich die beiden Frauen einig.