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Greifvogel verschwundenDas Hellenthaler Wildgehege vermisst seinen Kaiseradler „Asta“

Lesezeit 3 Minuten
Verschwundener Adler Hellenthal

Kaiseradlerdame „Asta“ ist vor zehn Tagen nicht von einem Freiflug zurückgekehrt.

Hellenthal – „Asta“ wird vermisst. Seit zehn Tagen ist die Kaiseradlerdame verschwunden, und immer noch gibt es keine Spur von ihr. Am 30. Januar startete sie mit neun anderen Adlern vom Wildgehege aus zu einem Freiflug. Doch anders als ihre Artgenossen kam sie nicht zurück.

Eigentlich sei es nicht ungewöhnlich, dass sie mal eine Nacht in der Freiheit verbringe, berichtet Karl Fischer, Leiter der Greifvogelstation. „Sie war schon mal ein oder zwei Tage weg, aber noch nie so lange“, sagt er besorgt. Denn wenn die Greifvögel in Hellenthal ihren Freiflug erhalten, sind sie wirklich frei und fliegen, wohin sie wollen. Kommen die Vögel mal nicht zurück, werden sie normalerweise in der Umgebung gesucht – und auch gefunden.

Der Kaiseradler ist 2008 in der Hellenthaler Station geschlüpft

Doch in diesen Tagen ist das anders gewesen. „An den nächsten Tagen war das Wetter so, dass wir sie nicht gefunden haben“, erklärt Fischer. Mittlerweile macht er sich ernsthafte Sorgen: „Entweder ist ihr etwas passiert oder sie ist einkassiert worden.“ Dass das Tier sich vor irgendetwas erschreckt haben könnte, hält er für unmöglich. „Der Vogel ist locker, der kennt alles“, beschreibt er das Tier.

„Asta" der Kaiseradler

Der Adler

Der Kaiseradler ist nur unwesentlich kleiner als der Steinadler. Deshalb ist „Asta“ auch nicht besonders unauffällig. Mit 70 Zentimetern Körpergröße und fast zwei Meter Spannweite ist sie doppelt so groß wie ein Bussard, der ihr in der Färbung ähnlich sieht. Allerdings ist der Kaiseradler eben wesentlich größer.

Bänder und Glöckchen hat „Asta“ an den Füßen. Es sei besonders wichtig, darauf zu achten, informiert die Greifvogelstation Hellenthal. „Wir fahren sonst hundertmal wegen einem Bussard raus, der auf der Wiese sitzt und auf eine Maus wartet“, sagt Karl Fischer. (sev)

Wohl niemand kennt „Asta“ so lange und so gut wie Fischer. Er hat den Vogel selbst aufgezogen. 2008 ist sie mit ihrem Bruder „Artus“ in der Greifvogelstation geschlüpft und erfolgreich von Fischer und seinem damaligen Kompagnon Horst Niesters großgezogen worden. Um eine erfolgreiche Nachzucht zu ermöglichen, griffen Fischer und Niesters auf einen Trick zurück. Da die Elternvögel mehrfach das Gelege zerstört hatten, nahmen sie den Tieren die Eier weg und schoben sie einem Weißkopfseeadler-Pärchen unter, das den Bruterfolg garantierte. Am 27. und 30. April 2008 schlüpften die Adler. Die Patenschaft übernahm Dr. Wolfgang Porsche, Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG.

Erste erfolgreiche Nachzucht der gefährdeten Art

Die Nachzucht der bedrohten Kaiseradler war eine Besonderheit und die erste, die in Hellenthal erfolgreich war. „Es gibt eine Population im Donau-Raum und eine kleine in Spanien“, so Ute Niesters, mit Fischer Geschäftsführerin des Wildgeheges. Die Art sei gefährdet, besonders die spanischen Vögel seien vom Aussterben bedroht.

Viele Anrufe habe es seit dem Verschwinden von „Asta“ bereits gegeben, berichtet Ute Niesters. Ein hilfreicher sei nicht darunter gewesen: „Asta ist fünfmal gleichzeitig in einem 300-Kilometer-Umkreis gesehen worden.“ Vor allem habe keiner der Anrufer bei den angeblichen Sichtungen die auffälligen Bändchen gesehen.

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Einen Hoffnungsschimmer gab es am Mittwochnachmittag. „Gerade hat sich der erste Anrufer gemeldet, der Bänder gesehen hat“, so Niesters. Sollte sich das bestätigen, sei es endlich möglich, die Suche einzugrenzen. Die markanten Bänder sind nicht nur Erkennungsmerkmal, sondern stellen auch eine Gefahr dar. Schließlich könne der Adler sich mit den Bändern in einem Ast verheddern, befürchtet Niesters. „Wir brauchen sie aber, sonst können wir den Vogel, wenn er zu uns auf die Hand kommt, nicht kontrollieren“, sagt sie. Ernähren könne der Vogel sich grundsätzlich auch in Freiheit ohne Probleme.