„Ausnahmepferd“Udenbrether Dirk Zöll und Wotan sind Vize-Europameister im Holzrücken
Hellenthal-Udenbreth – Er sei ein„absolutes Ausnahmepferd“, sagt Dirk Zöll aus Udenbreth über seinen Wotan – einen 18-jährigen blauen Belgier, der rund 850 Kilogramm auf die Waage bringt. Nun sind die beiden Vize-Euopameister geworden.
Wotan ist der ganze Stolz von Dirk Zöll. Zusammen sind die beiden in den Eifeler Wäldern unterwegs, holen boden- und naturschonend überall da Holzstämme aus dem Wald, wo schwere Maschinen nicht hinkommen oder zu viel kaputtmachen würden. Ihr Können stellen sie auch bei Wettbewerben im Holzrücken unter Beweis, so Ende August bei der Europameisterschaft in Kärnten oder am vergangenen Wochenende bei der Deutschen Meisterschaft in Lichtenau bei Paderborn.
Poltern ist Wotans Lieblingsaufgabe
„Das Poltern ist Wotans Lieblingsaufgabe“, sagt Zöll. Dabei muss das Pferd einen Holzstamm auf andere Holzstämme zum Stapeln hochziehen. Die Schwierigkeit dabei ist, die Stämme so zu platzieren, dass sie nicht wieder herunterfallen. Je nachdem, wo das Team aus Mensch und Pferd den Stamm ablegt, gibt es unterschiedlich viele Punkte – abhängig von der Schwierigkeit. „Ich bin jemand, der es gut machen möchte, und lasse mir dann auch mal mehr Zeit“, sagt Dirk Zöll. „Die Pferde merken, wenn ich Stress habe, und werden dann auch unruhig“, so der Udenbrether.
Wotan kann einen Baumstamm um zwei Zentimeter bewegen, und das nur auf Stimmkommando. Die Leinen braucht Zöll nicht unbedingt, um Wotan mitzuteilen, wo er hingehen muss. Etwas, was auch bei den Wettbewerben hilfreich ist.
Geschicklichkeitsparcours ist Wald nachempfunden
Wenn er so weit fahre, wie zur EM nach Kärnten, dann versucht Zöll natürlich alles, um eine Platzierung herauszuholen. Bei der Europameisterschaft reichte es für ihn und Wotan immerhin für Platz zwei. In Lichtenau hingegen gingen sie leer aus. Die Fehler, so Zöll, habe er gemacht, nicht Wotan.
Oft sei die Zeit bei Wettkämpfen sehr knapp bemessen und werde ihm zum Verhängnis, sagt Zöll. 15 Minuten hatten die Teilnehmer bei der Europameisterschaft zur Verfügung, um den Geschicklichkeitsparcours zu absolvieren, der den Gegebenheiten im Wald nachempfunden ist.
Von den Punkten lag er mit seinem Gegner gleich auf, doch Zöll benötigte knapp eine Minute länger als der Kontrahent. Neben dem Poltern muss Wotan auch Stämme durch enge Wendungen, über eine Brücke oder eine „Wippe“ transportieren, bei der das Pferd das Holz auf einem Querbalken ausbalancieren muss.
„Das machen wir ganz gerne, auch wenn das mehr für die Zuschauer ist“, sagt Zöll. Denn im Wald wird dieses Können nicht benötigt. Bei Wettkämpfen wiegen die Holzstämme auch nur etwa 200 Kilogramm und seien damit keine Last für die Pferde – ganz anders als im Wald, wo ein Stamm bis zu 1200 Kilogramm auf die Waage bringen kann, erzählt Zöll. Allerdings seien die Pferde auch extra für die Waldarbeit und das Ziehen von schweren Stämmen gezüchtet worden, stellt Zöll klar.
Obwohl ein Rückepferd sehr bodenschonend arbeitet, gibt es für Zöll und seinen besten Mitarbeiter keine Zunahme bei den Aufträgen. Derzeit arbeiten Mann und Ross viel mit dem Regionalforstamt Prüm zusammen.
Zöll bedauert, dass nicht mehr Pferde bei der Arbeit eingesetzt werden. Fünf bis sechs Stunden könne ein Rückepferd im Wald seinen Dienst tun, danach brauche es Ruhe. Denn die Arbeit sei nicht nur für die Muskeln anstrengend – die ganze Kraft für die Arbeit komme beim Pferd aus der Hinterhand –, sondern auch für den Kopf, erklärt Zöll.
Wotan ist Lehrmeister für dreijährigen Wallach
Wotan mache die Arbeit großen Spaß, sagt er. Kurze Zeit konnte der 18-jährige Wallach schon seinen Ruhestand genießen, aber Zöll merkte, dass der Belgier die Arbeit vermisste. „Das Pferd muss nichts machen, was es nicht möchte“, betont Zöll.
„Wenn es für die Pferde Stress wäre, würde ich die Fahrerei und Wettkämpfe nicht machen.“ Zweimal im Jahr bekommt Wotan eine osteopathische Behandlung, um gesund zu bleiben, wird regelmäßig Korrektur geritten und vor die Kutsche gespannt. Aktuell ist Wotan auch „Lehrmeister“ für Thor.
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Der junge dreijährige Hengst, den Zöll seit kurzem besitzt, soll ebenfalls einmal als Rückepferd arbeiten. Er habe bereits viel von Wotan gelernt. „Wotan ist das Herzstück, und Thor übernimmt seine Ruhe“, meint Zöll, der bereits Pläne für die Zukunft mit den beiden schmiedet: „Mein Ziel ist es, nächstes Jahr bei der Europameisterschaft in Wendlinghausen mit Wotan und Thor zweispännig zu starten.“