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BaugrundstückeBürgermeister Rudolf Westerburg erklärt, was Neubürger nach Hellenthal zieht

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt die Baustelle eines Familienhauses.

30 Baugrundstücke wurden 2023 in Hellenthal verkauft. Das ist Spitzenwert im Kreis Euskirchen. Der Häuslebau im Kreis ist stark zurückgegangen, doch Experten sehen auch wieder Licht am Horizont.

Hellenthal weist 2023 die meisten Baugrundstücksverkäufe im Kreis Euskirchen auf. Insgesamt sind die Zahlen eingebrochen. Doch es gibt Hoffnung.

Fragt man Bürgermeister Rudolf Westerburg, warum die Gemeinde Hellenthal 2023 zum zweiten Mal hintereinander die meisten Baugrundstücke kreisweit verkauft hat, antwortet er: „Landleben ist wieder in.“

Er frage immer wieder die Käufer, vor allem junge Familien, warum sie in Hellenthal ein Grundstück erworben hätten: „Dabei spielt zwischenzeitlich der günstigere Preis im Vergleich zum Ballungsraum keine entscheidende Rolle. Sie haben sich bewusst für Hellenthal entschieden.“

Wir verkaufen immer noch Grundstücke, wenn auch nicht mehr so exorbitant schnell, wie das noch vor ein paar Jahren der Fall war.
Georg Schmiedel, Mitgründer von F&S

Das Wohnklima, der Platz für Kinder, die verträgliche Entfernung von Geschäften sowie der leichtere Kontakt zum Nachbarn und zur Dorfgemeinschaft würden oft als Gründe genannt. Die Notwendigkeit, auf dem Land ein Auto haben zu müssen, gelte vielfach auch nicht mehr als Nachteil, so Westerburg, da die Erreichbarkeit auch in der Stadt zunehmend schwieriger mit Bus, Straßenbahn oder Auto sei.

Viele wollten zudem im Nutzgarten gesündere Lebensmittel anpflanzen, so Westerburg: „Dafür ist in der Stadt kein Platz.“ Kurzum, so Westerburg: „Wir brauchen uns nicht zu verstecken gegenüber dem Ballungsraum.“

Hellenthals Bürgermeister Rudolf Westerburg: „Landleben ist wieder in“

Während früher vielen auf dem Land zu wenig los gewesen sei, suchten sie heute verstärkt die Ruhe – „für sich selbst in einer zunehmend hektischeren Arbeitswelt und für ihre Kinder, die in einer natürlicheren Umgebung groß werden sollen“.

Mit 30 Kauffällen fanden 2023 in der Gemeinde Hellenthal 17,5 Prozent aller Veräußerungen von Baugrundstücken im Kreis statt. Wie dramatisch der Markt in diesem Bereich kreisweit an Schwung verloren hat, zeigt eine Langzeitbetrachtung, die dem kürzlich veröffentlichten Grundstücksmarktbericht 2024 des Gutachterausschusses beim Kreis Euskirchen zu entnehmen ist. 1993 gab es 787 Eigentümerwechsel von Baugrundstücken, 2023 waren es 172 und damit 533 weniger als noch 2020.

Die rückläufigen Zahlen ziehen sich durch alle Kommunen – bei den einen mehr, bei den anderen weniger. Der Gutachterausschuss nennt auch die Gründe: Da seien die überregionalen Ursachen wie gestiegene Zinsen und Baupreise, aber auch fehlendes Bauland in den Städten und Gemeinden. Denn es gebe immer noch Menschen, die finanziell in der Lage seien, zu bauen und zu vermieten oder sich selbst den Traum vom Eigenheim zu erfüllen.

Bauboom war gestern, doch Experten sehen Zeichen der Erholung

Die Entwicklung hat auch negative Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt insgesamt, wie Georg Schmiedel, Mitgründer des Euskirchener Projektentwicklers F&S concept, erläutert: Menschen, die kein Baugrundstück bekommen, müssten in ihren Wohnungen bleiben, die andere auf einem angespannten Wohnungsmarkt dringend bräuchten. Und knapper Wohnraum sorge für höhere Mieten.

„Diese Entwicklung hat sich weiter dramatisiert“, sagt Schmiedel. Er verweist auf aktuelle Erhebungen, wonach 2025 in Deutschland 1,2 Millionen Wohnungen fehlen würden.

„Wir verkaufen immer noch Grundstücke“, sagt Schmiedel, „wenn auch nicht mehr so exorbitant schnell, wie das noch vor ein paar Jahren der Fall war.“ Aber das Geschäft, das höre er auch von Banken, ziehe wieder an. Bevor sie ganz aufs Eigenheim verzichteten, machten viele Bauwillige lieber Abstriche bei der Größe und der Ausstattung, um so gestiegene Kosten auszugleichen.

Fast noch wichtiger als die Ein- oder Zweifamilienhäuser seien die Mehrgeschosshäuser, die F&S in seine Baugebiete integriere, „weil dort mehr Menschen auf dem Quadratmeter wohnen können“, so Schmiedel. Das entlaste auch die Städte und senke dort die Mieten. Es fehle an Bauland, so Schmiedel, „doch die Kommunen haben das erkannt“.