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Besonderes ZusammenspielDer Schweizer „Blutadler“ hat auch Eifeler Wurzeln

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann und eine Frau, Übersetzerin Franziska Weyer und der Schweizer Autor Marc Voltenauer, sitzen an einem Tisch. Beide halten ein Buch in der Hand.

Mit seiner Übersetzerin Franziska Weyer stellte der Schweizer Autor Marc Voltenauer seinen Krimi „Die Nacht des Blutadlers“ vor.

Franziska Weyer aus Oberreifferscheid übersetzte den Roman des Schweizer Autoren Marc Voltenauer.

Mit einer interessanten Konstellation wartete die Lesung im Bürgerhaus in Oberreifferscheid auf. Zum einen ist der Hellenthaler Ortsteil nicht gerade als Mittelpunkt der literarischen Welt berühmt, zum anderen gab es hier einmal die Gelegenheit, Näheres zum Zusammenspiel zwischen dem fremdsprachigen Autor und seiner deutschen Übersetzerin zu erfahren.

Dass beide Punkte miteinander zusammenhängen, hat vor allem mit der Person Franziska Weyer zu tun. Sie ist professionelle Übersetzerin, schreibt auch selbst Bücher für den Emons-Verlag, vor allem aber lebt sie in Oberreifferscheid. Als nun Marc Voltenauer sein soeben auf Deutsch erschienenes drittes Buch „Die Nacht des Blutadlers“ auf einer Lesereise in der Region vorstellte, bot sich direkt an, quasi in Laufweite des Wohnhauses von Weyer auch eine Veranstaltung anzubieten. Rund 30 Zuschauer fanden sich im Bürgerhaus ein.

Marc Voltenauer schreibt auf Französisch und liest auf Deutsch

Dass Weyer Voltenauers Kriminalromane übersetzt habe, sei ein glücklicher Zufall, betonte der Autor, der aus der Westschweiz kommt. Er selbst spricht zwar Deutsch, aber seine Sprachkenntnisse seien nicht gut genug, um auch Bücher in Deutsch zu verfassen. So schreibt er in der Sprache, die er in der Schule lernte und in der sein deutscher Vater immer mit ihm spricht: auf Französisch.

Um ehrlich zu sein – als ich das erste Buch las, dachte ich, das es fast besser als das Original ist.
Marc Voltenauer

Doch so ist es Voltenauer möglich, anders als bei der jüngst erschienenen rumänischen Übersetzung seiner Kriminalromane, seine eigenen Bücher in einer anderen Sprache zu lesen. „Um ehrlich zu sein – als ich das erste Buch las, dachte ich, dass es fast besser als das Original ist“, gab er zu.

Doch der eigentliche Zufall ist, dass Weyer sogar den Schauplatz kennt, an dem Voltenauers Bücher spielen: ein kleines Bergdorf namens Gruyn in der Schweiz, in dem der Autor lebt. Denn Weyer hat nicht nur in Genf gelebt, sondern kennt sich auch in der Region so gut aus, dass sie über „111 Orte rund um den Genfer See, die man gesehen haben muss“ ein Buch verfasst hat. „Wenn Voltenauer eine Fahrt beschreibt, dann weiß ich genau, wann eine scharfe Kurve kommt“, sagte sie.

Franziska Weyer musste die richtigen Worte für die Bluttaten finden

Weyer hat schon viele Krimis übersetzt. Dabei sei die gelernte Buchhändlerin eigentlich gar kein Krimifan. „Mein Mann liest die sehr gerne, ich aber nicht so“, sagte sie. So sei es für sie am Anfang nicht einfach gewesen, für die beschriebenen Bluttaten Worte zu finden. „Der erste Krimi, den ich übersetzt habe, war sehr blutig“, erinnerte sie sich. Auch die Romane von Voltenauer sind recht blutrünstig. „Das sind Bilder, die lange im Kopf bleiben“, beschrieb sie die Intensität ihrer Arbeit. Doch am Ende sei es dann ihre Sprache.

Um die vielen Fakten, mit denen Krimiautoren ihre Bücher würzen, angemessen übersetzen zu können, müsse sie mit Fachleuten sprechen, etwa Pathologen und Zahnärzten, um Details über den Zahnstatus einer Leiche zu erfahren, oder Waffenexperten. „Um zu beschreiben, wie ein Auftragskiller eine Makarow-Pistole zerlegt, habe ich einen Bauplan aus dem Internet verwendet und gehofft, dass die Polizei nicht meinen Suchverlauf im Browser kontrolliert“, scherzte sie.

Bei der Lesung wurde aus dem Nähkästchen geplaudert

„Franziska ist es gelungen, meinen Rhythmus und die Sprache aus dem Französischen ins Deutsche zu übertragen“, stellte Voltenauer fest. Sechs Kriminalromane hat er mittlerweile verfasst, drei davon sind auch auf Deutsch erschienen. In dem jüngst erschienenen habe er seinen Kommissar Andreas Auer aus dem Schweizer Bergdorf auf die schwedische Insel Gotland „verpflanzt“.

Zwei Gründe seien dafür ausschlaggebend gewesen: Zum einen sei seine Mutter Schwedin, so dass seine Muttersprache Schwedisch sei. Dadurch habe er auch ein Haus auf Gotland, in dem er ein Jahr verbracht habe, um „Die Nacht der Blutadler“ zu schreiben. Außerdem sei er ein Fan der schwedischen Kriminalromane und habe schon lange in dem Stil arbeiten wollen.

Mehrere Passagen aus der „Nacht des Blutadlers“ las der Autor für sein Publikum. Auch seine Übersetzerin kam während der Veranstaltung zu Wort. Detailliert gab Voltenauer Auskunft über sich, seine Romane und auch sein Verhältnis zu dem Ermittler in seinen Büchern. Dafür sei der Name Andreas Auer nach dem Vorbild des Schriftstellers aufgebaut. „Andreas ist mein zweiter Vorname und Auer das Ende meines Nachnamens, das aber auch gut in anderen Sprachen funktioniert“, plauderte er aus dem schriftstellerischen Nähkästchen.

„Ich wollte nicht noch einen Kommissar, der Depressionen hat und zu viel Alkohol trinkt“, fuhr er fort. Deshalb habe sein Ermittler keine Probleme, lebe, genau wie der Autor, mit einem festen Partner zusammen, trinke gern einen Whisky, rauche eine Zigarre und habe eine Katze und einen Hund. Doch gerade im letzten Punkt würden die Gemeinsamkeiten enden: „Ich habe zwar eine Katze, aber keinen Hund.“