Vier Molcharten gibt es im Kreis Euskirchen, alle sind gefährdet und stehen unter Schutz. Ihr größter Feind: der Mensch und sein Auto.
Faszination HeimatDer Nabu schafft bei Hellenthal einen Rückzugsort für Molche
Es ist ein idyllischer Weg zu den Teichen des Naturschutzbundes (Nabu) in einem Bachtal bei Hellenthal. Von der Bundesstraße führt ein Landwirtschaftsweg vorbei an wilden Wiesen bis zum Waldrand, dann geht es durch ein eisernes Tor.
Hier hält Ulrich Pohl an und nimmt eine Sprühflasche von einem Holzstapel. Jeder, der das Gebiet um die Teiche betritt, muss sich die Schuhe desinfizieren. Der Grund: die Salamanderpest. Ein Pilz, der sich immer weiter ausbreitet und vor allem Feuersalamandern schwer zu schaffen macht. Noch sei nicht klar, wie er sich auf andere Amphibien wie Molche auswirke, so Pohl. Deshalb das Desinfizieren.
Nabu Euskirchen hat alte Forellenzuchtteiche gekauft
Ulrich Pohl ist Amphibien-Experte beim Nabu Euskirchen. Zusammen mit Marion Zöller kümmert er sich um das rund 1,5 Hektar große Areal, auf dem sich die Teiche befinden. Früher sei hier eine Forellenzucht betrieben worden, berichtet er. Das sei aber schon 20 Jahre her. 2023 kaufte der Nabu das Gebiet über die Stiftung Naturerbe NRW. Nun soll hier ein Rückzugsort für Amphibien entstehen.
Pohl geht zu einem der Teiche. Etwas verwunschen sieht er aus: ringsherum grüne Brennnesseln, im Hintergrund der Wald, und die Wasseroberfläche ist bedeckt mit hellgrünen Wasserlinsen.
Pohl steigt ans Ufer und zieht einen schwimmenden Korb an Land. Es handelt sich um eine Molch-Reuse. Der Unterschied zu anderen Reusen sei, dass sie schwimme, statt auf dem Grund zu liegen, erklärt Pohl. Das sei nötig, da die Molche immer wieder an die Wasseroberfläche schwimmen müssen, um Luft zu holen.
Molche bevorzugen Hügel und Wälder der Eifel
Zusammen mit Nabu-Kollegin Kerstin Jonke kippt Pohl den Inhalt der Reuse in einen Eimer mit Wasser. Gut 20 kleine schwarze Molche zählt er. „Alle Molche sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt“, berichtet der Experte. Sie gehörten zu den Schwanzlurchen und ließen sich in vier Arten unterteilen: Kammmolch, Fadenmolch, Bergmolch und Teichmolch.
Alle vier kommen im Kreis vor, allerdings bevorzugen sie laut Pohl die Hügel und Wälder der Eifel. Am seltensten sei der Kammmolch, der bis zu 20 Zentimetern groß werden könne, so der Experte. Auch an den Nabu-Teichen habe er diesen noch nicht entdeckt.
Fadenmolche und Bergmolche kann man gut auseinanderhalten
Pohl fischt einen Molch aus dem Eimer. Er trägt Einmalhandschuhe, um den Molch vor Pilzen oder Bakterien zu schützen. Es ist ein Fadenmolch. Den erkenne man gut daran, dass am Schwanzende noch ein dünner Faden hänge, erläutert Pohl und deutet auf das Hinterteil des Molches.
Er lässt ihn wieder ins Wasser und fängt einen zweiten Molch, der sich auf den ersten Blick kaum von dem ersten unterscheidet. Doch als Pohl ihn hochhält, ist zu erkennen, dass der Bauch des Molches orangefarben ist. Ein klares Erkennungszeichen des Bergmolches, so Pohl.
„Die meiste Zeit sind Molche an Land, nur zum Laichen gehen sie ins Wasser“, erklärt der Experte. Bald werden die Teiche des Nabu daher deutlich leerer sein. „Ich vermute, die Teichmolche sind schon weg“, sagt Pohl mit einem Blick in den Eimer.
Darin schwimmen nur Faden- und Bergmolche und ein großer Käfer. Pohl fischt ihn heraus. „Ein Gelbrandkäfer“, sagt er und weiter: „Das ist ein richtiges Raubtier.“ Gelbrandkäfer jagen und fressen Molche. Doch für Pohl, Jonke und Zöller ist er das geringste Problem.
Nutrias, Fischreiher und Waschbären machen ihnen mehr Sorgen. Nutrias jagen zwar keine Molche, aber sie fressen Wasserpflanzen. Diese wiederum brauchen die Molche laut Pohl, um ihren Laich daran abzulegen.
Größte Gefahr für Molche im Kreis Euskirchen: der Mensch
Fischreiher hingegen fressen Molche. Doch dagegen helfe der Teppich aus Wasserlinsen, der sich ab dem Frühjahr auf den Teichen bilde, so Zöller. Auch ein Reiher fische nicht gern im Trüben, scherzt sie.
Gegen den Waschbär allerdings helfe auch das nicht. „Wenn hier der Waschbär drin wäre, dann wären ganz schnell alle Amphibien zunichte“, berichtet Zöller. Das hohe Aufkommen an Weinbergschnecken verrate ihr aber, dass bisher noch kein Waschbär hierhin vorgedrungen sei. Wenn sie nur noch leere Schneckenhäuser finde, sei es Zeit, sich Sorgen zu machen.
Die größte Gefahr für die Molche, da sind sich die drei einig, gehe allerdings vom Menschen aus. Etwa, weil er die Lebensräume reduziere. Früher habe es auf den Wegen und Wiesen mehr tiefe Traktorenspuren gegeben, die sich mit Regenwasser füllten. Das genüge vielen Amphibien für die Laichsaison, so Zöller. Doch heute werde der Boden immer gleich verdichtet.
Das größere Problem sind laut den Experten aber Autos. Auf ihrem Weg zu den Laichgewässern müssen Molche oft Straßen queren. Ein gefährliches Unterfangen. Bald beginne die große Rückwanderung, von den Teichen weg, berichtet Pohl. Das werde wieder viele Amphibien das Leben kosten.
Er lässt die Molche wieder zurück in den Teich. Hier sind sie noch sicher.